Ein patentirtes Perpetuum mobile

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Titel: Ein patentirtes Perpetuum mobile
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aus: Die Gartenlaube, Heft 40, S. 668
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1878
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[668] Ein patentirtes Perpetuum mobile. Dem rechtschaffenen Physiker und Mechaniker, der darauf schwört, daß eine Kraft ebenso wenig aus Nichts erzeugt, wie in Nichts verwandelt werden kann, geht jedesmal ein gelindes Grauen an, wenn er hört, daß da und da wieder Jemand, der von den Kraftgesetzen nichts versteht, ein sogenanntes Perpetuum mobile erfunden haben will. Bis jetzt hat uns unsere Erfahrung nur mit einem einzigen Perpetuum mobile bekannt gemacht, das ist die Welt selbst, mit ihre immer kreisenden Weltkörpern und ihren Wärmeprocessen, welche Luft, Wasser und Erde in Bewegung bringen, aber auch diesem anscheinenden Perpetuum mobile wollen die modernen Physiker keine ewige Dauer zugestehen. Indessen sind Andere entgegengesetzter Meinung, und so lange diese Streitfrage nicht ausgetragen ist, dürfen wir wohl den Kosmos als solches betrachten. Die reelleren Perpetuum mobile Fabrikanten sind daher diejenigen, welche es versuchen, an diesem gewaltigen Gehwerk ihr kleines anzukoppeln und es von ihm treiben zu lassen, bis an’s Ende der Dinge. In diesem Sinne ist jede Wassermühle, deren Strombett immer Wasser hat, die Tommasi’sche Ebbe- und Fluthmaschine, so jedes Barometer und Thermometer ein Perpetuum mobile. In demselben Sinne hatte es auch der altberühmte Bürgermeister von Magdeburg, Otto von Guericke, verstanden, als er die Figur, die auf der Quecksilberkuppe seines Barometers auf- und niederstieg und mit ihrem Prophetenstabe das Wetter auf einer daneben befestigten Scala bezeichnete, Meister Immermobil (Perpetuum mobile) oder Semper vivum taufte. Diesem ersten Wetterglas oder Guericke’schen Perpetuum mobile in der Idee ähnlich ist das unter Nr. 1696 vom kaiserlichen Patentamte in Berlin kürzlich registrirte Perpetuum mobile des Herrn Gustav Riedel in Havelberg beschaffen. Jedes Thermometer führt bekanntlich jahraus jahrein innerhalb vierundzwanzig Stunden, von den kleineren Schwankungen abgesehen, eine ansehnliche Bewegung aus, und wenn man den Quecksilberbehälter sehr groß, und das Steigerohr verhältnißmäßig enge sein läßt, so wird die Niveauveränderung des Quecksilbers durch die Temperaturschwankungen groß genug, um eine kleine Maschinerie im Gange zu halten. Der Genannte hat nun eine geistreiche Einrichtung erdacht, um diese Bewegung im Thermometerrohr zur Spannung einer Feder zu benutzen, die eine Uhr oder ein anderes Gehwerk treiben kann, so lange die Sonne fortfährt, des Morgens auf- und des Abends unterzugehen. Man könnte auf diese Weise Thurmuhren herstellen, die niemals aufgezogen zu werden brauchen, oder vielmehr von der Sonne aufgezogen werden. Obwohl nun, wie wir sahen, der Name eines Perpetuum mobile für die durch die kosmischen Einflüsse verursachten Bewegungen des Quecksilbers in einer Röhre eine gewisse historische Berechtigung hat, so konnte das kaiserliche Patentamt selbstverständlich seine Unterstützung nicht dem Wahne leihen, als ob hier wirklich ein Perpetuum mobile erfunden sei oder jemals erfunden werden könnte, und hat der hübschen Erfindung den Namen eines „Thermometrischen Aufziehwerkes“ beigelegt.