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Dritter Bericht über die Tätigkeit des folkloristischen Forscherbundes „FF“

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Textdaten
Autor: Kaarle Krohn
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Titel: Dritter Bericht über die Tätigkeit des folkloristischen Forscherbundes „FF“
Untertitel:
aus: Folklore Fellows’ Communications No. 12
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1913
Verlag: Suomalaisen Tiedeakatemian Kustantama
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Erscheinungsort: Hamina
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Michigan-USA*, Commons
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[1]
FF COMMUNICATIONS No. 12.


Dritter bericht
über die tätigkeit
des folkloristischen forscherbundes „FF“.


Wie aus dem ersten berichte hervorgeht, hat der bund „FF“ in Deutschland vom anfang an die unterstützung getreuer freunde gehabt. Bei der grossen anzahl volkskundlicher vereine in den deutschen ländern schien es jedoch schwierig, eine geordnete verbindung mit allen zu stande zu bringen.

Der vorsitzende des Verbandes deutscher vereine für volkskunde, prof. dr. E. Mogk in Leipzig, führte die verhandlungen ins rechte geleis, als er in einem briefe 1911/1010 an Axel Olrik den gedanken aussprach, dass diese ganze grosse korporation am bunde „FF“ teilnehmen könnte: „Vor allen will ich mitteilen, dass ich – und ich glaube, ich kann hier für den verband sprechen –, also dass wir alles aufbieten werden, um die sache des „FF“ zu fördern, da wir schon längst eine vereinigung dieser internationalen wissenschaft für nötig gehalten haben. Sie wissen ja, dass unser verband – in dem „deutsch“ in ethnographischer, nicht in politischer bedeutung gebraucht ist – alle vereine Deutschlands, Österreichs und der Schweiz umfasst, die sich die wissenschaftliche pflege der volkskunde zur aufgabe gestellt haben. Ich habe schon längst geplant und will es bei der nächsten hauptversammlung vorschlagen, dass wir auch die niederländischen (holländischen) vereine mit zum beitritt auffordern. – Jetzt haben wir nun auch eine Zentralstelle in Hamburg erhalten, wo alle fäden zusammen laufen und wohin die einzel- (landes- und provinzial-) vereine verzeichnisse [2] von dem in ihren händen befindlichen material einsenden sollen. Die stadt Hamburg hat die räumlichkeiten zur verfügung gestellt, und prof. dr. Lauffer, mein stellvertreter im verbande und der vorsitzende der abteilung für volkskunde in dem Verband der geschichts- und altertumsvereine, hat die oberleitung darüber.

Ich möchte Ihnen nun folgenden vorschlag machen: Der verband tritt in corpore dem „FF“ bei. Ich würde, wenn Sie damit einverstanden sind, einen diesbezüglichen antrag stellen. Dadurch gliedern sich zugleich die einzelnen provinzial-, bez. landes-vereine dem „FF“ an. Die vermittlung geschieht durch die zentrale. Will also ein arbeiter über etwas aufschluss haben, so wendet er sich an den vorstand des lokalvereins, und dieser an die zentrale nach Hamburg, die dann die verbindung herstellt. Gewiss ist dieser weg etwas umständlich, aber er führt m. e. nur zum ziele, wenn wir alle lokalvereine, wie Sie die provinzialvereine bezeichnen, in den „FF“ bund hereinziehen wollen. Die antwort des „FF“ braucht aber dann nicht über die zentrale zu gehen, sondern erfolgt direkt an den lokalverein, der sie seinem mitglied zuzustellen hat und der von diesem zugleich auch die entstandenen kosten einzieht. Derselbe weg ist auch beim kauf der Schriften einzuschlagen. Ich nehme also an:

Im Verein für sächsische volkskunde abonnieren 10 mitglieder auf publikationen des „FF“. Diese melden sich bei ihrem vorstand in Dresden. Von hier aus erfolgt dann die anzeige nach der zentrale in Hamburg. Letztere sammelt die abonnentenzahl aller lokalvereine und teilt sie der leitung des „FF“ mit, der dann die exemplare an die lokalvereine[1] versendet und von diesen dafür den betrag erhält.

[3] Etwas schwierigkeiten macht § 5 der statuten. Hier können wir uns nicht auf die deutsche zentralverwaltung beschränken, sondern müssen die provinzialverwaltungen mit zu worte kommen lassen. Auf unsere verhältnisse angewendet würde ich dem § die fassung gegeben haben: „Jeder landes-, bez. lokalverein wird beim „FF“ durch einen vorstand, bez. einer von diesem bestimmten person vertreten“. Wollten wir uns auf die teilnahme von ortschaften einlassen, es würde alles zerfahren und eine konzentration fast gar nicht möglich sein. Über die landes-, bez. provinzialvereine können wir wenigstens bei uns nicht hinausgehen.

