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Allgemeines Deutsches Kommersbuch:141

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Schauenburg:
Allgemeines Deutsches Kommersbuch
Seite 280, 281
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rei=ne, ent=steigt uns=rer Brust.

     2. Wenn Augen uns winken, wir folgen sofort, um Nektar zu
trinken am heimlichen Ort. Und ob auch als Scherzen das Lieben
erscheint: |: es kommt doch von Herzen, was Lippen vereint. :|

     3. Wir fühlen, daß Feuer den Geist uns durchflammt, daß alles
uns teuer, was Edlem entstammt. Mag zagen und beben ein marklos
Geschlecht: die Jugend ist Leben, die Jugend hat recht.

A. Bartels.



          313.     Erinnerungskneipe.

     Singw.: Aus der Traube in die Tonne ec. oder: Strömt herbei, ihr Völkerscharen ec.

     1. Wenn in nächtlich stiller Stunde, allem Weltgetümmel fern,
tagt die traute Tafelrunde bierfideler alter Herrn, steigt ein Geist zu
uns hernieder, die Erinnerung alter Zeit, |: alte Lieder tönen wieder,
und das Herz wird jung und weit. :|

     2. Und es tönt manch alte Weise Sehnsucht weckend an mein Ohr,
und im lieben Freundeskreise taucht die Studienzeit empor. Konphilister,
laßt mich trinken, trinken wie in alter Zeit! Wenn die vollen Becher
blinken, wird das Herz mir jung und weit.

     3. Einst im Kreis der flotten Zecher tönte froh der Kneipgesang,
wo man nach dem letzten Becher oft auch schon den Schläger schwang.
Singen, trinken, tapfer streiten, ungebleicht das volle Haar, sehnsuchts=
voll denk ich der Zeiten, da ich noch ein Studio war.

     4. Dünkt die Musenstadt ihm eitel, Studio auf einer Reis’, hat
er auch kein Geld im Beutel, ganz famos zu leben weiß. Fest im
Kampf, in Trunk und Treue, immerfort durch dick und dünn, oft in
himmlisch heitrer Bläue schlendert er durchs Dasein hin.

     5. Lust der Waffen und der Lieder ist’s, wovon der Studio träumt.
Uns bringt die Erinnerung wieder, wenn der volle Humpen schäumt.
Drum, ihr frohen, klugen Zecher, hoch die Burschenherrlichkeit! Und
der letzte volle Becher sei .... geweiht.

Zaddach.



          314.     Aufmunterung zur Freude.     (III. 77.)

     Mäßig geschwind. Volksweise.

     1. Wer woll=te sich mit Gril=len pla=gen, so
[281] lang uns Lenz und Ju=gend blühn? Wer wollt in sei=nen
Blü=ten=ta=gen die Stirn in dü=stre Fal=ten ziehn?

     2. Die Freude winkt auf allen Wegen, die durch dies Pilgerleben
gehn. Sie bringt uns selbst den Kranz entgegen, wenn wir am Scheide=
wege stehn.

     3. Noch rinnt und rauscht die Wiesenquelle, noch ist die Laube
kühl und grün; noch scheint der liebe Mond so helle, wie er durch
Adams Bäume schien.

     4. Noch macht der Saft der Purpurtraube des Menschen krankes
Herz gesund; noch schmecket in der Abendlaube der Kuß auf einen roten
Mund.

     5. Noch tönt der Busch von Nachtigallen dem Jüngling süße
Fühlung zu; noch strömt, wenn ihre Lieder schallen, selbst in zerissne
Seelen Ruh.

     6. O wunderschön ist Gottes Erde und wert, darauf vergnügt zu
sein: Drum will ich, bis ich Asche werde, mich dieser schönen Erde freun!

Hölty. 1776.


          315.     Froher Studentensinn.     (III. 139.)

     Mäßig. Ed. Nößler.

     1. Wie zog ich froh und wohl=ge=mut zur Mu=sen=stadt einst
ein, ein lust=ger Fuchs mit frischem Blut, und wollt dort
Stu=dio sein! Welch fro=hes Le=ben bot sich dar voll