Ein Sträußchen
[708] Ein Sträußchen! (Zu dem Bilde S. 689.) Hundertmal schon hat man über die verwünschte Bettelei gewettert, die einen nirgends zur Ruhe kommen läßt, hundertmal dargethan, welcher wirtschaftliche und moralische Verderb aus diesem Herumlungern der jungen Mädels entsteht, und ebenso oft auseinandergesetzt, wie man es macht, um sie gründlich abzuschrecken. Und wenn dann plötzlich so ein kleines Ding vor einem steht, das mit hübschen bittenden Augen und einem lachenden Mund sein Sträußchen hinhält – da greift man eben doch in die Tasche und holt, durchdrungen von der Verwerflichkeit einer solchen Handlung, sein Nickelstück heraus. Bis die Veilchen aber im Knopfloch befestigt sind, hat man das so notwendige „Abschrecken“ auch noch versäumt, denn nun ist die Kleine fort und nur von fernher tönt es noch: „Ein Sträußchen, ein Sträußchen!“ Br.