Klar müssten wir uns weiter über den begriff „mitglied“ werden. So wie Sie sich den bund denken, müssen wir m. e. scheiden zwischen direkten und indirekten mitgliedern. Direkte sind nur korporationen, und mit diesen verkehrt nur die leitung. Indirekter dagegen kann jede person werden, die durch den „FF“ vorteile zu erlangen hofft. Aber die indirekten mitglieder können nicht in direkter verbindung mit dem „FF“ stehen, sondern nur durch den vorstand des lokalvereins, dem sie angehören. Es wäre am besten, wenn für letztere die bezeichnung „mitglied“ ganz ausschiede, so dass wie in unserm verbande der „FF“ nur aus korporativen mitgliedern besteht. Wohl kein spezialforscher, der an dem „FF“ interesse hat, gehört nicht wenigstens einem volkskundlichen vereine an, durch den er erreichen kann, was er braucht.

So wünsche ich dem „FF“ die beste zukunft zum heile und vorteile unsrer jungen Wissenschaft.“

Am vereinstage 198/611 in Einbeck wurde von prof. Mogk der beitritt des Verbandes der deutschen vereine für volkskunde zum bunde „FF“ vorgeschlagen. Der ausschuss des bundes hatte die absicht gehabt, sich durch eins ihrer mitglieder bei dieser gelegenheit vertreten zu lassen; leider war es wegen unvorhergesehener hindernisse nicht möglich. Nach sympathischem gutachten der bestrebungen des bundes [4] wurde der antrag dem bunde „FF“ beizutreten von der tagesordnung für dieses mal abgesetzt, da man über die durch den beitritt erwachsenen verpflichtungen noch nicht klar war; der antrag sollte dagegen nochmals auf die tagesordnung der nächsten versammlung gesetzt werden. Ein entwurf Axel Olriks wurde jedoch vom ausschusse des „FF“ brieflich vorgelegt und schien im prinzip den beifall der vertreter des Verbandes gewonnen zu haben.

Der nach der absagung prof. Mogks gewählte vorsitzende prof. dr. John Meier sandte 196/812 dem ausschusse des „FF“ bundes zum unterschreiben folgende übereinkunft, welche 1929/912 in der vertreterversammlung des Verbandes deutscher vereine für volkskunde in Giessen bestätigt wurde.


Der Verband deutscher vereine für volkskunde, vertreten durch seinen geschäftsführenden ausschuss, und der ausschuss des Folkloristischen forscherbunds schliessen folgende übereinkunft, die vom tage der unterzeichnung an in kraft treten soll:

1. Der geschäftsführende ausschuss des Verbandes deutscher vereine für volkskunde erklärt sich bereit, als hauptstelle des „FF“ für die in ihm vertretenen länder (Deutschland, Österreich-Ungarn, Schweiz) zu fungieren, soweit die deutsche volkskunde in betracht kommt.

2. Die einzelnen mitglieder des Verbandes (vereine und anstalten) erhalten auf ihren antrag die rechte und pflichten der nebenstellen (lokalzentralen) des „FF“. Doch sind diese nur dann zum unentgeltlichen bezuge des FF Communications (FFC) berechtigt, wenn sie unter ihren mitgliedern zahlende bezieher der FFC haben und zugleich bedeutendere sammlungen besitzen. Solche vollberechtigten nebenstellen werden unter zustimmung des „FF“ ausschusses vom geschäftsführenden ausschuss des Verbandes gebildet. Die jetzt schon existierenden nebenstellen des „FF“ [5] (Berlin, Leipzig, Prag) werden vom geschäftsführenden ausschuss des Verbandes anerkannt.

3. Jedes mitglied der in den Verband aufgenommnen vereine und anstalten ist berechtigt, durch den Verband

a) auf bestellung durch die in frage kommende nebenstelle (vereinsvorstand oder anstaltsvorstand) FFC und FF Publications zu ermässigten preisen zu beziehen;
b) unter bürgschaft der in frage kommenden nebenstelle (vereinsvorstand oder anstaltsvorstand) volkskundliches material durch vermittlung des „FF“ zu bestellen.

4. Alle die, welche so FFC beziehen, sind stimmberechtigte mitglieder des „FF“.

5. Änderungen dieser übereinkunft können nur von der abgeordnetenversammlung des Verbandes unter zustimmung des „FF“-ausschusses vorgenommen werden.

