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Eigene Arbeit, Ausstellungen, 1951

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: Eigene Arbeit, Ausstellungen, 1951
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Entstehungsdatum: 1951
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Tagebuchauszüge zum Thema Eigene Arbeit, Ausstellungen von 1951
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Einführung

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Der Artikel Eigene Arbeit, Ausstellungen, 1951 zeigt die von Stefan Isensee im Rahmen seines Werkes „Eigene Arbeit, Ausstellungen“ zusammengestellten Tagebuchauszüge von 1951. Textauslassungen wurden mit [...] gekennzeichnet, eingefügte Erläuterungen von Stefan Isensee in eckigen Klammern kursiv [Erläuterung].

Tagebuchauszüge

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[1]
Aschermittwoch, 7. Febr. 51.     

[...] [1]      An dem Bilde, an dem ich male –, nach dem Birkenwerder Motiv, gibt es viele Schwierigkeiten. Jetzt habe ich alles endlich so weit hin, aber der Vordergrund ist noch nicht gelöst. Ich hoffe, daß ich heute endlich die Lösung gefunden habe. Dr. R. sah das Bild u. wußte damit nichts anzufangen. Er meinte: „wer kauft sowas?” – Ich fragte zurück, was ihm daran nicht gefiele. Er sagte, es mache auf ihn den Eindruck eines Kinderspielzeugs. Ich sage: „Nun ja, das will ich wohl auch“. Ich setzte ihm auseinander, daß ich beim Malen ganz genau dasselbe Vergnügen hätte wie ein Kind, welches mit seinem Baukasten eine Stadt zusammenbaut. Das Kind tut das, weil ihm das Bauen eines Raumes Vergnügen macht, u. ich tue genau dasselbe. Ich führte ihn in den von mir gemalten Raum hinein, wobei mich Elisab. in einer sehr ausgezeichneten Weise unterstützte. Sie sprach nicht von Ästhetik oder sonst gelerntem Kram, sondern sie sprach aus einem echten Erlebnis heraus, sodaß man unmittelbar fühlte, daß sie wirklich in diesem Bilde drin ist u. den [2] gemalten Raum erlebt u. mit ihrer Fantasie erfüllt. Ich war ordentlich überrascht davon u. war ungemein erfreut. [...]

[2] Ich kann in der DDR nirgends ausstellen, weil es mich anwidert, Kumpels, Mauer u. Eisengießer zu malen. Heute kann bei uns ein Maler nur dann Anspruch auf Interesse haben, wenn er Arbeiter malt. Wir andern malen ein Bild nach dem anderen u. stellen es gegen die Wand, u. daß ist bestimmt nicht das, was ich mir einst unter meinem Künstler=Beruf vorgestellt habe. Es gehört schon recht viel zähe Energie dazu, trotzdem weiter zu malen u. wenn nicht von Zeit zu Zeit mal ein paar Leute herkämen, um sich die Bilder anzusehen, würde es ganz schlimm sein.

     Nachdem Elisab. in so verständnisvoller u. sehr überzeugender Weise von meinem Bilde gesprochen hatte, sagte Dr. R., daß er nun das Bild mit ganz anderen Augen ansähe, daß es ihm jetzt sogar sehr gefiele. – Ich freute mich sehr.! Solche Besuche von Interessenten regen mich doch sehr an, man hat das unbedingt nötig.

[3]
Mittwoch, 18. Juli 51.     

[...] [4] Gott will durch mich die Materie erfahren, ich bin Organ Gottes u. dazu bestimmt, an der Erlösung und Vergöttlichung der Materie mitzuarbeiten. Und ich tue das mit meiner Malerei so gut ich eben kann. Ich male nicht, um die äußere Schönheit der Natur wiederzugeben, wie die abendländischen Künstler das seit der Renaissance bis zum Impressionismus getan haben, sondern ich versuche, das innere Wesen u. die Gesetzmäßigkeit der Erscheinung klar hinzustellen. Wieweit mir das gelingt, ist eine müßige Frage, es kommt nur auf die Absicht an. Meine Malerei ist der Versuch der Erlösung der Materie aus ihrer Stofflichkeit –, u. so fühle ich mich als Mitarbeiter Gottes am Erlösungswerk. – [...]

[5]
Donnerstag, 18. Okt. 51.     

[...] [5] Gestern legte ich das neue Bild an: „Erstaunte Kobolde“ – Dieses Bild verspricht außerordentlich gut zu werden, es ist sehr frisch u. stark in den Farben, blau, gelb, grün u. rot u. dabei sehr lustig u. amüsant. Obwohl dieses Bild ganz aus abstrakten Formen entstanden ist, die sich rein zufällig aus Flecken auf der Rückseite einer alten Leinewand ergaben, auf die ich den Bahnhof Friedrichstraße malte, spricht es doch gerade durch seinen fantastisch=koboldhaften Inhalt an. – Das ist nun sehr interessant. – Eines meiner besten Bilder, die jetzt in meinem Atelier an der Wand hängen, [6] ist das kleine Sonnenblumenbild, das ich erst kürzlich malte u. das mir immer besser gefällt, je länger ich es ansehe. Aber dieses Bild läßt den Beschauer dennoch kalt, wie ich neulich sah, als Dr. Richter mit Herrn Nagel u. den Damen hier waren. Das Bild ist zu abstrakt u. hat weiter keinen Inhalt. Das neue Koboltbild ist an sich noch abstrakter, aber dadurch, daß ich in die Formen Augen u. Nasen u. Münder hineingemalt habe, bekommt es etwas Gegenständliches oder Begriffliches u. dadurch wird es sofort interessant. Vom Standpunkt der absoluten Malerei aus gesehen sind diese Gesichtsandeutungen völlig überflüssig, sie haben mit der eigentlichen Bildgestaltung nichts zu tun u. könnten ebensogut nicht vorhanden sein die Formgestalt des Bildes würde dadurch nicht berührt; aber das Bild würde dann uninteressant sein. Es ist das ebenso wie bei dem Hofer'schen Karnevalsabend in der Ausstellung des Künstlerbundes. Die Figuren in diesem Bilde haben mit der Bildgestaltung selbst nichts zu tun, sie sind eine Zugabe, aber durch diese wird das Bild erst interessant. Ohne sie würde das Bild zwar seinen formal=künstlerischen Wert ungeschmälert behalten, aber es würde nicht so interessant sein, es würde den Beschauer nicht so ansprechen.

     Andererseits darf ein solch gegenständlicher Bildinhalt nicht so stark sein, daß er das Bild beherrscht oder gar zur Hauptsache wird. Dann kommt man unweigerlich zu dieser albernen Inhaltsmalerei, wie sie hier im Osten von den Banausen verlangt wird u. wo der Inhalt die Hauptsache u. die künstlerische Bildgestaltung ganz unwichtig wird. Bei meinem Bilde „Bahnhof Friedrichstraße“ z.B. ist es auch so Ich hätte dieses Bild vielleicht besser völlig abstrakt malen sollen, aber es wäre dann so geworden, daß garkeine Beziehung zum gegenständlichen Inhalt mehr vorhanden gewesen wäre. Formal wäre es dann vielleicht besser geworden, aber der Beschauer hätte keine Beziehung mehr dazu gefunden, das Bild hätte nicht angesprochen, – so wie das Sonnenblumenbild. – Es ist eben sehr schwer, die richtige Grenze zu finden zwischen der Abstraktion u. der erkennbaren Gegenständlichkeit. [...]