Geschichtsauffassung und Geschichtsschreibung/I. Das Alte und die neuen Probleme
Das Alte und die neuen Probleme.
Wenn man die Schriften der Humanisten danach befragt, wer denn diesen Neuerern als der eigentliche Vertreter alles Alten, Abgelebten in Wissenschaft und Bildung erscheint, so findet man auf tausend Blättern die Antwort: der Bettelmönch. Celtes und Hutten, Mutian und Erasmus haben die „stinkenden Kutten“ der einfältigen Franziskaner und der hochmütigen Dominikaner zum Ziel ihrer derbsten Angriffe gemacht. – Aber man bekämpft selten so eifrig, was nur verächtlich ist. Die Humanisten fühlen recht gut, daß hinter diesen als so armselig geschilderten Gesellen ein ganzes System steht, in dem der Geist des Mittelalters seine Vollendung gefunden hat. So ist es in Theologie, Philosophie und Pädagogik, nicht anders auf dem Gebiet der Geschichte. Hier sind es die Dominikaner, die im 13. Jahrhundert in dem Geschichtspiegel des Vinzenz von Beauvais die umfassendste Sammlung geschichtlichen Wissens, in der Papst- und Kaiserchronik des Martin von Troppau das bequemste Geschichtslehrbuch geschaffen haben.[1]
Stellen wir diese Werke in den Zusammenhang der mittelalterlichen Geschichtschreibung, wo sie an Ekkehard, Sigebert von Gembloux, Otto von Freising ihre Vorläufer haben, so finden wir sie – zumal den Martinus – mit Wattenbach jeden Tadels wert. Anders erscheinen sie im Umkreis der Bestrebungen beider Orden überhaupt betrachtet. Wie das Auftreten der Minoriten den letzten völlig gelungenen Versuch bezeichnet, die Welt in die Kirche hineinzuzwingen, so sollen diese Geschichtswerke den ganzen seit den Weltchroniken des 12. Jahrhunderts so ungeheuer angewachsenen Stoff ordnen und zu einem lückenlosen Bau gestalten.
Das ist die Arbeit, die Vinzenz von Beauvais leisten will.[2] Worauf es ihm ankommt, zeigt vielleicht ein kleiner Umstand am besten. Nachdem er in 14 Büchern eine Weltgeschichte bis zur Völkerwanderung gegeben hat, in der z. B. die biblische Geschichte den Rahmen für die Einfügung des geographischen Wissens vom Morgenlande, das [4] ja die Minderbrüder selbst durch ihre Missionsfahrten so bedeutsam vermehrten,[3] die griechische und römische Raum für Literaturgeschichte und Literaturproben bieten muß, folgt in einem 15. Buch ein „geschichtlicher“ Stoff, den er chronologisch nicht einordnen kann, der Roman von Barlaam und Josaphat! Was sonst von Legenden und Sagen in diesem phantastischsten aller Jahrhunderte umlief, das hat – soweit es nicht etwa bloß in der Volkssprache verzeichnet war – in dieser ungeheuren Kompilation seinen Platz und damit seine geschichtliche Beglaubigung für die Zeitgenossen gefunden.[4] Diese chronologische Festlegung des geschichtlichen Stoffes war ja auch der Zweck des einfachen deutschen Franziskaners, der auf allgemeines Bitten die „Blütenlese der Zeiten“ veröffentlichte, die er sich für seine Predigten zusammengezimmert hatte, da es so großes Aufsehen erregte, daß er auf der Kanzel bei jedem Heiligen genau zu sagen wußte, wann er gestorben sei.[5]
Martin von Troppau hat mit seiner Nebeneinanderstellung der Papst- und Kaiserreihen einer ganzen Gattung von Chroniken den Namen gegeben. Die Martinen sind um soviel einflußreicher geworden als der Vinzenz, als sie leichter zugänglich und übersichtlich waren. Durch sie vor allem ist die geschichtliche Auffassung bis zum Humanismus bestimmt worden. Es ist also wichtig zu erkennen, in welchem Sinne der Autor schrieb. Man hat ihn päpstlich genannt. Dann ist es merkwürdig, daß er nicht nur die Sage von der Päpstin Johanna bringt, sondern auch Päpsten wie Johann XII. keine Übeltat erläßt, und daß er für die Kaiserkrönung Karls des Großen, an die sich die so wichtige Frage der translatio imperiiknüpft, nur die Worte hat: ob rogatum Romanorum factus est imperator, während doch schon Ekkehard die Krönung durch den Papst hervorhebt. – Man hat es dem Martin angerechnet, daß er zuerst die Einsetzung des Kurfürstenkollegs unter Gregor V. berichtet und so der Urheber einer verhängnisvollen Theorie geworden ist. Aber die Fabel steht bei ihm nicht in der Papstreihe, sondern unter dem gleichzeitigen Kaiser Otto III. und der Grund der Einreihung ist deutlich ausgesprochen.[6]
