Enfant Perdu
XX.
Enfant Perdu.
Verlor’ner Posten in dem Freiheitskriege,
Hielt ich seit dreißig Jahren treulich aus.
Ich kämpfte ohne Hoffnung, daß ich siege,
Ich wußte, nie komm’ ich gesund nach Haus.
Wie in dem Lagerzelt der Freunde Schar –
(Auch hielt das laute Schnarchen dieser Braven
Mich wach, wenn ich ein Bischen schlummrig war).
In jenen Nächten hat Langweil’ ergriffen
Sie zu verscheuchen, hab’ ich dann gepfiffen
Die frechen Reime eines Spottgedichts.
Ja, wachsam stand ich, das Gewehr im Arme,
Und nahte irgend ein verdächt’ger Gauch,
Brühwarme Kugel in den schnöden Bauch.
Daß solch ein schlechter Gauch gleichfalls sehr gut
Zu schießen wußte – ach, ich kann’s nicht läugnen –
Ein Posten ist vacant! – Die Wunden klaffen –
Der Eine fällt, die Andern rücken nach –
Doch fall’ ich unbesiegt, und meine Waffen
Sind nicht gebrochen – Nur mein Herze brach.