Die Wiedergabe folgt in der Schreibweise der Vorlage.
Abkürzungen sind aufgelöst.
Überschriebene e über den Vokalen a, o und u werden als moderne Umlaute transkribiert.
Geld zeucht die Welt.
Das Welt verruchte vnd Teuffelsverfluchte Gold
vnd Teuffelswerck.
WAs hat der Kutscher doch für Pferde / Zeug vnd Wagen /
Was bringet sein Gespann für eine Fraw getragen?
Wer ist das schöne Volck / das güldne Kronen trägt /
Das sich so dringt vnd zwingt / gleich vmb den Wagen schlägt?
Die Fraw die ist die Welt / die Geldersoffne Hure /
Vnd Juncker Beliall der Teuffel treibt die Fuhre
Ducaten / Thalerwerck; was Portugal herschickt
Vnd was Kron Spanien für Pistoleten[1] drückt. Geld / Geld / Geld zeucht die Welt. Wir graben biß zur Höllen[2]
Durch vnser Bergwerck ein / dem Gelde nachzustellen
Das vns die Hölle bringt; uns muß die newe Welt
Von Ost vnd Westen auß hersenden Gut vnd Geld /
Das vnsre Laster häufft; wann ich könt was ich wolte /
Noch Meer / noch Lufft / noch Erd mir Reichthumb geben solte.
Man sagt / das vor der Zeit / die Tugend vnd das Geld / Als Wandersleute seyn gereiset über Feld /
Die Tugend hab gefragt: Warumb Geld / Gut vnd Beuten
Sich eh bey Bösen sind / als wol bey frommen Leuten /
Da hab das Geld gesagt: Kein Frommer übel richt /
Er leugt / er treugt / er stilt vnd schweret fälschlich nicht Bey seiner hohen Seel; schlägt nicht vmb Geldes willen Den Vatter selbst zu tod; kein frommer Wirth wird füllen
Mit Wasser seinen Wein; kein Frommer vmb Genüß
Verfälschet seine Wahr / läufft mit den Judenspieß /
Wie soll ich bey ihm seyn. Wer mich mich Geld will haben / Erbricht den Kirchen Schatz / pflegt Toden außzugraben; Du Tugend selbsten zwar an dich sehr hoch vnd groß /
Wolangesehn / geehrt; doch bistu Heller loß
So gilstu nichts für nichts; der Gelder kan ererben /
Der muß sowol als der / der keine Scherff hat / sterben
Sprach Fräwlein Tugend drauff: Vnd Geld / mein / sage mir
Wo fährt der hin / der dich geehret für vnd für
Als einen grossen Gott; schaw wie der Fuhrmann rennet
Damit er dich ja Geld vnd deine Welt verbrennet;
Nun / nun er peitschet drauff / Geld nimmersatte Welt
Fort / immer fort mit dir in das Pechschwartze Zelt /
Da / wo der Teuffel Schaar fein warm hat eingeheitzet /
Hilfft dich im minsten nicht was du hier hast ergeitzet /
Hör / wie der Reiche schreyt: Ich leide grosse Qual Ach / Wasser / Wasser her, Ach leiden ohne Zahl!
Hartzt / Pech vnd Schweffel brennt / die siedend heissen Flammen
Die schlagen über mich hell liechter Loh zusammen,
Ach taucht der arme Mann nur einen Finger ein /
In einen kühlen Bach / vnd kühlte meine Pein!
Wie sehr er ächtzt vnd lechtzt / wie sehr er krächtzt vnd bittet /
Hier ist kein Wasser nicht, kein Tropffen wird verschüttet
Vmb alles Gold vnd Geld; das ihn dahin gebracht /
Vnd ewig / Sünd vnd Schand! Zum Höllebrand gemacht.
Daß Lastschiff das mit Last vnd Wahren ist beladen /
Läufft höher auff die See / vnd kömbt auch eh zu Schaden:
Die kalt vnd alte Welt schart / spart / geitzt / wuchert / schindt /
Sorgt / borget / schabet / kratzt vnd schewet keine Sünd
Biß daß der Geitzwanst voll; bald kömbt die Schrecken Stundt /
Wann niemand dran gedacht / dann gehet er zu grunde. Ein grosses Schiffseil eh durch eine Nadel geht: Als daß ein reicher Mann im Himmelreiche steht.
Wol dem / vnd ewig wol den Armuth hat gelähmet Vnd ihm zurücke hält / mit aller Macht bezähmet
Fraw Armuth Kind deß Glücks / du zeigst die rechte Bahn /
Du flügelst vnsren Sinn vnd schwingst vns Himmel an.
Ein Printz hab Leut vnd Land / ein Kauffmann geh zu Segel /
Wem Armuth in die Hand / gibt Karst / Axt / Pflug vnd Flegel
Der ist ein selig Mann; glückselig ist der siegt /
Noch mehr als siebenmal glückseliger der pflügt
Der / der bey Hof vmb Geld nach hohen Aemptern läuffet
Vnd wann er was erkaufft / den Fürsten Rauch verkäuffet
Ist ein verdampter Mensch, viel besser bleiben Arm /
So rufft man nachmals nicht: Ach / daß es Gott erbarm!
Ein jeder hütte sich / der Weg ist bald gegangen / Doch wer einmal dahin kan nimmer her gelangen. Wo viel Geld / ist viel Schuld; Wo Armuth ist kein Geld,
Wo kein Geld / keine Schuld; So zeucht Geld nicht die Welt;
Zu finden in Nürnberg / bey Paulus Fürsten Kunsthändler allda / etc.