Päpstlich ist also Martins Geschichtsauffassung kaum,[7] aber sie ist römisch und scholastisch, wie keine vor ihr. Römisch insofern, als Rom für diesen Dominikaner das wahre Haupt der Welt ist; von Rom aus schaut er über die Länder. Deshalb ist sein Werk nicht wie das des Vinzenz eine gleichmäßige Darstellung der sechs Weltalter oder der vier Weltreiche, sondern vor den – auch durch ein Quellenverzeichnis noch betonten – eigentlichen Anfang mit Christi [5] Geburt tritt bei ihm die römische Geschichte und an deren Anfang eine Stadtbeschreibung nach den damals noch nicht lange bekannten Mirabilia urbis Romae. Weil er von Rom aus die Welt betrachtet, zeigt Martin noch über die Mirabilia hinaus ein Interesse an den Resten des Altertums in Rom, wie an der Wölfin auf dem Kapitol, der Reiterstatue des Marc Aurel, den Dioskuren vom Monte Cavallo.[8] Deshalb übergeht er leichten Herzens die konstantinische und streift nur die karolingische Schenkung, um desto genauer von den Gaben dieser Herrscher an die einzelnen römischen Kirchen zu berichten.[9] So mag ihm auch der Anteil der Römer an der Kaiserkrönung des Jahres 800 wichtiger gewesen sein als der des Papstes. Sicherlich ist auch der Grund, daß er die Geschichte der Päpstin Johanna erzählt, kein anderer, als daß er sie als Lokalsage an einen vicus papissae knüpfen kann oder geknüpft findet.[10]
Scholastisch ist Martin, weil das oberste Gesetz seiner Darstellung die Lückenlosigkeit und chronologische Bestimmtheit aller Angaben ist.
Längst vor ihm hatte man die apostolische Sukzession der Päpste an Christus direkt angeknüpft, vielleicht zuerst bei dem phantastischen Fabulator Gotfried von Viterbo hieß Christus der erste Papst. Hier war das sicher recht harmlos, aber bei Martin gewinnt es Bedeutung, denn es dient ihm, um die Vergleiche von Kaiser und Papst mit Mond und Sonne und die Zweischwertertheorie sogleich an die Anfänge des Papst-Kaiserreichs anzuschließen, wie ja hier auch schon das Kardinalkollegium seine Stelle findet, dessen drei Ordnungen sich leicht den drei Engelschören vergleichen.[11] Von den gelehrten Zweifeln, die Ekkehard bei der Chronologie der nächsten Nachfolger Petri seinen Lesern vorgelegt hatte, ist bei Martin nichts zu finden. Wer erst Vertrauen zu einem System schaffen will, wird keinen Einblick in Streitfragen eröffnen, die es erschüttern könnten.
Auch wo Martin scheinbar nur seinen Quellen folgt, ist oft eine Anfügung oder Zusammenstellung bedeutsam. Er schreibt aus Orosius ab: Augustus ließ sich nicht Gott nennen, und fährt fort: zu gleicher Zeit wurde Christus geboren. Oder er sucht den Übergang von der Reihe der griechischen Kaiser zu den Franken: Ekkehard hat zum Jahre 689 unter dem Kaisertum Justinians II: Pippinus, filius Ansgisi, maior domus efficitur in Gallia, regnumque Francorum amministravit annis 27, cuius etiam anni suorumque successorum deinceps annotantur in catalogo regum; Martin wenig später: Item Constaninus V cum filio suo Leone et cum Pipino rege Francorum et patricio Romanorum eiusque filiis Karolo et Karolomanno imperavit annis 16.[12]
[6] Man kann Männern, die so Geschichte bauen, den historischen Sinn, der eine Art uninteressierten Wohlgefallens an der Vergangenheit ist, absprechen. Man wird dann eine andre Quelle ihrer Gedankengänge suchen müssen, und ich finde sie in dem juristischen Denken im Sinne der Scholastik. Die großen Rechtskodifikationen des hohen Mittelalters vom Dekret Gratians bis zum Sachsenspiegel haben da verhängnisvoll gewirkt. Sie wollen ebenso oft angeben, wie etwas Recht geworden ist, als was Recht ist. Sie sind ebenso erzählender als gebietender Natur. Damit wird aber eine Menge historischer Tatsachen dem Flusse der Überlieferung entrissen und dogmatisiert. Sie können nur noch tradiert und diskutiert, aber nicht mehr auf ihre Entstehung und Richtigkeit geprüft werden.
