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Fenstergang

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Autor:
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Titel: Fenstergang
Untertitel:
aus: Deutscher Liederhort,
S. 287–288
Herausgeber: Ludwig Erk
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Th. Chr. Fr. Enslin
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Google und Wikimedia Commons
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[287]
126. Fenstergang.
Erste Melodie.


Mäßig. Die Melodie mündlich, aus Anhalt-Cöthen (Baasdorf)
und dem Oderbruche. (Groß-Neuendorf.)
Noten
Noten


Zweite Melodie.


Mäßig. Aus Schlesien. (Klopschen.)
Noten
Noten


Dritte Melodie.


Mäßig. Mündlich, aus der Prignitz. (Perleberg.)
Noten
Noten


1.
„Ich kann nicht sitzn, ich kann nicht stehn,

ich muß zu meinem Schätzchen gehn,
zu meinem Schätzchen muß ich gehn,
und wenn ich soll vorm Fenster stehn.“

2.
‚‚‚Wer ist denn da, wer klopfet an,

der mich so leis aufwecken kann?‘‘‘ –
„Es ist der Herzallerliebste dein,
steh auf, feins Lieb, und laß mich ein!“

3.
‚‚‚Ich steh nicht auf laß dich nicht ein,

bis Vatr und Mutter schlafen sein:
stell dich ein wenig an die Wand,
sie werdens nicht mehr machen lang.‘‘‘

[288]
4.
„Ich kann nicht längr hier außen stehn,

ich seh die Morgenröth angehn,
die Morgenröth, zwei helle Stern:
bei meim Feinsliebchen wär ich gern!“

5.
Sie stand wol auf und ließ ihn ein,

sie hieß ihn auch willkommen sein;
sie reicht ihm ihr schneeweiße Hand,
da fieng sie bald zu weinen an.

6.
„Weine nicht, weine nicht, mein Engelein!

übers Jahr sollst du mein eigen sein;
mein eigen sollst du werden gwiß,
sonst keine die auf Erden ist.“

(Das Gedicht vielfach mündlich, aus dem Hessen-Darmstädtischen, Brandenburgischen, aus Schlesien, Franken, Thüringen etc. – Es muß bemerkt werden, daß dieses Lied öfters nach der Melodie des nächstfolgenden [126a.] gesungen wird. Auch greifen beide Texte nicht selten in einander über.)

1, 1. Der Monde der seheint hell und schön, ich werd zu meinr Herzliebsten gehn, zu meinr Herzliebsten unter die Wand, und klopfen an mit leiser Hand. (Meinert. S. 46.) 1, 1. s ist Zeit, s ist Zeit zum Schlafengehn, ich will zu meinem Schätzlein gehn. 1, 2. will vor (erst) zu meinem Schätzchen gehn. 1, 3. zu meinem Schätzchen an die Wand, da klopf ich an mit leiser Hand. 1, 4. und sollt ich vor der Thüre stehn. – 2, 1. Wer ist denn draußn, – wer ist denn der da klopfet an? 2, 4. Es ist ja dein allerliebster Schatz, der dich so leis erwecket hat. 2, 4. steh auf, mein Schatz (Kind), und laß mich ein! – 3, 2. bis Vater und Mutter zu Bette sein. – mein Vater der ist nicht derheim. 3, 3. du mußt ein wenig stille stehn, bis Vater und Mutter schlafen gehn. 3, 3. wenn Vater und Mutter zu Bette sein, so steh ich auf und laß dich ein. – 4, 1. Soll ich denn nun noch länger stehn? ich seh die Morgenröth hergehn (aufgehn), dazu zwei lichte Sternelein: steh auf, feins Lieb, und laß mich ein! (Bergliederbüchlein. 1740. S. 54.) 4, 4. bei meim schön Schätzel schlaf (schlief) ich gern. – bei meinen Schatz da wär ich gern. – 5, 1. Da stund sie auf und ließ mich ein, sie hieß mich schön willkommen sein. 5, 2. in ihrm schneeweißen Hemdelein; und als sie ihm hatt aufgethan, da fieng sie bald zu weinen an. – 6, 2. aufs Jahr sollst du etc. 6, 3. mein eigen sollst du werden allhier auf dieser Erden. – 6a. Ich wollt daß alle Felder wären Papier, und alle Studenten schrieben hier; sie schrieben ja hier die liebe lange Nacht, sie schrieben uns Beiden die Liebe doch nicht ab. (Wunderhorn. III, 112 – Neuste Aufl. III, 107.)

Und wenn der Himmel wär Papier,
und jeder Stern ein Schreiber wär,
und schrieben all mit tausend Händ,
sie schrieben doch der Liebe kein End.       (Aus Franken.)

Diese Str. ist der Lieblingsschluß vieler Volkslieder. (Vgl. z. B. Liederhort. S. 12. Meinert, Volksl. aus dem Kuhländchen. S. 253. Wunderhorn. IV, 138. Simrock, Volkslieder. S. 650. Bragur. I, 275. Talvj, Versuch einer geschichtlichen Charakteristik der Volkslieder. S. 450. [Serbisch und Neugriechisch.] u. s. w.) - Die im Wunderhorn, B. III, S.82. (Neuste Aufl. III, 80.) vorkommenden Schlußstrophen: „Ich zieh in Krieg auf grüne Heid.“ und: „Ein Bildchen laß ich malen mir.“ – sind von den Herausgebern desselben neu hinzugedichtet. Derselbe unächte Schluß ist später übergegangen in O. L. B. Wolf’s „Halle der Völker.“ (B. II, S. 198.) und in viele neuere Volksliedersammlungen. Vgl. z. B. Simrock. S. 292.