6. Weder der Verband selbst, noch ein mitglied des Verbandes sind zu irgendwelchen weiteren leistungen an den „FF“ verpflichtet, als sie in dieser übereinkunft enthalten sind.

7. Eine kündigung dieser ganzen übereinkunft kann nur halbjährlich auf den 1. januar von jedem der beiden kontrahenten erfolgen.

Freiburg im Breisgau[WS 1] und Kopenhagen den 8 Oktober 1912.

Verband deutscher vereine für volkskunde.
John Meier.

Verein „FF“ (Folkloristischer forscherbund). Ausschuss.
Johannes Bolte.      Kaarle Krohn.
Axel Olrik. C. W. v. Sydow.


[6] Infolge dieser übereinkunft werden, wie bereits prof. Mogk angedeutet hat, einige veränderungen in den statuten des „FF“-bundes nötig sein. Um diese zu bewerkstelligen und überhaupt die statuten festzustellen, müsste, wie prof. Mogk schon am 1927/1211 vorschlug, ein internationaler kongress, auf dem alles persönlich verhandelt werden könnte, ins auge gefasst werden.


Ausser den früher erwähnten berliner, sächsischen und deutschböhmischen lokalvereinen haben sich die schweizerischen und bairischen vereine für volkskunde dem „FF“-bund angeschlossen.

In Schweden sind zwei lokalvereine gegründet worden, einer in Lund und einer in Uppsala.

In Athen ist von prof. N. G. Polites eine auskunftstelle für das griechische material errichtet worden.

In Petersburg hat in der sitzung der Ethnographischen gesellschaft am 5/18 märz 1911 dr. A. D. Rudnev einen vortrag über die tätigkeit des bundes und über den anschluss der russischen folkloristen an denselben gehalten, welcher in Živaja Starina 1911 und auch als sonderabdruck erschienen ist.

In Moskau hat die Ethnographische abteilung der Kaiserlichen gesellschaft der freunde der naturkunde, anthropologie und ethnographie eine folkloristische kommission gegründet. Diese hat im mai 1912 ein programm für die einsammlung von erzeugnissen der volksliteratur herausgegeben. Prof. dr. Wl. Gordlewsky hat freundlichst versprochen auskunft über die dortigen sammlungen zu geben.

In Kazan hat ein junger märchenforscher, dr. W. Anderson das grösste interesse für die sache des „FF“-bundes bewiesen, dessen mitgliedern er bereits mit wertvollen auskünften behülflich gewesen ist.

In Dorpat hat der bibliothekar der Estnischen literaturgesellschaft [7] pastor M. I. Eisen eine estnische lokalverwaltung gebildet.

Die regste tätigkeit von allen lokalvereinen des „FF“-bundes hat während dieser zeit der ungarische lokalverein aufzuweisen, wie aus einem besonderen berichte des sekretärs dr. Aladár Bán hervorgeht.


9. Budapest, Ungarn (Neue Mitglieder).

Gragger Robert, dr., professor am paedagogium.

Szalay Ladislaus, baron, ministerialrat, direktor des Ungarischen nationalmuseums, präsident der Ungarischen ethnographischen gesellschaft.

10. Dorpat (Jurjew), Livland.

Lokalverwaltung der folkloristischen sammlungen der Estnischen literaturgesellschaft (Eesti kirjanduse selts) und der privatsammlung des pastors M. I. Eisen.

Adresse: Pastor M. I. Eisen, Dorpat (Jurjew), Livland.

11. Lund, Schweden.

Adresse: dr. C. W. von Sydow, Lund.

Praeses und sekretär: C. W. von Sydow, dr., dozent der nordischen und vergleichenden volkskunde.

Sven Berg, aktuarius.

Åke Campbell, kandidat.

Harry Maiander, kandidat.

Preben Noderman, kapellmeister der domkirche (volkslied, volksmusik).

Tobias Norlind, dozent der literatur- und musikgeschichte, Tomelilla (volksmusik, volkslied).

Olof Sundin, amanuensis.

E. Wrangel, dr. professor der ästhetik sowie der literatur- und kunstgeschichte.

Kgl. Universitätsbibliotheket i Lund.

12. Upsala, Schweden.

Adresse: Dr. Sven Lampa, Uppsala.

[8] Sekretär: Sven Lampa, dr., dozent der schwedischen volkskunde.

Praeses: J. A. Lundell, dr., professor der slavischen sprachen.

Oscar Almgren, dr., dozent der nordischen und vergleichenden altertumskunde.

Eric Erici, kandidat.

Arvid Enqvist, kandidat.

