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Empfindungsvermögen der Pflanzen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: E. B.
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Titel: Empfindungsvermögen der Pflanzen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 38, S. 548
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[547] Empfindungsvermögen der Pflanzen. Die neueren Forschungen der Wissenschaft scheinen den bekannten Linné’schen Satz: „Die Thiere fühlen und bewegen sich freiwillig, die Pflanzen haben dagegen weder Bewegungs- noch Gefühlsvermögen“, umzustoßen. Wenigstens lassen die Versuche des Dr. Bretonneau in Tours einige Zweifel an der Unempfindlichkeit der Pflanzenwelt aufkommen. Er gerieth auf den Gedanken, eine [548] Mimosa sensitiva (Sinnpflanze) den Einwirkungen des Chloroform auszusetzen. Alsbald verlor sie das Vermögen, ihre Blätter aufzurollen; man berührte, man irritirte sie, – sie blieben unbeweglich. Das Chloroform hatte sie für den Augenblick unempfindlich gemacht, wie es den Kranken gegen die Handhabungen des Operateurs unempfindlich macht. Dr. Baillon wiederholte diesen Versuch an den Staubfäden der Sparrmannia. Diese Staubfäden wenden sich, so wie man sie berührt, vom Mittelpunkt der Blume ab, um jedoch bald wieder in ihre frühere Stellung zurückzukehren, und entfernen sich bei fortgesetzter Störung stets von Neuem. Ein blühender Zweig dieser Pflanze wurde den Einwirkungen der Chloroformdämpfe ausgesetzt und in weniger als einer Minute verloren die Staubfäden ihre Beweglichkeit. Man berührte sie, und sie zeigten nicht das geringste Leben mehr. Hierauf brachte man den Zweig vier Minuten lang in freie Luft, die anästhesischen Dämpfe verflüchtigten sich, und die Blume erhielt ihre frühere Erregbarkeit wieder. Wenn die Pflanzen nun auch nicht mit wirklichem Empfindungsvermögen begabt sind, so muß man doch zugestehen, daß sie es zu haben scheinen. So behauptet wenigstens Dr. Ernst Faivre im vorjährigen Februarheft der Pariser „Revue contemporaine“, in welchem er die Fortschritte der Naturwissenschaften in der jüngsten Zeit bespricht.

E. B.