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Ein Leipziger Historiker als Humorist

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Titel: Ein Leipziger Historiker als Humorist
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aus: Die Gartenlaube, Heft 45, S. 764
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1876
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[764] Ein Leipziger Historiker als Humorist. In unseren Tagen, wo große und ernste Culturaufgaben zu lösen sind, wo über Arbeit und Mühen der naive Sinn und die echte Herzensfrische mehr und mehr verschwinden, ist der Humor, der Alles verjüngt und erquickt, eine köstliche Gottesgabe – und nun gar ein ganzes Heft voll heiterer Laune! Ein solches liegt uns in dem soeben erschienenen Werkchen „Lose Blätter und leichte Waare“ von dem Leipziger Geschichtsprofessor Woldemar Wenck (Leipzig, Bernhard Schlicke) vor. Es ist ein wahrer Jungbrunnen flott strömender Gemüthsfröhlichkeit, der in diesen „Gedichten für Stunden heiterer Einsamkeit“ seine Wasser rauschen und rieseln läßt und sie nicht selten zu prächtigen Cascaden launigen Uebermuths keck und frisch emporschnellt. Wer auf ein Stündlein hineinsteigt in das lustige Wellenbad, das sich hier aus den vollen Schläuchen Wenck’scher Witzeslust ergießt, der wird in den Strudeln und Sprudeln des Jocus alle Sorgen und Grillen hinwegspülen und sich gesund baden für so lange, wie diese leichtblüthigen Verse in ihm nachklingen, und nachklingen werden sie bei den meisten Lesern recht lange; denn das ist eben eine bezeichnende Eigenschaft dieser „Losen Blätter“ wie aller echten Poesie, daß sie eben so schnell und unmittelbar wie eindrucksvoll und nachhaltig wirken. Er hat einen kräftigen Zug und Flug, dieser Wenck’sche Humor, und doch ist er zart und decent genug, um selbst prüdesten Ansprüchen gerecht zu werden; er scheint leicht dahinzuflattern, und doch spricht aus ihm oft ein ernster Geist, stets ein feiner Sinn.

Unser Poet ist, soviel wir wissen, bisher nur in Albums und Sammelwerken mit seinen humoristischen Liederblüthen an die Oeffentlichkeit getreten, und dann auch wohl stets unter dem bescheidenen Mantel der Anonymität. Wir wissen es ihm Dank, daß er, die Aufgabe der heitern Muse richtig schätzend, gerade heute die fröhliche Schaar seiner sonst zerstreuten Geisteskinder in lachender Gemeinschaft mit Pritsche und Schellenkappe in die Welt hinaus sendet. Die Mission der humoristischen Dichtung, zu erfreuen und zu erheitern, ist, wie oft es auch anders scheinen mag, zu keiner Zeit gering zu schätzen, am höchsten aber steigt ihr Werth, wie schon angedeutet, in Zeiten rüstigen Bauens und Schaffens an großen Aufgaben, in Zeiten, wo wir uns in den kurzbemessenen Arbeitspausen, müde des Wirkens, nach einem heiteren, gutgelaunten Freunde umschauen, der dem Gemüthe Speise und Labung und so dem Geiste neue Kraft und frischen Muth bringe – in Zeiten, wie heute. Darum ein „Willkommen!“ dieser „leichten Waare“!