Entstehen der englischen Marine
Entstehen der englischen Marine.
Im Jahre 1324 hatte England außer London folgende Häfen: Portsmue (Portsmouth), Sorham (Shoreham), Suhamtou (Southampton), Safford (Seaford), La Pole (Pool), Exon (Exeter), Bristol. Dertmece, (Dartmouth), Norwic, (Norwich), Gernemue (Yarmouth), Orefor(d) (Oxford), Dunewic (Dunwich), Gipewic (Ipswitch), Lenne (Lynn), Erewell (Erwell-Haven), Eremuth (unbekannt), Dovr (Dover), Rumenel (Rumny), Rya (Rye), Gingeston (unbekannt), Eya (Eye), Hasting (Hastings), Oageham und Pagham (bei Chicester), Pevenes (Pevensey); worunter die Häven von Cornwall und Devonshire nicht mitbegriffen sind. Liverpool war um diese Zeit ein zum Sprengel von Walton gehöriges Dorf, und stand unter demselben bis zum Jahre 1699. König Heinrich ließ im Jahr 1253 alle Schiffe in England, fremde und englische, festhalten, um sie zu einem Zuge gegen die Barone der Gascogne zu gebrauchen; die Anzahl der Schiffe war über tausend; dreihundert derselben große. Im Jahr 1553 werden viele englische Schiffe, besonders die von Yarmouth, Bristol, Lynne, Kingston upon Hull und Ravensere, als Kriegsschiffe unterschieden; ob diese aber eine andere Bauart hatten, als die übrigen, oder blos die größten und stärksten unter den Kauffartheischiffen waren, erfährt man nicht; so viel nur, daß sie nicht Eigenthum des Volks überhaupt waren, denn sie werden the warlike ships of [296] Yarmouth, of Bristol etc. genannt. 1336 erwähnt die Geschichte zum erstenmal Liverpool als aufblühenden Hafen. 1338 läßt König Eduard seine eignen zwei Galeeren an der Ostküste kreuzen, um die Schotten und deren Verbündete anzugreifen, und die Transportschiffe seines eignen Landes, welche nach Schottland fuhren, zu schützen. Dieß möchten die ersten englischen Kriegsschiffe zum Schutze der Handelsschiffe seyn. In demselben Jahre wurde Southampton, der Haupthandelshafen im Süden von England, von den Franzosen verheert; da wurde Befehl ertheilt, die Insel Shepey mit hinlänglicher Macht zu versehen, London am Flußufer mit Steinen oder Planken zu befestigen, und den Kanal so zu verstopfen, daß die feindlichen Schiffe sich nicht nähern könnten; Jedermann, Geistliche und Weltliche ohne Ausnahme mußten zu London verhältnißmäßige Beiträge zu den dadurch herbeigeführten Ausgaben steuern. 1339 gebrauchten die Schotten Geschütz zur Befestigung der Mauer von Stirling Castle. 1340, in welchem Jahre das Seewesen des Königreichs, d. h. die Schiffe der englischen Kaufleute, durch Krieg sehr herabgekommen war, befahl Eduard, „da die Sicherheit des Reiches davon abhienge, daß die Schiffe in den Händen seiner eigenen Unterthanen bleiben,“ dürfe Niemand ein Schiff an einen Fremden weggeben oder verkaufen, und er verlangte, daß ihm genaue Verzeichnisse aller großen und kleinen Schiffe jedes Hafens sammt den Namen der Eigenthümer eingeschickt werden sollten. Am 12 Februar 1341 schrieb der König an die Obrigkeiten der Haupt-Häfen Englands, alle Schiffe von sechzig Tonnen und drüber, und alle Böte und Barken sollten zum Kriegsdienst ausgerüstet werden. Auch trug er ihnen auf, Abgeordnete aus der Anzahl der ersten Bürger zu senden, welche sich zu Westminster versammeln und hier über den Zustand der Schifffahrt, über die Fortschritte der Ausrüstung Bericht abstatten sollten. 1344 verlangte der König von neuem Repräsentanten für einen Schiffsrath oder naval parliament, die nach London kamen.
