Eine neue Beschäftigung für Damen
[36] Eine neue Beschäftigung für Damen, und dazu eine sehr lohnende, ist – die Buchbinderei. Wie oft bedürfen die zierlichen Handarbeiten einer „Montirung“ durch Karton und Plüsch oder Leder, wie schwer aber ist es, in dem fabrikmäßigen Buchbindergeschäft der Großstädte einen Handarbeiter zu bekommen, der solche Dinge wirklich geschickt macht! Das haben die Frauen längst beklagt, nun aber sind sie auf dem besten Wege, sich selbst zu helfen. An verschiedenen Orten beginnt man mit dem Buchbinderunterricht und erlebt überall sehr erfreuliche Erfolge, so in Karlsruhe, wo der unermüdliche badische Frauenverein neben seinen anderen Fachschulen auch eine für Buchbinderei errichtet hat. Der Zudrang zu diesem Kurs ist ein so großer, daß Anmeldung schon lange vor Semesterbeginn noth thut. Die Mädchen und Frauen fangen mit einfachen Büchereinbänden und Kästchen für den täglichen Bedarf an, allmählich aber schreiten sie fort bis zu den theuren und reizenden Luxusdingen in Plüsch und Goldleder, Mappen, Rahmen, Ständer für den Schreibtisch u. s. w., wobei die malenden unter ihnen natürlich in der angenehmen Lage sind, ihr ganzes Wert eigenhändig herzustellen. Als ernsthafter Erwerbszweig kann diese nette Fertigkeit wohl weniger in Betracht kommen, weil die private Handarbeit den Wettkampf mit der fabrikmäßigen Herstellung nur ausnahmsweise aufnehmen kann. Aber als Erweiterung der Kenntniß und Geschicklichkeit, als Anregung zur wirklich nutzbringenden Thätigkeit kann sie gewiß warm empfohlen werden. Es wäre zu wünschen, daß auch andere Städte dem Karlsruher Beispiel folgten durch Eröffnung ähnlicher Kurse an ihren Gewerbeschulen. Sie würden gewiß dieselbe Theilnahme finden! Br.