Eine merkwürdige lebende Gesellschaft Indianischer Buschmenschen aus Neuholland

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Autor: unbekannt
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Titel: Eine merkwürdige lebende Gesellschaft Indianischer Buschmenschen aus Neuholland
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Erscheinungsdatum: 1831-1834
Verlag: s.n.
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Erscheinungsort: Breslau (?)
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Quelle: National Library of Australia und Commons
Kurzbeschreibung: Ankündigung einer Zurschaustellung australischer Eingeborener und einer Afrikanerin im Blauen Hirsch (in Breslau)
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Mit allerhöchster Bewilligung
wird heute der Königl. Preußische privilegirte
Herr Heinrich Hill
bei seiner Durchreise
eine merkwürdige lebende Gesellschaft
Indianischer Buschmenschen
aus Neuholland, eingeschifft in Botany-Bay,
nebst
einer Afrikanerin, von der Küste Angola,
zu zeigen die Ehre haben.



Nachricht.

Einem hohen Adel und hochzuverehrenden Publikum mache ich ergebenst bekannt, daß ich noch über den Wollmarkt hier bleiben werde, und daß die Gesellschaft von Neuholländischen Buschmenschen von heute an, des Morgens früh von 9 Uhr bis Abends um 8 Uhr zu sehen sind. Jedoch ist die Casse von 12 bis 1 Uhr geschlossen.


Herr Hofrath und Professor Blumenbach in Göttingen, so wie Herr Hofrath und Professor D. Rosenmüller in Leipzig, und die Professoren Herr Mäckel und Herr Nitsch in Halle, welche sich durch ihre hohen Kenntnisse in Untersuchung der Racen, Varietäten oder Hauptzweige des Menschengeschlechts so berühmt gemacht haben, und nach der Verschiedenheit des Körperbaues und der Farbe sich so deutlich und rühmlich in der Eintheilung: 1) in die Kaukasische, 2) Mongolische, 3) Aethiopische, 4) Amerikanische, 5) Malaiische Race aussprechen, bringen nun durch genaue persönliche Untersuchungen den Buschmenschen aus Neuholland, nebst seiner Frau und dem Kinde (doch die Frau durch Europäische Beimischung an Farbe ausgeartet) unter die Malaiische Race; die Afrikanerin aber unter die Aethiopische Race.

Selbst mehrere Universitäten gaben sich Mühe in Untersuchung oben benannter Gesellschaft, und fanden die Bewährung Blumenbachs und Rosenmüllers richtig, und gaben dem Besitzer der Gesellschaft, unter den schmeichelhaftesten Ausdrücken, so wie Blumenbach, die Bestätigung der Aechtheit dieser Wilden mit. Diese Gesellschaft wird also einem hochzuverehrenden Publikum um so interessanter seyn, da die Aechtheit derselben bewährt ist, und die vernünftige Neugierde des Menschen durch die Gebräuche, welche sehr auffallend sind, hinlänglich befriediget wird.

Aus vier Personen, nämlich einem Manne von 43 Jahren, einem Weibe von 27 Jahren, und einem Kinde von 2 Jahren, und aus einer jungen Afrikanerin von 21 Jahren, besteht die Gesellschaft.

Man sieht diese Menschen nach ihrer Landesart gekleidet, auffallend sind ihre Gesichtszüge, ihr Haarwuchs, ihre Sprache und Geberden, wodurch sie sich so verschieden von den Europäern auszeichnen. Besonders merkwürdig ist der Haarwuchs der Buschfrau. Sie sind vermögend sich in den Wäldern[1] ihrer Heimath in der Entfernung von 10 bis 15 Minuten durch den Sinn des Geruchs aufzuspühren. Der Buschmann widmet mit seiner Familie dem Bilde eines Ochsenkopfes, den er immer bei sich führt, göttliche Ehre; die Afrikanerin aber einem jungen Krokodil, welches sie ebenfalls bei sich führt.

Zur Unterhaltung eines hohen und verehrungswürdigen Publikums werden sie zeigen: 1) Wie sie sich in ihren Wäldern aufsuchen. 2) Wie sie in ihren Kriegen ihre Manövers und Exercitien gegen ihre Feinde gewöhnlich aufführen, wie sie einander gefangen nehmen, und wie der überwundene Theil um Pardon bittet. 3) Wie sie sich durch Tanz und Gesang zu belustigen pflegen. 4) Wie sie ihre Opfer-Ceremonien mit Feuer gewöhnlich beginnen, und mit Jubelgesang und Tanz beschließen. 5) Auf welche Art sie ihre Gesetze und religiöse Gebräuche verrichten. 6) Gewährt es ein besonderes Interesse, wie diese Gesellschaft ihre Mahlzeiten zu halten pflegt. Um dieses so viel als möglich darzustellen, wird man dafür sorgen, daß sie lebendige Hühner und dergl. zum verzehren erhalten. Sie werden Kokusnüsse von verschiedener Größe aufweisen; auch ist merkwürdig, wie die Buschfrau ihr zweijähriges wirklich liebenswerthes Töchterchen zum Vorschein bringt.


Diese Buschmenschen werden täglich zweimal gespeist, nämlich Morgens um 11 Uhr und Abends um 6 Uhr.

Preise der Plätze: Erster Platz 8 Gr., Zweiter Platz 4 Gr., Dritter Platz 2 Gr. Courant.

Der Schauplatz ist im blauen Hirsch, Ohlauer-Straße.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Wälderm

Der Blaue Hirsch in der Ohlauer Straße war ein bekanntes Breslauer Lokal, siehe etwa F. R. Fischer, Geschichte und Beschreibung von Breslau, Breslau 1846, S. 212 Google.

Botany Bay ist eine Bucht bei Sydney.