Eigentlicher Bericht der Stadt Stade / Der Burg und Brömer-Vörde / Wie die Burg / Buxtehude / Ottersberg / Vehrden / Rodenburg / Bremer-Vörde / und andere Vestungen im Stifft an die Alliirte übergangen / und die Belagerung Stade ihrem Anfang genommen
Der gleiche Text ist mit anderer Karte auch unter dem Titel Eigendlicher Grundriß Der Stadt Stade / der Burg und Bremer Voerde. als Einblattdruck erschienen. SLUB Dresden (Deutsche Fotothek).
Wie die Burg / Buxtehude / Ottersberg / Vehrden / Rodenburg /
Bremer-Vörde / und andere Vestungen im
Stifft an die Alliirte übergangen / und die Belagerung
Stade ihrem Anfang genommen.
[2] Nachdem der Bischoff von Münster etliche 1000. Mann in der Graffschafft Lippe und umb Minden zusammen gezogen / und nebenst etlich 1000. Chur-Brandenburgischen eine Armee von 12. biß 14000. Mann bey einander gebracht / hat Er sich Anfangs des Städtchen Tedinghausen bemächtiget / nachgehends bey Böllen sich gestellet / als ob er daselbst die Weser passieren und ins Stifft einbrechen wolle / weil aber die Schweden alda die Uberkunfft mit starcken Canoniren etliche Tage verwehret / als sind sie endlich mit Bremer Eichen oben und unterhalb der Stadt Bremen den 15. Septemb. dieses ietztlauffenden Jahrs übergekommen / wor auff die Schweden sich von der Weser zurück nacher Stade gezogen / entzwischen sind die Dänische in 3000. Mann starck auch über die Weser gesetzet. So bald die Münsterischen hinüber kommen / haben sie die Burg also fort berennen lassen / unterdessen verliessen die Schweden die Schantze Langewehl / nachdem sie vorher die Stücke alda in den Graben geworffen. Wie nun auf die Burg mit Stücken zuspielen der Anfang gemachet worden / und eine Bombe des Commendanten Hauß übern hauffen geworffen / die Teutschen auch nicht fechten wollen / hat sich der Commendant genöthiget befunden / nach etwa 24. Stunden währender Belagerung sich an die Alliirten zu ergeben / die Officirer sind abmarchiret / die gemeinen Knechte aber untergestecket worden. Unterdessen wie die Münsterische oder Brandenburgische an dieser Seiten im Stifft den Meister spielten / kamen 9. Holländische und Brandenburgische Kriegs- und 10. Schmack-Schiffe auff die Weser vor Carolsburg / und nachdem selbige einige
[3] Tage starck darauff Canoniret / und bereits zimliche Bressen an der Wasser-Seiten geschossen / haben sie etliche 100. Mann ans Land gesetzet / welche sich mit den obgemeldten Dänischen conjungieren / und also zu Lande den Ort auch attaquiren solten; Wie nun diese gelandet / sind die auß Carolsburg mit 3. kleinen Stücklein auf selbige außgefallen / die aber dermassen empfangen worden / daß sie mit zimblichen Verlust an Volck / worunter 2. Capitäne / und obgenandte Stücke / wieder zurück kehren müsten. Wie aber des folgenden Tages etliche Compagnien Reuter und Dragoner auß Stade in Carolsburg ankommen / und gedachte Holländer solches innen worden / haben sie sich in der Nacht auß ihren Verschantzungen wieder nach den Schiffen begeben wollen / sind aber von den Reutern und Dragonern auß Carolsburg übereilet / und mehrentheils ohne was mit den Chalouppen noch zu den Schiffen / und sonsten im Lande Würsten sich mit der Flucht salviret hat / gefangen worden. Nachgehends haben sie auch die auß dem Oldenburgischen ins Land Wörden gekommene Dänische Völcker zerstreuet / und derselben gleichfals viel gefangen genommen / daß also in diesen beeden Scharmützeln die Schweden über 600. Gefangene / theils zu Stade und theils zu Carolsburg eingebracht haben / worauf die Belagerung Carolsburg auffgehoben worden / und haben sich 7. von denen Krieges-Schiffen nach der Elbe begeben / alwo sie sich unten und oberhalb der Schwinge vor Stade auffgehalten. Entzwischen gienge das Städtlein Vehrden auch an die Alliirten über / und verliessen die Schweden auch Böllemer-Schantze und führten die Stücke / Ammunition und Proviant in Evern nach Stade. Ottersberg könnte der Gewalt auch nicht länger wiederstehen / denn nachdem der Commendant kranck darnieder lag / und Feuer in die Vestung geschossen ward / wurde selbige an der einen Seite erstiegen / da unterdeß die
[4] Guarnison sich mehrentheils auß der andern Seite salvirte. Und hat Rodenburg sich der Alliirten Bottmässigkeit auch gutwillig unterworffen. Unterdeß näherten sich die Zellische und Oßnabrückische Völcker dem Stifft auch / gestalt selbige über Pattensen und Harburg vor Buxtehude gerücket / und mit Zuziehung der Münsterische selbigen Ort mit Feuer einwerffen und Canoniren dergestalt geängstiget haben / daß innerhalb 2. Tagen bey 300. Feuer-Kugeln / Granaten / Bomben und Stinckpötten hinein geworffen worden / und ob zwar Anfangs 3. Häuser dadurch abgebrand / so hat doch GOtt die Stadt durch unverdrossenen Fleiß der Bürger dergestalt bewahret / daß kein einiger Mensch darinnen zu tode kommen / nur einer verwundet / der Belagerer aber etliche umbs Leben kommen. Wie nun die Belagerer mit ihren Lauffgraben biß an des Garst Thor avanciret / und darauff ein General Sturm erfolgen sollen / haben die Geistlichen und andere den Commendanten zum Accord überredet / welcher darinn bestanden / daß die Guarnision mit Sack und Pack / vollen Gewehr / und 2. Stücken außziehen und nach Stade convoyret werden solle. Nach Eroberung Buxtehude sind die Fürstl. Lüneburgische und Alliirte Völcker vor Bremer-Vörde gerücket / welches sich auch nach einer Belagerung von etwa 3. Tagen mit Accord ergeben. Diesem nach / ist Stade berennet worden / weil aber daselbst eine gute Besatzung / versuchte Obristen / und von allem einen Uberfluß ist / als wird man von dannen viel rühmliche Actiones zu hören haben.