Gedichte (Schwitters, Der Sturm, 10. Jahr, Nummer 3)
[35] Gedichte
Kurt Schwitters
Nächte
Innige Nächte
gluten Qual
zittert Glut Wonne
schmerzhaft umeint
siedend nächtigt Brunst
peitscht Feuer Blitz
zuckend Schwüle
O, wenn ich das Fischlein baden könnte!
Zagt ein Innen
zittert enteint
giert schwül
herb
Du
Duft der Braut
Rosen gleißen im Garten
schlank stachelt Fisch in der Peitscheluft
wunden Knie
wogen Brandung Wonne
Wenn das Fischlein fliegen könnte
ich umwoge
innenjauchzt
peitscht still Inbrunst
überquillt schrill
[36] kniet Tau auf dem Fischlein
es schlüpft seine Beinchen
weiße Beinchen hat das Fischlein
weiße Augen hat der Tod
fest peitscht innig Nacht
Ich
zerwoge
bleicht müde
blaut Qual Sonne
Wir
Leben wir
streben wir
sterben wir
Fichtenüberwölbt Welt
sterbestumm leben
glockenumstrahlt streben
sternüberhöht sterben
Glut läutet Welt
Ich werde gegangen
Ich taumeltürme
welkes windes Blatt
Häuser augen Menschen Klippen
schmiege Taumel Wind
Menschen steinen Häuser Klippen
taumeltürme blutes Blatt
Am Rande meines Welkens bin ich sanfte Nacht
Sägen knien Regen welken Tage
Sanften fromme Tiefe sanfte Hände
Tropfen wunde Nächte nächtelang
Wunden sanfte Riesen wölben Dom
Ich werde erbaut
Kurbel dämmert Kopf Gelächter
Tief zu Innen zages Land
Ferne Hütten welken Tau
Du
Wiesen bluten Weideschnee
Wiesen bluten Blut