Die Geschichtsbücher dienen dieser Tradition. Der Martinus ist ein „Spiegel des Rechts in der Geschichte“, wie die Sächsische Weltchronik und „der Könige Buch“, er steht nach der ausgesprochenen Absicht des Autors selbst[13] neben den Dekretalen wie diese deutschen Chroniken neben dem Sachsenspiegel und dem Schwabenspiegel.
Nach dieser Auffassung darf keine von den großen staatlichen und kirchlichen Einrichtungen ein neues Ding sein, sie muß um so ehrwürdiger an Alter sein, je wichtiger sie dem Autor erscheint. Dachte einer deutscher als Martin, so rückte er die Einsetzung der Kurfürsten zu Karl dem Großen hinauf, so tat der Verfasser der Flores temporum[14], so Jordanus von Osnabrück und stillschweigend die Sächsische Weltchronik, wer päpstlicher gesinnt war, wie der Kölner Stadtschreiber Gotfried Hagene, zog sie zu Papst Silvester, dem legendarisch so viel verherrlichten Zeitgenossen Konstantins des Großen.[15]
Ein kleiner Fortschritt war es dann immerhin, wenn Männer, wie Jordanus von Osnabrück oder Lupold von Bebenburg, den lange gebahnten Wegen französischer und englisch-normännischer Chronistik folgend, dem Stammbaum der Institutionen einen gleich ehrwürdigen und gleich phantastischen deutscher Nation oder deutscher Sprache entgegenzusetzen suchten.[16] Diese der publizistischen Polemik entwachsenen Theorien haben hier und da einen bemerkenswerten Einfluß auf die späteren Geschichtswerke geübt, aber das System der minoritischen Geschichtsauffassung haben sie nicht erschüttert.
Wie sehr dies System dem Zeitgeist entsprach, das zeigen nicht nur die zahllosen Handschriften des Martinus und seine Übersetzung in alle Landessprachen[17], sondern auch der Umstand, daß bis zum Ende des 15. Jahrhunderts keine Versuche universalhistorischer Betrachtung bekannt sind, die sich nicht auf Vinzenz oder Martinus [7] oder auf die ihnen geistesverwandten Bernardus Guidonis und Ptolemäus von Lucca zurückführen ließen. Die deutschen Werke hat Ottokar Lorenz einleuchtend gruppiert[18]: im Süden Deutschlands werden vor allem die Martinen gelesen; an sie schließt Jakob Twinger von Königshofen seine Straßburger Chronik, das wichtigste Werk süddeutscher Stadtgeschichtschreibung; hier wird auch durch Hinzufügung eines eigenen lokalgeschichtlichen Teils die erste deutsche Stadtgeschichte geschaffen; im Norden wirkt die Reichhaltigkeit des Vinzenz auf die niederländischen Reimchronisten, sodann – im Verein mit Martin – auf den Westfalen Heinrich von Herford im 14., auf den Lübecker[19] Hermann Korner im 15. Jahrhundert.
Man sieht aus diesen Werken zugleich noch etwas anderes: Wie die Dominikaner und Franziskaner, deren Heimat doch nach dem ursprünglichen Willen ihrer Stifter überall und nirgendwo sein sollte, die eigentlich einheimischen Orden der Städte, die Dominikaner noch insbesondere – in diesem wie in vielem andern die Vorläufer der Jesuiten – die Fürstenbeichtväter und Prinzenerzieher geworden sind, so hat die universalhistorische Richtung ihrer ersten Geschichtswerke das Entstehen einer lokal und zum Teil auch national gefärbten Geschichtschreibung nicht nur nicht gehindert, sondern ihr häufig erst die Grundlage oder den Rahmen geboten. Vinzenz von Beauvais gilt bereits als national-französisch[20], von den ganz nationalistisch denkenden Vorkämpfern des französischen Königtums im 14. Jahrhundert stellt der eine, Pierre Dubois, seine Angriffe unter den Schutz der Bettelorden, der andere, Johann von Paris, ist selbst Dominikaner.[21] Königshofen ist ebenso charakteristisch straßburgisch und elsäßisch wie Korner lübisch und hansisch in dem Umkreis seiner Interessen, und auch deutsch wird man sie nennen dürfen, wenn man sich an Königshofens Geschichtchen: „wie deutsche Sprache sich erhob“ oder an Korners Anfang seiner deutschen Chronik mit „Karl dem Großen von Frankreich“[22] erinnert.