Lennart Kjellberg, dr., dozent der klassichen archäologie.

Nathan Lindqvist, dr.

Nils Lithberg, amanuensis, Stockholm.

Oskar Lundberg, amanuensis.

Nordiska seminariet i Uppsala.

Edgar Reuterskiöld, dr., dozent der religionsgeschichte.

J. Sahlgren, dr., dozent der schwedischen sprache.

Josef Sandström, dr.

Hans Sperberg, dr.

Sven Tunberg, dr., dozent der geschichte.

Kgl. Universitätsbibliotheket i Uppsala.

13. Athen, Griechenland.

Auskunftstelle: professor, dr. N. G. Polites, Athen.

14. Kazan, Russland.

Auskunftstelle: dr. Walter Anderson, Kazan, (г. Казань, ул. Гоголя, д. Котельниковой, кв. Мазингъ).

15. Basel, Schweiz.

Adresse: Prof. dr. E. Hoffmann-Krayer, Basel, Hirzbodenweg 44.

Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde.

16. München, Bayern.

Verein für bayrische Volkskunde und Mundartforschung.


Zu den im zweiten berichte angekündigten arbeiten für FFC sind noch folgende versprochen worden:

[9] Ein variantenverzeichnis der griechischen märchen von dr. G. A. Megas im auftrage der Griechischen gesellschaft für volkskunde.

Ein variantenverzeichnis der tschuwaschischen märchen von dr. W. Anderson in Kazan.

Ein motivregister zu Antti Aarnes verzeichnis von märchentypen von C. W. von Sydow.


Unter den an die redaction gesandten publikationen steht eine im engsten zusammenhang mit den bestrebungen des „FF“-bundes: der erste band der „Anmerkungen zu den Kinder- u. Hausmärchen der Brüder Grimm“, neu bearbeitet von Johannes Bolte und Georg Polívka (Leipzig 1913, geh. m. 12, geb. m. 14). Dieses die märchenvarianten der ganzen welt umfassende riesenwerk wird für jeden märchenforscher ein unentbehrlicher wegweiser und quellenanzeiger sein. Auf die baldige fortsetzung dieses mächtigen förderers der märchenkunde hoffen in gespannter erwartung alle arbeiter auf dem folkloristischen gebiete.

Einen ausführlichen bericht über die tschechischen märchensammlungen enthält Václav Tilles České pohadky do roku 1848 (Tschechische märchen bis zum jahre 1848), in den publikationen der Tschechischen akademie (III 30, Prag 1909). Ein register der märchenstoffe und motive ist diesem beachtenswerten werke beigefügt.

Von besonderer bedeutung für die forscher europäischer volkslieder ist die „Bibliographie des deutschen Volksliedes in Böhmen“, zusammengestellt von Dr. Gustaf Jungbauer (Beiträge zur deutsch-böhmischen Volkskunde. Im auftrage der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen, geleitet von Prof. Dr. Adolf Hauffen, XI Band, Prag 1913. 8 Kr.).


Einen neuen lehrstuhl für unsere wissenschaft zeigt die antrittsvorlesung des hochverdienten folkloristen prof. [10] Giuseppe Pitré in Palermo an: Per la inaugurazione del corso di demopsicologia nella R. Università di Palermo 1912/111 (in den akten der R. Accademia di Scienze, Lettere ed Arti, ser. 3a, vol. IX).

An der universität zu Kopenhagen existiert seit dem 1 april 1913 eine professur der nordischen volkskunde (folkeminder).


In einem briefe 1920/312 an den vorsitzenden des schwedischen ido-bundes dr. J. Guinchard, welcher die frage von der bedeutung einer weltsprache für die wissenschaft an verschiedene gelehrte gerichtet und ihre antworten in der ido-zeitschrift Mondo veröffentlicht hat, macht dr. C. W. von Sydow den vorschlag durch übersetzungen von schwerer zugänglichen märchensammlungen in die idosprache der folkloristischen wissenschaft und zugleich der verbreitung dieser weltsprache zu dienen.

Unabhängig von den bestrebungen des „FF“-bundes hat pastor A. L. Stahl in Mahrenberg (Steiermark) in der esperantistenzeitschrift La revuo 1912, den gedanken eines internationalen katalogs aller märchen der welt als vorarbeit zu einer märchensammlung der ganzen welt ausgesprochen. Seine absicht ist zunächst, den nutzen der esperantosprache durch ein internationales wissenschaftliches unternehmen, welches allgemeine anerkennung beanspruchen kann, zu beweisen. Er fordert alle gebildeten esperantisten auf, an der katalogisierungsarbeit jeder in seinem lande teilzunehmen. Der katalog soll umfassen: 1) die materialsammlungen, d. h. die titel der existierenden märchensammlungen und der einzeln publizierten märchen, im letzterem falle mit angabe, wo sie zu finden sind; 2) werke und aufsätze über die märchen; 3) einen alphabetischen index aller märchen, nach dem hauptthema geordnet mit angabe, in welchen ländern sie vorkommen.

