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Erlebnis

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Textdaten
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Autor: Hugo von Hofmannsthal
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Titel: Erlebnis
Untertitel:
aus: Gedichte, S. 9–10
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1892
Erscheinungsdatum: 1922
Verlag: Insel Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld und Commons
Kurzbeschreibung:
Erstdruck in: Blätter für die Kunst (Berlin), 2. Band, Dezember 1892
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fertig
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ERLEBNIS


Mit silbergrauem Dufte war das Tal
Der Dämmerung erfüllt, wie wenn der Mond
Durch Wolken sickert. Doch es war nicht Nacht.
Mit silbergrauem Duft des dunklen Tales

5
Verschwammen meine dämmernden Gedanken,

Und still versank ich in dem webenden,
Durchsichtgen Meere und verließ das Leben.
Wie wunderbare Blumen waren da,
Mit Kelchen dunkelglühend! Pflanzendickicht,

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Durch das ein gelbrot Licht wie von Topasen

In warmen Strömen drang und glomm. Das Ganze
War angefüllt mit einem tiefen Schwellen
Schwermütiger Musik. Und dieses wußt ich,
Obgleich ichs nicht begreife, doch ich wußt es:

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Das ist der Tod. Der ist Musik geworden,

Gewaltig sehnend, süß und dunkelglühend,
Verwandt der tiefsten Schwermut.
 Aber Seltsam!
Ein namenloses Heimweh weinte lautlos

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In meiner Seele nach dem Leben, weinte,

Wie einer weint, wenn er auf großem Seeschiff
Mit gelben Riesensegeln gegen Abend
Auf dunkelblauem Wasser an der Stadt,
Der Vaterstadt, vorüberfährt. Da sieht er

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Die Gassen, hört die Brunnen rauschen, riecht

Den Duft der Fliederbüsche, sieht sich selber,
Ein Kind, am Ufer stehn, mit Kindesaugen,
Die ängstlich sind und weinen wollen, sieht
Durchs offne Fenster Licht in seinem Zimmer -

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[10]
Das große Seeschiff aber trägt ihn weiter,

Auf dunkelblauem Wasser lautlos gleitend
Mit gelben, fremdgeformten Riesensegeln.