Frühlingssturm
Frühlingssturm.
Ein Sausen und Brausen zieht durch die Lüfte,
Es klingt wie das Branden von Meereswogen –
Mir ist, als bringe es heimliche Düfte,
Die fern aus dem Süden herübergezogen.
Der Atem des Frühlings geht durch die Lande,
Das jauchzt und jubelt, das ruft: Es werde!
Das sprengt gewaltsam die fesselnden Bande
Und küßt im Triumph die erwachende Erde!
Vorboten des Lenzes! Willkommen – willkommen
Dem Herzen, das winterlich lag gefangen,
Facht an, ihr Stürme, was halbverglommen,
Nach vollem Leben das heiße Verlangen!
Erwecket aufs neue des Daseins Freude!
Fegt fort aus der Seele das Sorgen und Zagen,
Befreiet mein Herz vom vergangenen Leide
Und lehrt es noch einmal wünschen und wagen!
Doch schone mir, Sturm, die Knospen, die süßen,
Und störe nicht grausam ihr liebliches Keimen!
Ich aber, ich will dich dankbar begrüßen
Und wirken wie du, statt müßig zu träumen!
Marie Bernhard.