Ein unbeachteter Uebelthäter

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Autor: Emil Peschkau
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Titel: Ein unbeachteter Uebelthäter
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 52, S. 891–892
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[891] Ein unbeachteter Uebelthäter. Zu den größten Fortschritten unserer Zeit muß sicher derjenige gerechnet werden, den wir in der Gesundheitspflege gemacht haben. Früher beschränkte man sich darauf, die Krankheiten mit mehr oder weniger Erfolg zu bekämpfen, jetzt suchen wir ihnen vorzubeugen, und das hat bereits die segensreichsten Folgen gehabt. Trotzdem man nun nach dieser Richtung hin bisweilen des Guten zu viel thut und gar zu vorsichtig ist, hat man doch einem Uebelthäter noch keine Beachtung geschenkt, der das ärgste Mißtrauen verdient, einem Möbelstück, das wir arglos in unsere Wohn- und Schlafstuben stellen, obwohl sein Inhalt ein ganz bedenklicher ist. Ich meine den Kleiderschrank. Nicht bloß hängen wir in unseren Kleidern den mikrobendurchsetzten Staub der Straße in unseren Zimmern auf, wir konservieren darin auch geradezu die Krankheitsstoffe, die bisweilen durch die Ausatmung der Haut aus unserem Körper gebracht werden. Niemand wird es einfallen, schmutzige Wäsche in der Stube, in der man wohnt oder schläft, aufzustapein, und doch liegt der Fall bei den Kleidern ja nicht viel anders. Um einen idealen Zustand in diesem Sinne herbeizuführen, müßten wir unsere Kleider nicht bloß ausklopfen und ausbürsten – das ist immerhin [892] schon eine sehr gesunde Maßregel – sondern sie waschen, geradeso wie Hemden und Strümpfe. Aber wie unsere Kleider nun einmal sind, geht das nur in Ausnahmefällen. Nur teure, gute Stoffe vertragen das Waschen, und die gebräuchlichen Kleiderformen sind auch nur wenig geeignet dafür. Was also thun? Daß die Befreiung von den Ausatmungsstoffen unseres Körpers eine der wichtigsten Aufgaben der Gesundheitspflege ist, daran zweifelt man ja heutzutage nicht mehr. Dieselbe wird nun durch Lüftung gefördert, und zwar nicht nur durch Lüftung der Zimmer und Lüftung des ganzen Menschen draußen im Freien, sondern auch – Lüftung der Kleider. Das ist es, was wir thun können, um den bisher unbeachteten Uebelthäter möglichst unschädlich zu machen. Man pflegt die Kleider, wenn man sich ihrer entledigt hat, rasch in den Schränken zu verwahren, und gerade in den musterhaften Wirtschaften geschieht dies sofort, nur in den leichtsinnigeren bleiben sie auf Betten, Stühlen und Tischen kürzere oder längere Zeit liegen. Thun wir nun weder das eine noch das andere, sondern hängen wir unsere Garderobe so lange und so gut, als es die Verhältnisse erlauben, an die Luft! Wer ein Gärtchen oder einen Hofraum zur Verfügung hat, wird am besten dran sein. Andere haben einen Balkon oder ein Kämmerchen, in dem sich ein beständiger Luftzug herstellen läßt. Wer aber gar nichts von dem hat, der hat doch ein Fenster, kann einen Stuhl davor stellen und darauf seiner Toilette ein paar Stunden lang frische Luft gönnen. E. Peschkau.