Allgemeines Deutsches Kommersbuch:220

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Schauenburg:
Allgemeines Deutsches Kommersbuch
Seite 438, 439
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[438]

     3. Schallet auch mein Name nicht im fernen Land, schmücken
mich nicht Titel, Stern und Ordensband: nur des Herzens Adel sei
mein' höchste Lust, und zum Wohl der Brüder atme meine Brust!

     4. Geben auch Paläste mir mein Obdach nicht: auch in meine
Hütte scheint der Sonne Licht. Wo die Freude wohnet, wohnt und
schläft man froh, ob auf Eiderdaunen, oder auf dem Stroh.

     5. Keine Pyramide zieret einst mein Grab, und auf meinem Sarge
prangt kein Marschallstab: Friede aber wehet um mein Leichentuch;
ein paar Freunde weinen, und das ist genug.

J. H. Witschel. Vor 1800.


          484.     Freut euch des Lebens.     (IV. 72.)

     Mäßig. H. G. Nägeli. 1793.

     1. Freut euch des Le=bens, weil noch das Lämpchen glüht;
pflük=ket die Ro=se, eh sie verblüht! Man
schafft so gern sich Sorg und Müh, sucht Dornen auf und
fin=det sie und läßt das Veil=chen un=be=merkt, das
uns am We=ge blüht.

     2. Freut euch des Lebens ec. Wenn scheu die Schöpfung sich
verhüllt und laut der Donner ob uns brüllt, so lacht am Abend nach
dem Sturm die Sonne, ach, so schön!

     3. Freut euch des Lebens ec. Wer Neid und Mißgunst sorgsam
flieht und Gnügsamkeit im Gärtchen zieht, dem schießt sie schnell zum
Bäumchen auf, das goldne Früchte trägt.

[439]

     4. Freut euch des Lebens ec. Wer Redlichkeit und Treue liebt und
gern dem ärmern Bruder giebt, bei dem baut sich Zufriedenheit so gern
ihr Hüttchen auf.

     5. Freut euch des Lebens ec. Und wenn der Pfad sich furchtbar
engt und Mißgeschick uns plagt und drängt, so reicht die Freundschaft
schwesterlich dem Redlichen die Hand.

     6. Freut euch des Lebens ec. Sie trocknet ihm die Thränen ab
und streut ihm Blumen bis ins Grab; sie wandelt Nacht in Dämme=
rung und Dämmerung in Licht.

     7. Freut euch des Lebens ec. Sie ist des Lebens schönstes Band,
giebt Brüdern traulich Hand um Hand! So wallt man froh, so
wallt man leicht ins bessre Vaterland! Freut euch des Lebens ec.

Usteri. 1793.


          485.     Zitherbubens Morgenlied..     (IV. 139.)

     Mäßig geschwind. Karl Bornhard. Vor 1810.

     1. Fröhlich und wohl=ge=mut, la, la,
wan=delt das jun=ge Blut, la, la,
ü=ber den Rhein und Belt, auf und ab durch die Welt.

     2. Husch, husch mit leichtem Sinn, la la, über die Fläche hin! la
la. |: Schaffe sich Unverstand Sorgen um goldnen Tand! :|

     3. Griesgram sieht alles grau, Freude malt grün und blau; rings,
wo der Himmel taut, Frohsinn sein Nestchen baut.

     4. Überall Sonnenschein, Quellen und Blümelein, Lauben und
Baumesdach, Vogelsang, Rieselbach.

     5. Überall Meer und Land, frische Luft, Freundeshand, ehrlich
und leichtes Blut, Mägdlein, ich bin dir gut!

     6. Leben, du bist so schön, morgens auf goldnen Höhn! Schatten=
spiel an der Wand! Schaut doch den bunten Tand!

Schmidt von Lübeck. 1801.