César de Moreau’s Chronological records of the Englisch royal and commercial navy, ein Werk, das sich auf die glaubwürdigsten Urkunden gründet und stets beim Einzelnen die Quellen angibt, enthält einen Bericht über die Schiffe, welche von den englischen Häfen für die Flotte, die Eduard III bei der Belagerung von Calais gebrauchte, geliefert wurden (nach einer Handschrift). Die 25 königlichen Schiffe waren mit 419 Seeleuten bemannt; London sandte 25 Schiffe mit 662 Mann, Margate 15 mit 160, Sandwich 220 mit 504, Dover 16 mit 336, Winchelsea 21 mit 596, Weymouth 20 mit 264, Dartmouth 31 mit 757, Plymouth 26 mit 603, Looe 20 mit 325, Fowey 47 mit 770, Bristol 24 mit 608, Shoreham 20 mit 329 etc.; dieß war die Nordflotte; die südliche bestand aus den Schiffen von Newcastle 17 mit 414 Mann, Hull 16 mit 466, Yarmouth 43 mit 1095, Baston 17 mit 361 u. s. w. Aus der Fremde schickte Bayonne 15 Schiffe mit 439 Mann, Spanien 7 mit 184, Flandern 14 mit 133, Geldern 1 mit 24. Die königliche Flotte bestand aus 25, die Südflotte aus 468, die Nordflotte aus 217 Schiffen; außer diesen 710 englischen kam 1 aus Irland, 37 aus der Fremde, und auf allen diesen 748 Schiffen waren 14,956 Seeleute. Die Theile der Küste, wo die Fischerei blühte, besaßen am meisten Schiffe. Wiewohl eins der Schiffe 51, ein anderes 60 Mann trug, war doch Gosford der einzige Ort, dessen Fahrzeuge im Durchschnitt nicht weniger als je 31 Mann führten; das Mittel der ganzen Flotte für jedes Schiff ist weniger als 20.
Die Tabelle, woraus obiges im Auszuge entlehnt ist, zeigt das erste vollständige bekannte Verzeichniß der englischen Schiffe. 1381 wurde durchgesetzt, daß kein englischer Unterthan Waaren anders aus- oder einführen dürfe, außer auf einem dem König unterthänigen Schiffe. Dieß war die erste Navigationsakte, die im englischen Parlament durchging. 1382 gestattete das Parlament allen fremden Kaufleuten, in England unter dem Schutz des Königs Geschäfte zu treiben. König Heinrich’s Flotte, zur Invasion in Frankreich bestimmt, bestand aus 1500 Schiffen, i. J. 1415. Man besitzt ein merkwürdiges Dokument vom J. 1512 über Kriegsflotten. Außer den 3000 Mann, die zum Seedienst bewaffnet waren, hatten sich 700 Soldaten, Seeleute und Kanoniere auf Heinrichs VIII Schiff the Regent zu begeben. Die erwähnten 3000 Mann bestanden aus den 18 Kapitänen der englischen Schiffe, 1750 Soldaten, 1232 Seeleuten und Kanonieren. Der Admiral erhielt für seinen Unterhalt, ferner als Belohnung und alles Weitere, 16 Schilling täglich, während der Seefahrt, und jeder Kapitän 1 Schilling 6 D. täglich. Die Soldaten etc. erhielten jeden Monat, zu 28 Tagen gerechnet, im Ganzen je 10 Schill. Der Admiral bekam immer auf drei Monate voraus u. s. w. Der Regent hatte 1000 Tonnen Ladung, von den übrigen eins 200, drei 160, eins 180, zwei 140, drei 110, eins 100, eins 70; ungerechnet die Transportboote.
Aus solchen Anfängen entwickelte sich in immer höherem Glanze und mit steter Berücksichtigung der Verhältnisse des In- und Auslandes die größte Marine der Welt. Für die drei letzten Jahrhunderte sind die Urkunden zahlreicher, der Zuwachs großartiger. Die jetzigen Schiffe lassen sich kaum mehr mit denen des Jahres 1512 vergleichen. England besaß deren im Jahr 1826: 15,841 Handelsschiffe mit einer Ladung von 1,958,716 Tonnen; und 606 königliche sammt den im Bau und in der Ausbesserung begriffenen; von den königlichen hatten 1826 acht und zwanzig 98 bis 120; 137: 50 bis 84; 117: 42 bis 84; 42: 24 bis 38; 85: 16 bis 22 Kanonen.