Aber hier liegt zugleich der Mangel und die Schranke dieser Hervorbringungen. Konnte man in den großen Kompilationen weltgeschichtlicher Art oder im Anschluß an die Martinianischen Annalen ebensogut ein Stück über die Abkunft der Slaven wie Nachrichten über den Ausgang Adolfs von Nassau und Albrechts von Österreich, ebenso gut eine Straßburger Stadt- wie eine österreichische Fürstengeschichte[23] unterbringen, so mußte der Trieb zur selbständigen Gestaltung zeitgenössischer oder früherer Geschichte schwinden. Wie in der scholastischen Philosophie jede neue Zufuhr antiken, arabischen [8] oder jüdischen Stoffes nur das Baumaterial für ein neues Türmchen an dem gotischen Wunderbau abgibt, so ist in der scholastischen Geschichtschreibung eine Stadt- oder Landes- oder Fürstengeschichte nur ein Kapitel der Geschichte der christlichen Welt.
Von hier aus eröffnet sich der Ausblick auf das erste Problem, das sich die Geschichtschreibung stellen muß, welche über die Minoriten hinauskommen will: es ist ein Problem der Form. Sobald sich die kleinen und großen territorialen oder städtischen Gebilde nicht mehr widerspruchslos in den Rahmen der Papst-Kaisermonarchie fügen, muß in ihnen das Bedürfnis nach selbständiger Erfassung und Darstellung ihrer Vergangenheit entstehen. Neben die Weltchronik und die Papst- und Kaiserreihen muß wieder die Einzelschritt treten, ob sie nun eine Biographie oder eine Stadt- oder Landesgeschichte sein will.
Aber mußte der Humanismus kommen um dies Bedürfnis zu befriedigen? Neben den Werken der Minoriten stand ja seit langem eine Geschichtsliteratur aus weltlichen Anschauungen. Sehen wir, was sie geleistet hat.
Eine Laiengeschichtschreibung, und zwar in deutscher Sprache, gab es in Deutschland schon seit den Tagen des hohen Mittelalters. Denn mochte auch der Verfasser des ersten Werkes, das hier in Betracht kommt, der Kaiserchronik, noch ein Geistlicher sein, seiner Auffassung und Darstellungsweise nach gehört er dem Rittertum an und schreibt für Laien.[24]
Man hat die Kaiserchronik und ihre Nachfolger nicht zur Geschichtsliteratur rechnen wollen, weil sie kaum eine in unserem Sinne historische Nachricht enthalten. Aber die Verfasser selbst sind anderer Ansicht:
Manege erdenchent in lugene
unt vuogent si zesamene
mit scophelîchen worten.
nû vurht ich vil harte
daz diu sêle dar umbe brinne:
iz ist ân gotes minne.
· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·
lugene unde ubermuot
ist niemen guot.
die wîsen hôrent ungerne der von sagen,
nû grîfe wir daz guote liet an.
So heißt’s im Prolog der Kaiserchronik. Das geht gegen die Spielleute und fahrenden Sänger, die von den Arimaspen und dem [9] Magnetberg zu erzählen wissen. Unser Chronist will Wahrheit geben und so beginnt er sein Buch vom römischen Reiche mit Kaiser Julius, der die vier Hauptstämme der Deutschen in hartem Ringen besiegt und mit germanischer Kraft dann die Republik stürzt und die Monarchie begründet. Das stand schon im Annolied, aber an die Spitze einer Kaiserchronik gesetzt und festgehalten war es ein Gedanke, der wohl einen Faden durch die Geschichte des römisch-deutschen Kaisertums geben konnte. Der Autor freilich hält ihn nicht fest. Ihn kümmern die Legenden von Simon Magus und Papst Sylvester viel mehr als etwa die historischen Kämpfe der Deutschen mit den Römern, und wenn er sich bei Karl dem Großen aller Fragen über die translatio imperii entschlägt, so ist es, weil sich ihm auch hier schon alles Historische in dem Nebel legendarischer Überlieferung verflüchtigt hat.
