Ein guter und schöner Gedanke

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Titel: Ein guter und schöner Gedanke
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aus: Die Gartenlaube, Heft 19, S. 324
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1871
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[324] Ein guter und schöner Gedanke. Ein Leser der Gartenlaube wendet sich mit einem Wunsche an uns, den wir gern der Oeffentlichkeit vorlegen, wenn wir auch die Verpflichtung nicht auf uns nehmen können, die derselbe uns auf die schon schwer genug beladenen Schultern legen will. Er meint, die Gartenlaube solle eine fortlaufende Liste (Namen, Alter, Wohnort etc.) derjenigen Waisen unserer gefallenen Krieger bringen, welche einer Hülfe bedürftig seien. „Die glücklichen Eltern, die keine Kinder, die glücklichen Kinder, die keinen Vater verloren haben,“ sagt er, „sind gewiß geneigt, Etwas für die Waisen zu thun. Es ist nicht nöthig, sie gleich zu adoptiren; es ist nicht nöthig, große Opfer zu bringen; aber so manche Familie wird sich ein Kind auswählen, das sie zu ihrem besondern Schützling macht, etwa wie man für ein Pathchen zuweilen ein Kleidungsstück arbeitet oder kauft, ihm vielleicht das Schulgeld bezahlt und ihm, wenn es in’s Geschäftsleben eintreten will, hülfreiche Hand leistet durch Einführungen, Empfehlungen, Rath und That. Solch ein Kind braucht nicht von der Mutter entfernt zu werden, hat aber doch durch den Opfertod seines Vaters einen treuen Freund oder eine liebevolle Freundin erworben, die eine Genugthuung darin finden, auf solche Weise die am längsten blutenden Wunden des Vaterlandes heilen zu helfen.“

Gewiß – ein trefflicher Gedanke, der in vielen braven deutschen Herzen Anklang finden wird und nicht rasch genug ausgeführt werden kann, – aber die „fortlaufende vollständige Liste aller hilfsbedürftigen Kinder“ – an und für sich schon ein Riesenunternehmen! – ist dazu nicht nöthig. Solche „deutsche Kriegs-Pathchen“ muß jede wohlthätige Familie oder Person an ihrem Wohnorte selbst oder wenigstens in solcher Nähe finden, daß Pathchen und Wohlthäter sich kennen lernen und an einander freuen können. Dieses gegenseitige Herzerwärmen macht ja das neue Verhältniß erst zu einem so schönen und sicher das Leben veredelnden!

Ausnahmen jedoch sind möglich und für diese öffnet die „Gartenlaube“ ihre wenn auch sehr in Anspruch genommenen Spalten doch gern. Wir haben in armen Gebirgsgegenden Städte und Dörfer, in welchen die Zahl der hülfsbedürftigen Kinder weit größer ist, als die der wohlhabenden hülfefähigen Familien – und wiederum haben wir reiche Städte, wo viele Familien vergeblich nach einer armen Wehrmannswaise suchen würden. Hier bedarf’s eines Ausgleichs und für die nöthige Vermittelung in solchen Fällen wird die Gartenlaube sich niemals verschließen; möchten nur vor Allen die Wohlthäter sich recht zahlreich melden, an „Pathchen“ fehlt es dann gewiß nicht.