Ein glänzender Hofstaat

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Titel: Ein glänzender Hofstaat
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aus: Die Gartenlaube, Heft 22, S. 676 d
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[676 d] Ein glänzender Hofstaat. Kaum einer der orientalischen Fürsten hatte einen so großartigen Hofhalt wie Kaiser Karl VI, der Vater der Maria Theresia (1711 bis 1740), einen Hofhalt, der durch seine unglaubliche Massenhaftigkeit imponieren mußte. Nicht weniger als 40000 Personen gehörten dazu. Davon standen 2000 in fester Besoldung und aktivem Dienste, die übrigen waren Titulierte und Pensionäre. Es gab sechs Oberhofstäbe, dazu eine Wolke von Kammerherren mit goldenen Schlüsseln und schwarzen Schleifen, während die Kammerdiener eiserne Schlüssel führten. Fürsten oder Grafen, deutsche, böhmische, ungarische, niederländische, spanische und italienische Herren trachteten nach den kaiserlichen Kammerherrstellen. Im Jahre 1732 waren ihrer 216 ernannt worden. Bei der Hochzeit der Maria Theresia kam auf einmal aus der kaiserlichen Kammer ein neuer Kammerherrenschub hervor, der die Zahl derselben um 168 vermehrte. Jeder dieser Kammerherren mußte dem Obristkämmerer beim Antritt seines Amtes kraft alten Herkommens 200 Dukaten zahlen. Das waren kaiserliche Geschenke; statt des Ostereis bekam Graf Trautson eine Liste von dreißig neukreierten Kämmerern und sein Nachfolger Graf Waldstein eine von siebenundvierzig. Jenes Osterei brachte also 6000, dieses 9400 Dukaten ein. Der Schar der Kammerherren und der Lakaien entsprach diejenige der Hofdamen, Kammerfräulein, Kammerfrauen, Kammerdienerinnen adeligen Geblüts, die sich im Hofstaat der Kaiserin, der schönen Elisabeth von Braunschweig, der Kaiserin-Mutter und der beiden jungen Erzherzoginnen befanden. Um diesen zahlreichen Hofstaat und dessen Dienerschaft unterzubringen, gab es die sogenannten Hofquartiere, die auf den Häusern in der Stadt und den Vorstädten lastende Verpflichtung, überall in das zweite Stockwerk gegen ein kleines Entgelt die Hofdienerschaft aufzunehmen. Im übrigen lebte halb Wien eingestandenermaßen von kaiserlicher Hofküche und Hofkeller. In der Hofküche wurde in gröbster Weise betrogen: allein für Petersilie wurden jährlich 4000 Gulden in Ansatz gebracht. Der Schlaftrunk der Kaiserin-Mutter betrug auf der Rechnung täglich zwölf Kannen Ungarwein und für jede ihrer Hofdamen sechs. Zum Einweichen des Brots für die Papageien der Kaiserin Elisabeth wurden jährlich zwei Faß Tokaierwein, für ihr Bad jährlich fünfzehn Eimer österreichischer Wein berechnet. Der kaiserliche Hofkeller enthielt aber auch Riesenfässer, wie die beiden, die der Bindermeister Johann Zugk aus Müglitz eingeliefert: das eine hielt 3025, das andere 5050 Eimer.