Ein Thierkoloß
[340] Ein Thierkoloß. (Mit Abbildung.) Eine seltsame Last hatte der Riesenkrahn am Krahnhöft zu Hamburg kürzlich in die Höhe zu winden: es war ein gewaltiges Exemplar von einem Finnwal, welcher, von der tödlichen Harpune an der norwegischen Küste ereilt, vom Dampfer „Neptun“ bis in die Fluthen der Elbe geschleift worden war, um dort den Hamburgern als Sehenswürdigkeit gezeigt zu werden. Man hatte ihn „am Schwanz aufgezäumt“, d. h. ihn mit dem Schwanzende an dem Flaschenzug befestigt, und langsam stieg der über zwanzig Meter lange und 80 000 Kilogramm schwere Fischleib in die Höhe. Als er aber fast ganz aus dem Wasser war und dieses nicht mehr an dem Gewichte des Meerriesen tragen half, da wurde dem armen Schwanz die Last zu schwer und er riß ab – den verstümmelten Körper seinem feuchten Element zurückgebend. Man hatte nicht bedacht, daß man wohl einen frisch harpunirten Wal am Schwanze aufhängen kann, daß dies aber nicht mehr geht, wenn, wie in diesem Fall, bereits Wochen seit dem Fange des Thieres vorüber sind. Es blieb nichts übrig, als den Koloß nach dem Steinwärder zu bugsiren und ihn mit Benutzung der Fluth möglichst hoch an Land zu bringen. Dort konnte man zur Zeit der Ebbe die gewaltigen Massen des todten Riesen bestaunen.