Immerhin blickt daraus noch ein Kaiserbild mit fest umrissenen Zügen hervor. „Rômaere voget und des rîches rihtâre“, „aîn wârer gotes wîgant“[25], das ist Karl und ihm gleichen alle seine rechten Nachfolger. Deren Reihe ist nicht minder fest geschlossen, wie bei den Martinen die der römischen Päpste. Die Kaiserkrone ist niemals anderswo als bei den Deutschen, Konrad I. wird sie stillschweigend, Heinrich I. ausdrücklich zugeschrieben, und wenn auch erst die Wahl der Fürsten, kein Erbrecht den neuen Herrscher macht, so ist doch immer nur einer zum Throne berufen. Die Kaiserchronik weiß so wenig unter Ludwig dem Frommen[26] wie unter den Ottonen etwas von Verwandtenkämpfen im königlichen Haus, und wo aus jüngster Vergangenheit ein Kampf um die Krone zwischen Vater und Sohn nicht verschwiegen werden kann, wie der zwischen Heinrich IV. und Heinrich V., da entrückt die Sage den alten Fürsten in Verschollenheit, um die Wahl des jungen zu begründen.[27] Man sieht, das stammt aus den Anschauungen der ritterlichen Welt, die auf der Treue beruht oder doch zu beruhen wünscht.
Das Bild vom römischen Reich, das die Kaiserchronik entrollte, ist lange Zeit das einzige ungelehrten Lesern zugängliche und auch später noch für einen großen Kreis von Darstellungen das maßgebende gewesen.[28] Aber man darf zweifeln, ob die Abschreiber, Umarbeiter und Fortsetzer sich mehr an der Kaiserreihe ergötzten, als an den novellistischen Einschüben, die schon in der Kaiserchronik selbst den Rahmen zu sprengen drohten und bei den Nachfolgern, wie Jansen Enikel, Ottokar von Steiermark, völlig gesprengt haben. Mochten diese Chronisten die Verwandtschaft mit der lügenhaften Spielmannsdichtung noch so feierlich ablehnen, sie sind doch von gleichem [10] Stamme, und auch wenn sie, wie Ottokar, ernsthafte historische Absichten, ja sogar so etwas wie leitende Ideen erkennen lassen, der Strom uferloser Erzählung überflutet das alles, sie alle wollen Geschichten, nicht Geschichte erzählen.
Ein Werk dieser Art weist nach einer andern Richtung: die Braunschweigische Reimchronik.[29]
Auch sie stammt nach Form und Geist aus dem Kreise der ritterlichen Dichtung, aber sie bringt keine Abenteuer. Bestimmt bezeichnet der Verfasser sein Thema: das Leben und die Taten der edlen Herzoge von Braunschweig; er läßt vor unsern Augen den Stammbaum aus seinen zwei Wurzeln, dem Geschlecht Widukinds und dem des Billungers Hermann entstehen, mit jenem beginnt er nach kurzem Präludieren seinen Gesang. Kann sich auch selbst dieser Chronist nicht ganz von dem seinem Zwecke fremden Stoffe der Welt- und Kaisergeschichte frei machen,[30] so fühlen wir doch durchweg den leitenden Gedanken, zu erklären, wie ein so ritterlicher und so weiser Herrscher wie Herzog Albrecht der Große, des Dichters Gönner, zu seiner Macht und seinem Adel gekommen ist. Adel aber ist Tugend, sonst „wären wir wohl von Adam her alle gleich“. Tugend aber will von Geschlecht zu Geschlecht gepflegt sein, und deshalb müssen die Fürsten bei ihren Taten gedenken, daß sie den Nachkommen ein Beispiel geben, die Nachkommen aber der Vorfahren Beispiel beherzigen. Solch ein Beispiel hat König Heinrich gegeben, als er den Ungarn einen verstümmelten Hund als Zins reichen ließ, „das möge merken, wer von seiner Sippe ist“, ruft der Dichter aus, und als Heinrich der Löwe in Thüringen seine Mannen zum letzten Kampfe spornt, da erinnert er sie an Markgraf Eckbert von Meißen und Kaiser Lothar als die Helden, denen sie Ehre machen müßten. So ist auch schon Widukind zwar ein Heide, aber sonst ein hoher Fürst mit aller Tugend.
