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Die zweite Sündfluth

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Die zweite Sündfluth
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 48, S. 707–708
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[707] Die zweite Sündfluth. Am ersten November 1570, am Tage aller Heiligen, wurde Ostfriesland von einer Wasserfluth heimgesucht, die eine der größten ist, die sich je an dieser Küste ereignet hat. Sie ist in der Geschichte [708] unter dem Namen der Allerheiligenfluth, oder wegen ihrer weiten Ausdehnung, der großen Anzahl der erblaßten Menschen und des unersetzlichen Schadens an Vieh, Häusern und Ländern, mit dem Namen der zweiten Sündfluth von den Schriftstellern und der Nachkommenschaft benannt worden. Von Calais bis Dänemark, von Frankreich bis zur Elbe hinauf, verloren dabei 100,000 Menschen ihr Leben in den Wellen. Sie begann des Abends mit einem Sturme aus Nordwesten und hielt zweimal vierundzwanzig Stunden an. Wir wollen uns nicht auf die Verwüstungen einlassen, die sie in Brabant, Holland, Friesland, Gröningen und zwischen der Weser bis an Ditmarsen und Nordstrand angerichtet hat, sondern bleiben blos bei Ostfriesland stehen, von welchem uns Tilemann Dothias Wiarda in seiner ostfriesischen Geschichte Folgendes berichtet: Die Deiche konnten der Gewalt der Wellen nicht widerstehen, sie brachen an verschiedenen Stellen durch und so stand fast das ganze Land unter Wasser. Emden war wie eine Insel anzusehen. Das Seewasser erstreckte sich beinahe bis mitten in das Land. Es floß an der einen Seite bis nach Bagband, an der andern bis nach Walle hin. Menschen, Vieh, Häuser wurden von der gewaltigen Fluth fortgerissen.

Harlingerland verlor nach einer noch vorhandenen besonderen Liste in dieser Fluth 796 Menschen, 411 Pferde, 961 Füllen, 1336 Schweine, 1438 Schafe, 115 Ochsen, 1841 Kühe, 1361 Stück einjähriges Hornvieh und 270 weggespülte Häuser. Weil Harlingerland so sehr gelitten, verordnete der damals regierende Graf Erich von Richberg, daß an dem Allerheiligen-Tage jährlich ein Buß- und Bettag gehalten werden sollte. Ostfriedland – man hat kein genaues Verzeichnis davon – soll 3000, die Herrschaft Jever 400, Rüstringen 1000 und Butjadingerland 4000 Menschen eingebüßt haben.