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Dr. Versmann, Bürgermeister von Hamburg †

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: H. D.
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Titel: Dr. Versmann, Bürgermeister von Hamburg †
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 18, S. 548_d
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[548_d] Dr. Versmann, Bürgermeister von Hamburg †. Der greise Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Johannes Georg Andreas Versmann, ist am 28. Juli dieses Jahres gestorben. In ihm ist ein hervorragender Mann dahingeschieden, dessen Name nicht allein in der Geschichte seiner Vaterstadt glänzen, sondern auch in der des Reichs zu allen Zeiten mit hohen Ehren genannt werden wird.

Am 7. Dezember 1820 als Sohn einer schlichten Bürgerfamilie in Hamburg-St. Pauli geboren, trat Versmann, nachdem er in Göttingen, Jena und Heidelberg erst Medizin, dann Rechts- und Staatswissenschaften studiert hatte, im Jahre 1844 als Doktor der Rechte in das öffentliche Leben seiner Vaterstadt ein, die sich damals nach dem großen Brand auch innerlich neuzubauen begann. Das Jahr 1848 rief ihn unter Schleswig-Holsteins Fahnen, und er nahm an dem Gefecht von Bau teil, in dem sein jüngerer Bruder fiel. Nach dem schmählichen Ende von Malmö in die Heimat zurückgekehrt, wirkte der von den Ideen der Zeit durchglühte Mann mehr als ein Jahrzehnt in den Reihen der liberalen Opposition, die in Wort und Schrift für eine Aenderung der veralteten Verfassung und Verwaltung thätig war. Als diese im Jahr 1859 vorläufig zustande gekommen war, trat Dr. Versmann zunächst als Deputierter des Handelsgerichts in die „Bürgerschaft“ ein, die ihn sofort zu ihrem Präsidenten wählte; zwei Jahre später erfolgte seine Wahl in den Senat, dem er somit 38 Jahre lang angehört hat. Ein Mann von ungewöhnlicher Begabung und Willenskraft, dabei von feinen, liebenswürdigen Formen, hat Versmann im Lauf der Jahre auf allen Gebieten des inneren Lebens seiner Vaterstadt eine hervorragende, vielfach im besten Sinn reformatorische Thätigkeit entfaltet. So erschien er als der rechte Mann für die ungemein schwierige Situation, die für Hamburg entstand, als Fürst Bismarck – der Vertröstungen müde – im Frühjahr 1880 den Zollanschluß Hamburgs zu erzwingen sich anschickte. Den entschlossenen Willen des Gewaltigen hat auch Versmann nicht aufzuhalten vermocht, aber er hat sich selbst, hamburgisches Wesen und hamburgische Politik bei dem großen Gegner in Respekt zu setzen gewußt. Es ist wesentlich mit sein Verdienst, wenn die neue Ordnung der Dinge eine Gestalt gewann, mit der jetzt längst alle Gemüter in Hamburg aufrichtig versöhnt sind, und wenn verhältnismäßig bald nach den heißen Kämpfen ein so herzliches Verhältnis zwischen der alten Hansestadt und ihrem großen Nachbarn und Ehrenbürger entstehen konnte. Seit 1880 hat Versmann ununterbrochen dem Bundesrat angehört, von 1887 ab bekleidete er in dem üblichen Turnus das Bürgermeisteramt. Von Kaiser Wilhelm II vielfach ausgezeichnet, mit dem Fürsten Bismarck in dessen letzten Lebensjahren in aufrichtiger Freundschaft verbunden, eine glänzende Verkörperung hanseatischer Tüchtigkeit und republikanischen Gemeinsinnes, dabei dem großen deutschen Vaterland mit ganzem Herzen ergeben, zuletzt ein allverehrter Patriarch, so hat Bürgermeister Dr. Versmann bis zu seinem Ende des höchsten Bürgeramtes, das in deutschen Landen vergeben wird, ehren- und segensvoll gewaltet. H. D.