Was hier vorliegt, ist ein Fürstenspiegel[31] und auch diese Gattung hat ihre Entwicklung gehabt. Zu ihr gehört etwa aus dem 14. Jahrhundert Levold von Northofs Chronik der Grafen von der Mark[32], aus dem 15. Ludwig von Eybs Denkwürdigkeiten der hohenzollerschen Markgrafen.[33] Beide sind bemerkenswerte Zeugnisse der Wandlung, die in der Stellung des hohen Adels seit dem Interregnum vor sich gegangen ist. Beide Verfasser, der Lütticher Kanonikus wie der fränkische Hofmeister, sind treue Helfer des neuen Landesfürstentums, dem sie die Kunst Erworbenes zu erhalten und zu vermehren an Beispielen aus der Hausgeschichte erläutern wollen. Im Zweck ihrer Schriften, wie in den Mitteln, die sie empfehlen, merkwürdig [11] gleich sind beide in der Ausführung so verschieden, wie nur der theologisch und juristisch gebildete Geistliche von dem immer noch turnier- und fehdefrohen Ritter sein kann. Ist Levolds lateinische Prosa trotz der annalistischen Einschübe aus der Reichsgeschichte schon äußerlich das geschlossenere Werk, so gewinnt die lose deutsche Notizenammlung Eybs durch die Frische in Darstellung und Auffassung, ja vielleicht auch durch die größere Weite des politischen Blicks. Aber wir dürfen bei beiden nicht an die Werke denken, in denen gegen Ende des Mittelalters die ritterliche Geschichtschreibung in Brabant oder in Frankreich mündet. Der Weg, der dort von Jakob von Märlant und den Brabantschen Yeesten zu Eduard de Dynter und hier von den Chansons de geste über Joinville und Froissart zu Philippe de Commines führt, ist von den Vertretern der deutschen ritterlichen Kultur nicht beschritten worden.
Aber vielleicht müssen wir solche Fortschritte entsprechend der so ganz anders verlaufenden politischen Entwicklung Deutschlands auch gar nicht in der ritterlichen, sondern in der städtischen Geschichtschreibung suchen. Die Städte sind ja die eigentlichen Träger der deutschen Kultur seit den Luxemburgern, sie sind moderne Gebilde im Reichskörper, sie erleben in der zweiten Hälfte des Mittelalters fast alle eine tiefgehende innere Umwälzung, die notwendig zur historischen Betrachtung ihrer Gründe, also zur eigentlichen Stadtgeschichte führen zu müssen scheint. – Gehen wir mit solchen Erwartungen an die Menge der stofflich so anziehenden bürgerlichen Geschichtsaufzeichnungen heran, so werden wir enttäuscht. Die städtische Geschichtschreibung, soweit sie von Laien geübt wird, ist aus zwei Quellen erwachsen: dem Geschlechtsbuch und der Notizen- oder Zeitungschronik.[34] Aber weder hier noch dort ist man zu einer Stadtgeschichte gekommen. Schreiben Männer aus dem Volke, wie der Augsburger Burkard Zink, so fehlt ihnen der Überblick, Patriziern wie dem Nürnberger Ulman Stromer verschließt der Brauch der Stadt den Mund, wenn sie ja den Wunsch hätten, von der Stadt „rate und geheim“ zu reden. Die Zunftrevolutionen bezeichnen allerdings Einschnitte in der städtischen Geschichtschreibung: in Augsburg, Köln, Braunschweig und anderswo knüpfen sich daran teils selbständige Aufzeichnungen offiziellen Charakters, teils Anfänge neuer annalistischer Aufzeichnung. Aber nirgendwo ein Zurückgreifen auf Früheres, ebensowenig späteres Zusammenfassen oder eine Nachforschung nach den tieferen Gründen der Umwälzung!
[12] Es gab schließlich nur eine Stelle in den Städten, wo sich die Fähigkeit zu einer größeren historischen Darstellung mit dem nötigen Einblick in die Lebensbedingungen des städtischen Gemeinwesens vereinigte, die städtische Kanzlei. Hier vollzieht sich am sichtbarsten die Loslösung der städtischen Bildung von der geistlichen und ritterlichen, aber sie vollzieht sich naturgemäß sehr langsam. So bleibt Meister Gotfrit Hagene in seinem „boich van der stede Colne“ noch ganz in Form und Geist der „ritterlichen Epopöe“ stecken[35], und als anderthalb Jahrhunderte später, um 1459, in der Nürnberger Kanzlei, vielleicht schon aus humanistischer Anregung, historisches Interesse beachtenswerter Art erwacht, da entsteht wieder nur eine Weltchronik mit lokaler Tendenz.[36]
Ich wüßte nur ein Werk aus der vorhumanistischen Zeit zu nennen, das sich die Schaffung einer Stadtgeschichte als eines selbständigen Ganzen vorsetzte: es ist die Chronik des Magdeburger Schöppenschreibers Heinrich von Lammespringe.[37]
Auch sonst ein höchst merkwürdiges Buch. Der Verfasser umgrenzt klar seinen Stoff: die Stadtgeschichte, und wo die Nachrichten hierfür noch nicht ausreichen, die Geschichte des Sachsenlandes. Diese letztere unter einem besonderen Gesichtspunkt: keine Fürstengeschichte, wie die Braunschweiger Reimchronik, – von Widukind wird auffallend wenig gesprochen – dagegen das Bestreben, alle „sächsischen“ Nachrichten aus der Reichsgeschichte zusammenzulesen. Dazu eine innerlich begründete Einteilung des Stoffs in drei Bücher: das erste enthält die Geschichte bis zur Bekehrung der Sachsen durch Karl den Großen, das zweite Reichs- und Stadtgeschichte bis zum Jahre 1350, dem „großen Sterben“, für den Chronisten zugleich der Anfang zeitgenössischer Berichterstattung. Jedes Buch hat auch sein Einleitungskapitel: das erste eins von Julius Cäsar, dem angeblichen Stadtgründer von „Parthenopolis“; das zweite eins von der „köre des rikes“, die für den Verfasser mit der Frage zusammenhängt, wie das Reich an die Sachsen gekommen sei; das dritte eine Aufzählung der Bischöfe, diese nicht, weil der Verfasser ein Geistlicher ist, sondern weil die Bischöfe zugleich seit 1294 Burggrafen von Magdeburg waren.
