Ernest Meissonier

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Titel: Ernest Meissonier
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aus: Die Gartenlaube, Heft 12, S. 193, 200
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1891
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[193]

Der Kunstliebhaber. 0 Nach dem Gemälde von E. Meissonier.
Photographie von Lecadre in Paris, dem alleinigen Verleger der Meissonierschen Werke.

[200] Ernest Meissonier. (Zu dem Bilde S. 193.) Am 31. Januar ist zu Paris in dem hohen Alter von nahezu achtzig Jahren der berühmteste französische Maler der Neuzeit, Jean Louis Ernest Meissonier, an den Folgen einer Lungenkongestion gestorben. In der Zwischenzeit hat sich viel leidenschaftliche Erregung an diesen Todesfall geknüpft, denn das Schreiben des deutschen Kaisers an die Französische Akademie in Paris. welches die große Bedeutung des Künstlers feierlich anerkannte, ging ja direkt den bedauerlichen Ereignissen voraus, die unsern Lesern aus der Tagespresse hinlänglich bekannt sind. Wie sehr aber chauvinistische Verblendung und politische Hetzerei uns Deutschen die gerechte Würdigung des verstorbenen Malers erschwert hat, zumal nachdem sogar dessen Witwe sich in taktlosester und lügenhafter Weise an jenen deutschfeindlichen Kundgebungen betheiligt hat, so wollen wir doch auch in diesem Falle jene Eigenschaft nicht verleugnen, welche uns Deutschen immer zur Ehre gereicht hat, die Eigenschaft, gegen fremdes Verdienst, selbst über politische Verfeindung hinweg, gerecht zu sein. Die künstlerische Bedeutung Meissoniers überragt die niedrige Atmosphäre jener Verhetzungen weit. Er ist derjenige Maler, der an äußeren Ehren und an äußerem Gewinn vielleicht am meisten durch seine Kunst erreicht hat; gewiß nicht mit Unrecht, denn die Sicherheit und Reinheit seiner Zeichnung, die Schärfe der Beobachtung, die hochgesteigerte Technik, die packende Charakteristik der Figuren, alles wirkte zusammen, seinen Werken ihren beispiellosen Erfolg zu sichern. Das Bild „1814“, welches Napoleon I. an der Spitze seines Stabes düsteren Angesichts auf regendurchweichter Straße daherreitend vorstellt, wurde im vorigen Jahre von dem ehemaligen Besitzer des Louvremagazins Chauchat um die riesige Summe von 850000 Franken erworben. Mit besonderer Vorliebe pflegte Meissonier die Miniaturmalerei; seine Bildchen sind oft von geradezu komischer Kleinheit, so daß sie sich fast von der Fläche einer Manneshand bedecken lassen; die Berechnung, daß ein Quadratmeter von Meissonier bemalter Leinwand die runde Summe von 23/4 Millionen Franken koste, klingt daher durchaus nicht unwahrscheinlich.

In die Klasse dieser Miniaturmalereien gehört auch das Bild, welches wir heute unsern Lesern vorführen, „Der Kunstliebhaber“ oder, wie Meissonier es taufte, „L’amateur des gravures“. Es stellt einen Mann in Rokokotracht dar, der mit höchstem Interesse ein Kunstblatt mustert, während wir uns in seinem Genossen entweder einen Händler oder einen gleich begeisterten Sammler denken können.