Dielmann-Album
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Carl Milani-Werlé &
Phil. Ried-Heyl.
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Wer kennt nicht Dielmann’s herzige Idyllen aus dem hessischen Schwalmgrunde! Mit dem ganzen Zauber schlichter, aus der Wirklichkeit geschöpfter Poesie malen sie uns die heitere Seite seines kräftigen Landvolkes, das mit seiner originellen Tracht, mit seinen frischen, kräftigen, lebensfrohen Gestalten besonders geeignet ist zu künstlerischer Darstellung. Wie aus Hebel’s allemanischen Gedichten die lieblichen und ernsten Gestalten des badischen Oberlandes klar und bestimmt, man möchte sagen plastisch hervortreten, so bedürfen Dielmann’s Bilder des hessischen Landlebens der Worte nicht; sie sprechen selbst deutlich und warm zum Herzen.
Dielmann ist wie kein anderer, der Darsteller des heitern, geniessenden Landlebens; die ruhigen, freundlichen Zustände, die aufjauchzende Lust, das naive Scherzen und Necken des Landvolks schildert er in seinen Bildern. Der Reiz des ländlichen Lebens ruht aber in der Verschmelzung mit der Natur. Daher wählt er am liebsten zum Local die freie Natur; blauer Himmel, Gras und Büsche fehlen selten, und der liebe Sonnenschein muss seinen poetischen Schimmer über das Alltägliche ausbreiten. Wer hat nicht schon auf seinen Wanderungen bei ganz gewöhnlichen Scenen, am Brunnen des Dorfes, auf der holperigen Strasse, im ärmlichen Hofe, den überall Unvermögen und Zerbröckelung umgiebt, in einzelnen Momenten eine unbeschreibliche Poesie empfunden! Und wenn er dann wiedergekommen, war’s als sei Alles wie verwandelt, so arm und bloss und drückend. Solche Momente, deren Reiz zum Theil wohl in der eigenen Stimmung, zum grösseren Theil aber in der äusseren Beleuchtung, zufälligen Zusammenstellung, in dem geheimen Weben der Natur, kurz in der ganzen augenblicklichen Harmonie der äusseren Scene mit dem innerlich befriedigten Menschendasein liegt, weiss Dielmann, weil er in der Natur lebt und webt, herauszufinden und mit bewunderungswürdiger Treue und Sinnigkeit darzustellen. Man kann sein Kunstleben ein Naturschlendern nennen. Absichtslos durchzieht er die Dörfer, spricht und scherzt mit dem Landvolk, und ohne einen bestimmten Zweck, ohne eine Idee, zu der er nur die Gestalt suchte, überlässt er sich mit sinnigem, warmem Gemüthe den Eindrücken der Natur und ihrer Menschen, bereit aufzuthun, wenn es an’s Herz klopft, und aufzunehmen, was ihm geboten wird. So findet er denn Dinge, die hundert Andern entgehen, reizend, werth der Darstellung, und hat das Geheimniss, sie so darzustellen, dass sie Jedem reizend erscheinen müssen. Und das ist gleich, so fertig es in seinem Innern der glückliche Augenblick hervorgerufen, ebenso treu und meisterhaft auf das Papier geworfen, oft mit wenig feinen Strichen, mit wenig Farbe. Daher liebt er vor Allem die Aquarellzeichnung, von der leicht skizzirten Einzelfigur bis zum ausgeführtesten Gruppenbilde, und ist hier einer der vollendetsten Meister.
Aus der zahllosen Fülle von Compositionen, die Jacob Fürchtegott Dielmann (geboren zu Frankfurt a. M. im Jahre 1809) seit 1834, wo er nach Düsseldorf zog, dort und einige Jahre später in seiner Vaterstadt gezeichnet hat, wird in dieser Sammlung eine ausgezeichnete Auswahl geboten, die seine Meisterschaft der Charakterisirung in den verschiedenartigsten Gruppirungen darthut. Nur die wenigsten von ihnen sind bereits im Stahlstich oder in colorirten Lithographieen vervielfältigt.
„Der hartköpfige, schlaue Bauer“ (1), „Das schlafende Mädchen“ (2), „Die sinnende Kleine“ (3) als Einzelfiguren; „Das liebende Pärchen“ (4), „Der Grossvater sein Enkelchen herzend“ (5), „Die Enkelin bei der fleissigen Grossmutter“ (6) als kleinste Gruppen; „Die Kinder bei der Suppe“ (7), „Die lustigen Dirnen in der Schmiede des Invaliden“ (8) (ursprünglich ein grösseres Oelbild) als grössere Gruppen; dann die grossen Kindergruppen: „Die Andacht der Kinder vor dem Bilde der Himmelskönigin“ (9), „Das Blumenopfer der frommen Kinder“ (10) und „Die kleinen Gratulanten“ (11); und endlich das reiche Schlussbild „Ein Sonntag-Nachmittag auf dem Lande“ (12), die Perle der Sammlung, ein Bild, das in Gedanken, Zeichnung und Aquarellirung zum Schönsten und Feinsten dieser Art gezählt werden muss.
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Der hartköpfige, schlaue Bauer
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Das schlafende Mädchen
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Die sinnende Kleine
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Das liebende Pärchen
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Der Grossvater, sein Enkelchen herzend
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Die Enkelin bei der fleissigen Grossmutter
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Die Kinder bei der Suppe
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Die lustigen Dirnen in der Schmiede des Invaliden
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Die Andacht der Kinder vor dem Bilde der Himmelskönigin
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Das Blumenopfer der frommen Kinder
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Die kleinen Gratulanten
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Ein Sonntag-Nachmittag auf dem Lande
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ handschriftlich eingefügt