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Erklärung (Die Gartenlaube 1865/43)

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Textdaten
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Autor: Clemens Friedrich Meyer / H. Beta
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Titel: Erklärung
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aus: Die Gartenlaube, Heft 43, S. 688
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1865
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[688] Erklärung. Gestatten Sie mir, gegen den Artikel in Nr. 21 der Gartenlaube von 1865 Einspruch zu thun. Meine Persönlichkeit wie meine Wirksamkeit sind darin in solcher Weise überschätzt und mit so wenig passenden Bezeichnungen belegt, daß ich im Bewußtsein, wie wenig ich in Wirklichkeit eine solche Charakteristik verdiene, keineswegs angenehm davon berührt werden konnte.

Erlauben Sie mir die nothwendigsten Zurechtstellungen. Der seit längerer Zeit in der russischen Presse zu Tage tretende Haß gegen die Deutschen rührt durchaus nicht von einer altrussisch aristokratischen Partei her, er stammt aus ganz andern Quellen und Ursachen, die hier auseinanderzusetzen viel zu weit führen würde. Meine schriftsstellerische Thätigkeit bei der St. Petersburger Zeitung beschränkte sich in den letzten Jahren auf politische Leitartikel und das Feuilleton. Die Polemik mit den russischen Zeitungen führte mein treuer College und Mitarbeiter, Herr Friedrich von Stein; und wenn ich, wie sich von selbst versteht, die ganze Verantwortlichkeit seiner Artikel übernahm, so kann ich unmöglich das Verdienst derselben, besonders in Bezug auf das erwachte Selbstbewußtsein der hiesigen Deutschen, mir zuschreiben lassen. Zum Schweigen hat die St. Petersburger Zeitung hier Niemanden gebracht, das würde Ihnen am deutlichsten die Fülle der heftigen Angriffe beweisen, welche die Deutschen, die St. Petersburger Zeitung und meine Person fast täglich in den russischen Zeitungen zu erdulden haben.

Was die Schillerfeier betrifft, so ging zwar die erste Anregung von mir aus, doch habe ich sonst um dieselbe kein größeres Verdienst als jedes Mitglied des damals in allgemeiner Versammlung gewählten Comités.

In Hochachtung und Ergebenheit

St. Petersburg, den 13. Juli 1865. Dr. C. F. Meyer.


Der Verfasser des Artikels: „Ein deutscher Mann in Rußland“, dem obige Erklärung vorher von der Redaction zugeschickt ward, fügt hinzu, daß die Thatsachen zu diesem Artikel auf Mittheilungen von Mitarbeitern des Herrn Dr. Meyer und eigenen Erfahrungen aus einer mehr als zehnjährigen literarischen Verbindung mit der St. Petersburger Zeitung beruhen. Ich habe seit einer Reihe von Jahren mich und Andere über die oft entmuthigende Trostlosigkeit unserer engeren Vaterlands-Verhältnisse durch Hervorhebung der Verdienste Deutscher in aller Herren Ländern rund um die Erde herum zu trösten gesucht, und die kosmopolitische Mission und Thätigkeit Deutscher unter fast allen Längen- und Breitengraden ist eine erhebende und immer tröstlicher werdende Thatsache. Auch der kleine Artikel in der Gartenlaube über die Wirksamkeit des Dr. Meyer entsprang aus diesem Motive, nur daß darin die Verdienste eines Einzelnen neben wirklich und besonders vermeintlich größeren deutschen Männern in Rußland zu einseitig hervorgehoben wurden.

Einen anderen Fehler, als den dieser Einseitigkeit, erkenne ich nicht an. Daß Herr F. von Stein seit vier Jahren hauptsächlich die kräftigen Artikel zur Vertheidigung deutscher Cultur gegen russische Verleumdung schrieb und schreibt, war mir unbekannt. Wenigstens sind irrthümliche Nebensachen, wie das Privilegium Deutscher auf Weißbrodbäckerei, wovon ich in einem altem Buche über Petersburg gelesen, eben nur Nebensache. (Es hat doch wohl ein solches Privilegium existirt?)

Es haben sich aber, wie mir aus Petersburg geschrieben ward, Russen und Deutsche in Bosheit und verletzter Eitelkeit nicht damit begnügt, solchen Nebendingen große Köpfe zu machen, sondern auch allerhand Verleumdungen und Lügen daran zu kleben. Als ein derartiger Artikel zeichnet sich eine Correspondenz aus Petersburg in der Augsburger Allgemeinen Zeitung Nr. 192 aus. Für diese „schrieb“ Dr. Minzloff, der einst sich mit Dr. Meyer um die Petersburger Zeitung bewarb und über dessen wissenschaftliche Heldenthaten seine Collegen an der Bibliothek eine „öffentliche Erklärung“ unterzeichnet und publicirt haben. Das Actenstück ist noch vorhanden und liegt mir gedruckt vor, sowie eine andere Thatsache dazu dienen würde, diesen Herrn zu charakterisiren.

Diese Correspondenz in der A. A. Ztg. spricht die Vermuthung aus, daß Dr. Meyer den Artikel in der Gartenlaube selbst geschrieben habe und daß der wackere Deutsche und christliche Westphale ein Jude sei. Damit glaubte der Correspondent, der hoffentlich nicht Dr. Minzloff heißt, gewiß keinen ehemaligen glücklichen Mitbewerber in den Grund gebohrt zu haben.

Allerdings ist Meyer wirklich kein Jude, und wenn er auch einer wäre, würde er zu den vielen gehören, die wir Deutsche als Deutsche ehren. Dem starken Deutschfresser, der bei allen russischen Redactionen herumlief, Uebersetzung und höhnische Exegese des Artikels in der Gartenlaube besorgte, können wohl zwei Redacteurs nur dankbar sein. Ich bin es auch.
Dr. H. Beta.