Elegie auf einen Mops
[34] ELEGIE AUF EINEN MOPS.
Das grosse Warnungsbild, das ich mit ihm verloren,
So weit mein Auge reicht, ersetzt kein andres nicht.
Belehrender war nie ein Sonderling geboren,
Und keiner trug, bei kürzern Ohren,
Zwar sah’ ich manche Stirn von Königsberg bis Leiden
Mit diesem mystischen gelehrten Ueberzug:
Doch sah’ ich keine je, die, Runzeln so bescheiden,
Von allen Wesen zu beneiden,
Der schönsten Stadt entführt, wo der Beruf zu schlafen,
Durch Lindenduft verstärkt, das Bürgerrecht ihm gab,
Ward er, wie Epiktet, vom ungestalten Sklaven
Mein Freund. Er wars, dem Polygraphen
[35] Er warf den hohen Ernst der kritischen Geberde
Nie auf ein Mitgeschöpf, nie ausser sich herum.
Der Schnarcher suchte nie, so weit ihn Gottes Erde
Auch trug, dass er bewundert werde,
Nur still erbaut’ er mich. Von seinem gelben Felle
Blickt’ ich gestärkter auf in die beblümte Flur:
Mein krankes Auge stieg von seiner Lagerstelle
Gemach vom Dunkeln in das Helle
Wenn er sich schüttelte, las ich in seinen Blicken
Den herrlichen Beweis vortrefflich kommentirt,
Den einst, vom Uebergang des Schmerzes zum Entzücken,
Aus gleicher Nothdurft sich zu jücken,
[36] Kein unbequemer Freund, kein Trunkenbold, kein Fresser,
In richtiger Mensur, nicht stolz, nicht zu gemein,
Schlief er sein Leben durch, und wahrlich, desto besser!
Er schläferte, wie ein Professer,
Lebt wohl ein Menschenfreund, der sich nicht seiner Hunde,
Nicht ihrer Tugenden und ihrer Liebe freut?
Sucht nicht selbst den Friederich, kraft seiner Menschenkunde,
Das Spielwerk seiner Ruhestunde
Ulyss, von seinem Hof verkannt und ausgeschlossen,
Bewährt der Treue Ruhm, den sich sein Hund erwarb:
Alt, blind, kroch er dem zu, nach Jahren, die verflossen,
Von dem er Wohlthat einst genossen,
[37] Wie hast du, guter Mops, nicht meiner Stirne Falten,
Sah’ ich dem Grillenspiel der deinen zu, gegleicht!
Gewarnter nun durch dich, frühzeitig zu veralten,
Sei immer dir mein Dank erhalten!