Prüfen wir dann den Inhalt, so sehen wir wohl, daß ein geistlicher Mann schreibt, dem z. B. Dinge, wie der Untergang des Templerordens besonders nahe gehen. Aber auch ein Stadtkind, das sich dafür interessiert, ob Bürger zum Heerschild gehören, und ob ihnen ritterliche Übungen geziemen. Das spricht auch die Vorrede aus, die in ihrer halb prosaischen, halb poetischen Fassung merkwürdig an den Sachsenspiegel [13] erinnert: die Bürger sollen aus dem Vergangenen lernen und daraus auf das, was die Zukunft bringen kann, schließen. Das ist der eine Grund für Herrn Heinrich gewesen, sein Buch zu schreiben; er ist weltlich-bürgerlich gedacht. Daneben hat er noch einen anderen Grund: er will die Menschen, die die Geißlerfahrten und den schwarzen Tod mit dem Gefühl erlebt haben, es habe nie so schlimme Zeiten gegeben, durch einen Einblick in die Geschichte vom Gegenteil überzeugen.[38] Das klingt im Inhalt, ja sogar in der Form an Orosius an, der aus dem gleichen Grunde auf Antrieb Augustins seine „Geschichten wider die Heiden“ schrieb. Daher also die vielen „portenta“, die uns in dem Buche auffallen. Und endlich merkt man wohl, daß hier ein Angehöriger des berühmten Magdeburger Schöppenstuhles schreibt, dem das Gefühl für die Bedeutung historisch gesicherten und widerspruchslos überlieferten Rechts besonders tief eingeprägt ist.
Aber alle diese Eigenschaften führen doch nicht weiter als bis zu bedachter Auswahl des gegebenen, meist annalistischen Stoffes. Sie verhindern nicht, daß der Verfasser die große Zunftrevolution des Jahres 1293 zunächst nach einer Quelle erzählt, die streng auf dem Standpunkt der Schöffen steht, und seine eigene, vermittelnde Meinung erst später, fast verstohlen, einfügt. Und die große Erörterung über das geschichtliche und rechtliche Verhältnis von Burggrafschaft und Erzbistum steht nicht vor der Erzählung der Wirren von 1293, die sie uns an dieser Stelle erst erklärt hätte, sondern folgt am Schlusse des 2. Buches nach. Ja, so wenig vermag der Chronist seinen Stoff zu meistern, daß er uns die Erwähnung des Privilegiums Ottos II., auf dem nach seiner eigenen Meinung die besondere Stellung des Schöppenstuhls zwischen Stadt und Erzbischof beruht, bei der Regierungszeit dieses Kaisers vorenthält, weil es eben seine Quellen dort nicht bieten, und er es wohl auch zu keinem bestimmten Jahre einordnen kann.[39] –
Von hier aus gesehen wird uns das Problem der Überwindung der mittelalterlichen Geschichtschreibung nicht mehr bloß als ein Problem der Form erscheinen: auch die Auffassung von dem, was den Inhalt der Geschichte bilden soll, muß eine ganz andere werden. Erst wenn die Betrachtung der Taten eines Fürsten zu Erwägungen politischer oder psychologischer Natur, die Darstellung der Stadt- oder Landesgeschichte zum Nachdenken über die natürlichen Gründe ihrer Entwicklung führt, wird der überlieferte Stoff wirklich umgestaltet werden. Dann wird vieles von dem bisherigen Inhalt der Geschichtsbücher
[14] als tote Weisheit empfunden und allmählich abgestoßen werden. Dann wird man anderseits Lücken entdecken und nach Kräften auszufüllen suchen, vielleicht zuerst durch bloße Kombination, dann aber durch planmäßige Nachforschung nach verlorenen oder vergessenen Quellen.
