Ernst Saupe in Limbach i. S., Maschinen-Fabrik für mechanische Kettenwirkstühle etc.
[Ξ]
Die Fabrik wurde im Jahre 1863 von Herrn Ernst Leberecht Saupe in Limbach i. S. gegründet. Aus kleinen Anfängen gebildet und durch die Kriege von 1866 und 1870/71 in ihrer Entwickelung nicht unwesentlich gehemmt, begann erst im Jahre 1873 ein schneller Aufschwung der Fabrik einzutreten, der für die Folge sich immer günstiger gestaltete. Trotzdem bleiben die jeweiligen politischen Verhältnisse nicht ohne Einfluß auf den Geschäftsgang der Fabrik, da bei irgend einer Krisis die überseeischen Käufer bezüglich der Erteilung von Ordres sich größere Zurückhaltung auferlegen, wodurch zeitweilig monatelanger Arbeitsmangel sich bemerkbar macht. Die Fabrik ist jedoch die älteste und größte ihrer Branche und ihre Fabrikate genießen einer so allgemeinen Anerkennung und eines so gesicherten Rufes, daß selbst vorübergehender Arbeitsmangel auf die Lukrativität der Firma keinen besonderen Einfluß auszuüben vermögen. Zudem ist das Absatzgebiet der Firma ein sehr ausgedehntes, denn es erstreckt sich auf fast alle Staaten Europas, namentlich auf Deutschland, die Schweiz, Rußland, Frankreich, Italien, Oesterreich, Spanien und Norwegen, auch hat die Fabrik wiederholt Lieferungen nach Nord-Amerika ausgeführt. Es bedarf daher wohl keiner besonderen Erklärung, daß ein so großes Absatzgebiet auch bedeutende Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Fabrik, sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht stellt.
Die Fabrikation der Firma erstreckt sich auf Anfertigung von Maschinen für Wirkerei, als Spezialität eiserne mechanische Kettenwirkstühle zur Herstellung von Handschuhstoffen, Tricotagen und für Fantasie-Artikel etc.
Ferner werden seit dem Jahre 1886 in einer eigens zu diesem Zwecke erbauten Fabrik – welche mit der Transmission der Maschinenfabrik verbunden ist – Handschuh- und Tricotstoffe in Seide und Baumwolle erzeugt. Die hierzu erforderlichen Maschinen wurden von dem Besitzer selbst vor mehreren Jahren erfunden und im deutschen Reiche patentiert. Diese Maschinen sind unter dem Namen „Milanese oder Diagonal-Stuhl“ bekannt, die Waren haben im Handel die Benennung „Milanese“ und erfreuen sich besonderer Anerkennung infolge ihrer großen Dehnbarkeit.
Die Fabrik ist mit allen verbesserten Hilfsmaschinen der Neuzeit ausgestattet, welche durch eine Dampfmaschine von 16 Pferdekräften betrieben werden. Durchschnittlich finden 40–50 Arbeiter bei der Firma Beschäftigung. Die Fabrikräume selbst sind nach den Regeln der modernsten Fabrik-Baukunst hergestellt. Große und helle, gut ventilierte, mit allen praktischen Einrichtungen versehene Räume bieten für die Arbeiter einen gesundheitsdienlichen Aufenthalt.
An Rohmaterial gelangen hauptsächlich Guß- und Schmiedeeisen, sowie Blei, Zinn, Messing, Stahl, Antimon etc. zur Verarbeitung.
Im Oktober 1887 ist die Fabrik auf den jetzigen Inhaber, Herrn Emil Ernst Saupe, übergegangen, welcher das Etablissement mit anerkannter Umsicht und mit Eifer leitet.
Zu erwähnen ist noch, daß die Fabrikate der Firma auf der Weltausstellung in Wien im Jahre 1873 prämiiert worden sind.
Ferner hatte das Etablissement sich der hohen Auszeichnung zu erfreuen, am 27. Juli 1885 mit dem Besuche Sr. Majestät des Königs Albert von Sachsen beehrt zu werden.