Ein Vater an seinen Sohn
Wie die Himmelslüfte mit den Rosen
An den Frühlingsmorgen zärtlich kosen;
Kind, so schmeichelt dir
Izt das äusre Glük in deinen Jugendtagen,
Sich aus deiner Brust herfür.
Aber sieh! der Hain, der kaum entzüket,
Neigt sich, plözlich rast der Sturm, zerkniket
Liegt die Rosenblum!
Unserm Golde, unsern lichten Herrlichkeiten,
So mit unserm Flitterruhm.
Nur des Höchsten Abglanz, der Gerechte,
Welcher in dem schröklichen Gefechte
Jener sich entringt, der höhern Weisheit Stimme
Folget, troz der Selbstsucht heißem Grimme,
Die sein Herz mit Schwerdern sticht.
Dessen Wollust trägt von hier die Bahre
Nicht die Ewigkeit:
Angeleuchtet könnt’ er in den lezten Blizen,
Und vom Weltenumsturz angeschwungen sizen
Ohne Menschenbangigkeit.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Die Autorschaft des Textes ist nicht zu hundert Prozent geklärt. Eduard Bülow ordnet die Chiffre W. einem nicht genannten Freund Schillers zu, mit der Begründung, die Texte unter diesem Kürzel haben weder Uebung in der Form, noch poetische Anschauung und sie stammen wahrscheinlich insgesammt von einem jungen erregbaren Freunde Schillers her, der sich von dem Schwunge des Dichters mit in die Höhe reißen ließ und nur oben nicht auf eignen Füßen stehen konnte, sondern platt hinfiel.
Auch Eduard Boas schließt Schiller aus, da die Texte dieser Chiffre zwar wortreich[e], aber gedankenarm[e] seien. Er vermutet eher Petersen als Verfasser dieser Oden.
Allerdings lässt sich ein anderes Gedicht (An die Sonne), welches auch die Chiffre W. trägt, Schiller zuordnen, weshalb es sehr wahrscheinlich ist, dass er auch von diesem Text der Verfasser ist.
Genaueres in:- Edmund Goetze: Grundrisz zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen von Karl Goedeke. Zweite ganz neu bearbeitete Auflage. Fünfter Band - Vom siebenjährigen bis zum Weltkriege. Zweite Abteilung. Dresden: Verlag von L. Ehlermann, 1893, Seite 166f.
- Eduard Boas; Wendelin von Maltzahn (Hrsg.): Schiller’s Jugendjahre. – Zweiter Band. Hannover: Carl Rümpler, 1856. Seite 198 f.
- Friedrich Schiller; Eduard Bülow (Hrsg.): Anthologie auf das Jahr 1782 von Friedrich Schiller — Mit einer einleitenden Abhandlung über das Dämonische und einem Anhange neu herausgegeben von Eduard Bülow. Heidelberg: Verlag von Bangel & Schmitt; Hoffmeister’sche Univ.-Buchhandlung, 1850. Seite XXXIX.