Eigene Arbeit, Ausstellungen, 1953
Einführung
[Bearbeiten]Der Artikel Eigene Arbeit, Ausstellungen, 1953 zeigt die von Stefan Isensee im Rahmen seines Werkes „Eigene Arbeit, Ausstellungen“ zusammengestellten Tagebuchauszüge von 1953. Textauslassungen wurden mit [...] gekennzeichnet, eingefügte Erläuterungen von Stefan Isensee in eckigen Klammern kursiv [Erläuterung].
Tagebuchauszüge
[Bearbeiten][...] [2] Sehr viele meiner Kollegen aus der Novembergruppe sind heute irgend etwas. Sie sind zwar größtenteils viel weniger künstlerisch begabt wie ich selbst u. was sie leisten, ist meist nichts Besonderes, aber sie haben sich doch wenigstens eine gesicherte, soziale Position errungen. Ich dagegen bin der Ehemann einer jungen Frau, Vater eines reizenden Kindes, aber künstlerisch bin ich so gut wie eine Null. Wenn ich die Bilder an den Wänden meines Ateliers betrachte, so finde ich nicht, daß sie eine epochemachende große Sensation sind. Ich mache nichts wirklich Neues, Originelles im Sinne wie die Großen, etwa Picasso oder andere; aber was ich mache ist gut, meine Bilder haben künstlerische Kultur, sie sind ernsthaft u. verantwortungsvoll u. sind besser als manche anderen derer, die heute einen großen Namen haben u. sich breit spreizen. Und doch bin ich eine Null, denn niemand kennt u. sieht diese Bilder, es ist so als ob sie garnicht existierten. [...]
[3] Seit 1944, als ich wieder anfing, zu malen, also vor zehn Jahren, habe ich bis heute insgesamt 134 Bilder gemalt von denen ich allerdings einige übermalt habe, sodaß sie doppelt gezählt sind, es mögen aber doch rund 130 Bilder sein, welche tatsächlich existieren. Von diesen habe ich drei Stück an Else verkauft, eins wurde an einen Herrn Zieger u. eins an Herrn Dr. Krohn in Meißen verkauft, eins an die Bundesregierung, eins an Charlotte Sinn u. eins an Frau Dr. Falke verkauft, eins an Dr. Richter so gut wie verschenkt. Ich habe also in zehn Jahren ganze neun Bilder verkauft von 130 Stück! – Fünf weitere Bilder habe ich in dieser Zeit verschenkt u. zwei sind verliehen, also so gut wie verschenkt. Es sind also gerade sechzehn Bilder aus meinem Atelier hinausgegangen, das ist alles. Eine wahrhaft prächtige Bilanz von zehn Jahren Arbeit. Ich meine, ich hätte allen Grund, über diesen Mißerfolg sehr betrübt zu sein, aber noch betrübter bin ich, daß ich bei E. so gut wie garkein Verständnis für diese meine Betrübnis finde. Es ist eine sehr naive Vorstellung vieler Laien, die meinen, es müßte uns Künstlern völlig genügen, Werke zu schaffen, Anerkennung zu suchen finden sie geradezu minderwertig als Eitelkeit u. Materialismus. [...]