Extra-Blatt. Der Kaiser von Rußland abgesetzt!

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: unbekannt
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Extra-Blatt. Der Kaiser von Rußland abgesetzt!
Untertitel: Contre-Revolution in Paris! Der Papst heirathet! Auf unbekannten Wegen treffen fortwährend wichtige Nachrichten ein, welche - in Extra-Blättern verbreitet - einen unverkennbaren Einfluß auf die Börsen ausüben ...
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1848
Verlag: Vorlage:none
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scan auf Commons; 1848-Flugschriften im Netz, Signatur: SF 16 / 115 / B 3
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]
Editionsrichtlinien:

Extra-Blatt.
Der Kaiser von Rußland abgesetzt!
Contre-Revolution in Paris!
Der Papst heirathet!

Auf unbekannten Wegen treffen fortwährend wichtige Nachrichten ein, welche – in Extra-Blättern verbreitet – einen unverkennbaren Einfluß auf die Börsen ausüben. Der König von Dänemark ist bekanntlich gestorben, nicht auf dem Felde der Ehre, sondern auf den Steppen eines magern Extra-Blattes, und auch London, das reiche, mächtige London, brennt seit 15 Stunden an allen vier Ecken eines Extra-Blattes.

     Aber wie unbedeutend, harmlos und kleinlich sind diese Nachrichten gegen diejenigen, welche wir so eben mittelst eines neu erfundenen Telegraphen, der nur uns zu Gebote steht, erhalten haben!

1. Eine furchtbare Revolution ist in St. Petersburg ausgebrochen. 30,000 Bürger zogen vor den Winterpalast und verlangten die Ernennung des Tscherkessenfürsten Schamyl zum Mitregenten Rußlands. Der Czar wies das Verlangen auf das Entschiedenste zurück und ließ Generalmarsch schlagen. Kaum aber waren die Truppen auf den Sammelplätzen, als sie sämmtlich – mit alleiniger Ausnahme der Artillerie – mit dem Volke fraternisirten und Schamyl als Kaiser proclamirten. Jetzt begann ein furchtbarer Kampf. Die Insurgenten – Bürger und Soldaten – verschanzten sich hinter mächtigen Barrikaden, welche größtentheils aus dem Eise der Newa ausgeführt waren. Die Artillerie schoß Anfangs mit Kartätschen, später mit Paßkugeln und Bomben. Die Barrikaden widerstanden wunderbar. Die Insurgenten demontirten die Geschütze. Jetzt gab der Kaiser nach und erklärte sich bereit, Schamyl zum Mitregenten anzunehmen. Allein jetzt rief das Volk: „Zu spät!“ Der Kampf entbrannte von neuem, das Volk eroberte in wenigen Stunden sämmtliche Kanonen. Der Kaiser ist auf der Flucht; man vermuthet, daß er sich nach London begeben hat. Beim Abgange der Depesche war Petersburg illuminirt.

2. Paris. Die provisorische Regierung ist gestürzt, die Monarchie wieder hergestellt, Prinz Joinville, Louis Napoleon und Guizot bilden einen Regentschaftsrath im Namen des jungen Grafen von Paris. Die Umwälzung ging rasch und friedlich von statten. In der Nacht wurden sämmtliche Mitglieder der provisorischen Regierung durch einzelne Trupps, welche von verlarvten Männern angeführt wurden, gefangen genommen und nach der Conciergerie gebracht. Die Bevölkerung von Paris lag in tiefem Schlaf; als sie erwachte, war Alles vorbei. – Paris ist ruhig.

3. Rom jubelt in wahnsinnigem Freudentaumel. Der Papst hat den Cölibat aufgehoben und heirathet selbst die Gräfin Giovanna Capriola, die Aebtissin des h. Ursulinerinnen-Klosters. Die Gemahlin des Papstes führt den Namen heilige Mutter. Zu der dreifachen Krone Sr. Heiligkeit soll in der Folge noch eine neue Kopfzier hinzukommen. Die päpstliche Würde wird fortan erblich sein.


Zu haben bei S. Löwenherz, Charlottenstr. 27. Berlin. Druck von C. A. Schiemenz u. Co. Comandantenstr. 76.