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Ein Ball im Manöver

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: F. R.
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Titel: Ein Ball im Manöver
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 38, S. 640, 641, 648
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[640]

Ein Ball im Manöver.
Nach einer Originalzeichnung von Paul Hey.

[648] Ein Ball im Manöver. (Zu dem Bilde S. 640 und 641.) „Morgen rückt das Militär ein!“ geht es als neueste Kunde durch das Städtchen. Es hat keine Garnison, nur ein Bezirkskommando, bekommt aber fast alljährlich während der Manöver auf längere oder kürzere Zeit Einquartierung. Diesmal erwartet man dasselbe Bataillon, das auch im vorigen Jahre schon hier war, nebst dem Regimentsstabe. Es wird morgen nach beendeter Uebung einrücken und auch den folgenden Ruhetag in dem dadurch in förmliche Aufregung versetzten Städtchen bleiben. – Zwei junge Damen begegnen einander auf dem Marktplatz: „Weißt Du es schon, Anna?“ ruft die eine der Freundin ganz erregt entgegen. – „Ja, natürlich weiß ich’s, und sogar noch mehr,“ lautet die Antwort. „Soeben war Vorstandssitzuug in der ‚Harmonie‘. Sie haben beschlossen, daß morgen abend im Harmoniegarten italienische Nacht nebst Ball im Freien sein soll.“ – „Jst’s wahr? O, das ist ja herrlich!“ – Und es wurde in der That so herrlich, wie nur das ahnungsvolle Gemüt eines tanzlustigen Mägdeleins es sich im voraus ausmalen konnte. Der große Garten der „Harmonie“ – so heißt die Gesellschaft der Honoratioren – strahlt in dem magischen Glanze der Lampions und zu Guirlanden aneinandergereihten Papierlaternen, und von dem erhöhten Podium läßt die Regimentskapelle ihre verlockenden Weisen erschallen. Der Ball im Freien ist im vollen Gange. Zuerst natürlich Polonaise durch den Garten, eröffnet von dem Herrn Oberst und der Frau Bürgermeisterin. Dann drehen sich die Paare im frohen Reigen, oder man lustwandelt in den Pausen unter den Bäumen in der köstlich milden Abendluft, wobei die schneidigen Offiziere ihre ganze Liebenswürdigkeit zu entfalten bestrebt sind und als geborene Taktiker den „Angriff unter normalen Verhältnissen“ gegenüber jungen Damenherzen praktisch zu erproben suchen. Alte Bekanntschaften werden wieder angeknüpft, neue geschlossen, überall herrscht ungezwungene Heiterkeit und frohe Laune. Nicht minder lustig geht es an den Tischen zu, wo man sich niederläßt, um zu plaudern oder sich an dem zu erlaben, was Küche und Keller der „Harmonie“ zu bieten vermögen. Das große Ereignis des Tages hat natürlich auch zahlreiche Neugierige aus dem Städtchen herbeigelockt, die nicht den Vorzug genießen, zu den Honoratioren zu gehören. Sie suchen wenigstens über den Zaun zu blicken; manche haben sogar unter irgend einem Vorwande in den Garten zu dringen gewußt und schauen nun, in respektvoller Entfernung stehend, bewundernd dem lebhaften farbenreichen Bilde zu. Der heutige Abend wird noch auf geraume Zeit hinaus den Stoff für die Unterhaltung der Einwohner liefern, zumal die nächste Nummer des im Städtchen erscheinenden Blattes unter den Familiennachrichten zwei interessante, aber nicht unerwartet kommende Neuigkeiten brachte: das Töchterlein des Bürgermeisters und der Regimentsadjutant, sowie eine Tochter des in der Nähe begüterten früheren Obersten des Regiments und dessen jüngster Lieutenant empfahlen sich darin als Verlobte. Ja, es ist doch etwas Schönes um so einen Ball im Manöver! F. R.