Ein Scheidegruß
[356] Ein Scheidegruß. (Zu unserer Kunstbeilage.) Der schwere Abschied ist genommen, im Beisein von Mutter und Schwestern; denn noch kann der Liebende nicht um sein Mädchen werben, er muß erst eine Zeit lang in die Welt hinaus. Sie hat, um sich ungestört ausweinen zu können, die Bank am Gartenende aufgesucht, und des Geliebten gedenkend, ist sie hier mit geschlossenen Augen tief ins Träumen geraten, das Buch, das sie zum Vorwand mitgenommen, ist längst ihrer Hand entfallen. Plötzlich – ein Geräusch: über den Zaun her greift eine Hand, reicht ihr schnell eine blühende Rose, sie hört ein paar geflüsterte Worte, und ehe sie das Unerwartete fassen und von ihrem Sitze in die Höhe fahren kann, klingen draußen Hufschläge und die Stelle am Zaun ist leer … Die ganze Erscheinung ist wie ein Schatten verschwunden. Aber die Rose bleibt und mit ihr die Hoffnung auf ein glückseliges Wiedersehen! Bn.