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Furcht (Kraus)

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Textdaten
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Autor: Karl Kraus
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Titel: Furcht
Untertitel:
aus: Ausgewählte Gedichte, S. 51-52
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1920
Verlag: Verlag der Schriften von Karl Kraus (Kurt Wolff)
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Erscheinungsort: München
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Quelle: Scan auf Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[51]

Furcht


Vor Tönen, Formen, halb erwachten Träumen
wird mir im innern Herzen bang.
Ich lebe in dem Untergang
und wohne in bedrohten Räumen.

5
Nicht fürcht’ ich mich vor irdischen Gewittern

und bin für jeden Donner taub.
Doch zittert wo ein Espenlaub,
so werde ich mit ihm erzittern.

[52] Ich wahre vor Gefahren nicht mein Leben

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und spotte ihrer Gegenwart.

Doch wenn es an den Wänden knarrt,
so kann ich wie ein Kind erbeben.

Ich fliehe nicht vor Räubern oder Recken
und spreche den Gewalten Hohn.

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Doch kann vor einem Menschenton

ich wie am jüngsten Tag erschrecken.

Mich faßt so bald kein ängstevolles Zaudern
und hab’ der Feinde nie zu viel.
Jedoch vor einem Mienenspiel

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wird’s mich wie vor der Hölle schaudern.


Und solche Furcht erregt in mir den Dichter
und ich erfülle die Figur
und brauche etwas Asche nur
für die lebendigsten Gesichter.

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Und so erwachse ich im Widerstreiten,

und seit ich so den Mut verlor,
gewannen Auge mir und Ohr
die Herrschaft in zerfallnen Zeiten.