Dieser aufruf, auf welchen mich ein finnischer esperantist, [11] stud. Vilho Setälä, aufmerksam gemacht hat, verdient alle beachtung seitens der märchenforscher, welche von einer internationalen sprachlichen bewegung eine ähnliche hülfe erhalten könnten, wie sie sie in fast jedem lande von der nationalen sprachlichen bewegung erhalten haben. Zwar kann gegen den vorgeschlagenen plan die bemerkung gemacht werden, dass die richtige angabe der hauptthemata keine so einfache arbeit ist, dass jeder gebildete sie ohne vorstudien leisten könnte, und dass mit der blossen angabe der zufälligen titel der märchen, die in den verschiedenen sammlungen variieren, dem forscher wenig gedient ist. In einer bibliographischen arbeit kommt auch die esperantosprache wenig zur geltung. Wie aus FFC 6 ersichtlich ist, genügen in einem kataloge der märchenvarianten die blossen ziffern und namen.

Anders verhält es sich mit dem geplanten sammelwerke sämtlicher märchen der welt. Natürlich ist es unmöglich alle varianten in extenso abzudrucken. Aber eine derartige inhaltsangabe aller varianten, wie sie z. b. Aarne in FFC 11 zu einem märchen gibt, sämtliche märchen umfassend, würde der vergleichenden motivforschung genüge leisten und wäre kein typographisch unerreichbares ziel. Die sprache, in welcher dies werk erschiene, müsste ein jeder märchenforscher lernen. Wahrscheinlich würde sich das esperanto oder ido zu dem möglichst gedrängten stile der inhaltsangabe eignen. Keinen märchenforscher, der sich mit sprachen abgeplagt hat, würden die paar stunden, welche die erlernung des „schlüssels“ erfordert, abschrecken. Wenn die esperantisten oder idisten, um den nutzen ihrer sprache für die wissenschaft zu beweisen, an diesem druckwerke mitarbeiten und zu den kosten mitbeitragen wollen, so werden die märchenforscher natürlich diese förderung ihrer wissenschaft anzuerkennen wissen.

Die esperantisten und idisten könnten jedoch ohne besondere kosten der märchenforschung direkt dienen: [12] durch aufzeichnen der märchen aus dem volksmunde und übersetzen derselben ins esperanto oder ido. Die sammeltätigkeit erstreckt sich heutzutage auf die aussereuropäischen länder. Es existieren grosse handschriftliche sammlungen in sprachen, die von wenigen märchenforschern verstanden werden, und mit dem erwachen des nationalen intresses entstehen überall einheimische sammler. Dadurch dass eine internationale sprache diese sammlungen dem forscher zugänglich machte, könnte sie selbst auf ein erhöhtes interesse rechnen. Der esperantist oder idist wäre nicht einmal genötigt die märchen aus dem volksmunde selbst aufzuzeichnen. Er könnte aus einer handschrift oder einem seltenen druckwerke übersetzen. Diese von Sydow vorgeschlagende arbeit wäre für den übersetzer selbst eine gute übung, zugleich aber eine direkte förderung der märchenwissenschaft, wenn sie an einen den forschern zugänglichen ort gesandt würde. Es müsste dann ausser den nationalen märchensammlungen eine zentralstelle für handschriftliche übersetzungen aller märchen der welt errichtet werden.

Dr. A. Bán hat den vorschlag gemacht FFC zu einer periodischen zeitschrift umzubilden. Die verwirklichung dieses beachtenswerten planes erfordert jedoch eine fertig geordnete mitarbeiterschaft. Das erscheinen des vorliegenden bandes ist ausschliesslich dr. A. Aarne zu verdanken. Die folgenden bände werden hoffentlich in kürzeren fristen erscheinen können, bis eine regelmässige publikationsserie organisiert worden ist.

Im auftrage des redaktionsausschusses     
Kaarle Krohn.     

  1. Ich glaube, Ihre bezeichnung „lokalverein“ (in den statuten) deckt sich mit dem was wir „landes-, bez. provinzialverein“ nennen. Nur letztere kennen wir. Über den begriff „lokalverein“ müssten wir uns noch verständigen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Brieisgau