Ein letztes Wort
[708] Ein letztes Wort. (Zu dem Bilde S. 705.) Ob bittere Notwendigkeit
diese kurzen Zeilen diktierte oder der eigene freie Wille des
Schreibers – sie haben eine tiefe Wunde gerissen, die, am Tage unter
Lächeln und Gesellschaftstreiben versteckt, nur in stiller Nacht bluten
darf. Kein fremder Blick dringt dann störend in das für behagliches
Ausruhen eingerichtete Gemach, wo die verwöhnte Schöne traurig und still in
ihrer Diwanecke lehnt, den oft gelesenen Brief in der Hand, mit den
großen schwermutsvollen Augen unverwandt vor sich hinstarrend, einen
tief schmerzlichen Ausdruck auf dem schön geschnittenen Gesicht. – Die
Malerin des anziehenden Bildes stellt mit Vorliebe solche reizvoll
melancholische Frauengestalten dar: sie vereinigen zarte Empfindung mit
vortrefflich realistischer Technik und haben auf den verschiedenen Ausstellungen
verdienten Erfolg gefunden. Bn.