Und hinter diesen Problemen erhebt sich für die deutsche Geschichtschreibung ein letztes und wichtigstes: die Frage nach dem wirklichen Inhalt und Umfang einer deutschen Geschichte.
Um zu all dem zu gelangen, müssen die Menschen aus dem Banne der Tradition befreit, muß ein Abstand zwischen ihnen und den bisherigen historischen Vorstellungen geschaffen werden, und diesen Abstand schafft der Humanismus.
- ↑ [220] 1) Vgl. im allgemeinen Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter bis z. Mitte des 13. Jh. II6, 459 ff. und O. Lorenz, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter seit der Mitte des 13. Jh., I3 Einleitung. – Ich habe im Text auf den ersten Seiten einige Male irrtümlich von minoritischer Geschichtschreibung statt von der der Mendikanten gesprochen.
- ↑ [220] 2) S. Histoire littéraire de la France XVIII, 449 ff.
- ↑ [220] 3) S. Lorenz, Geschichtsquellen I, 311; II, 166. Ruge, Zeitalter d. Entdeckungen 71 ff.
- ↑ [220] 4) Lorenz I, 7.
- ↑ [220] 5) Flores temporum ed. Holder-Egger M. G. SS. XXIV, 226; von Lorenz I, 64 nicht ganz richtig wiedergegeben.
- ↑ [220] 6) Ausgabe von Weiland M. G. SS. XXII, 466: Et licet isti tres Ottones per successionem generis regnaverint, post tamen institutum fuit, ut per officiales imperii imperator eligeretur.
- ↑ [220] 7) S. auch, was Weiland vor seiner Ausgabe S. 394 über die Benutzung durch Occam sagt.
- ↑ [220] 8) l. c. 400, 48; 401, 46.
- ↑ [220] 9) l. c. 426; 461 u. a..
- ↑ [220] 10) Damit wird natürlich Bernheims Nachweis, daß die Sage ursprünglich byzantinischen Ursprungs ist (DZG. III, 412; IV, 342), nicht berührt. S. auch Strauch in M. G. Dte. Chr. III, 1, LXXIV.
- ↑ [220] 11) M. G. SS. XXII, 406.
- ↑ [220] 12) Charakteristisch ist auch, wie Martin in der aus Benedikt von S. Andrea abgeschriebenen Stelle, die Weiland in seiner Quellenuntersuchung (Archiv d. Gesellschaft f. ält. dt. Geschichtskunde XII, 35) aushebt, durch Änderung eines «postea» in et «ab illo tempore» die zeitliche Aufeinanderfolge in einen ursächlichen Zusammenhang verwandelt. – Für die Chronik Frutolf-Ekkehards glaube ich auch nach Harry Breßlaus Feststellungen die alte Bezeichnung brauchen zu dürfen.
- ↑ [220] 13) Wattenbach II, 468, dazu Schröder vor seiner Ausgabe der Kaiserchronik, M. G. Dte. Chr. I, 76.
- ↑ [220] 14) M. G. SS. XXIV, 226 ff.: Karolus... sedem imperialem in Romam transtulit et ius eligendi imperatorem Theutonicis acquisivit. Sunt autem principes VII.... Ein Vergleich mit der im selben Bande S. 181, 44 abgedruckten Quelle zeigt dann sogleich den juristischen Ursprung der ganzen Auffassung. S. auch Hegel zu Königshofen St. Chr. VIII, 425 A.
- ↑ [221] 15) Wattenbach II, 4701; dazu St. Chr. XII, 10. Das Ganze fordert zum Vergleich mit der genealogischen Geschichtskonstruktion in der griechischen Geschichte auf, doch wird man, glaube ich, den Ursprung aus juristischem Denken als charakteristischen Unterschied festhalten müssen.
- ↑ [221] 16) Über Ähnliches in der älteren deutschen Entwicklung s. F. G. Schultheiß, Gesch. d. dtn. Nationalgefühls 230, wo Anm. 4 auch gut hervorgehoben wird, daß nicht die Sage, sondern ihre staatsrechtlich-politische Verwendung das Neue ist.
- ↑ [221] 17) Weiland vor seiner Ausgabe 394. Die deutsche Übersetzung unzureichend gedruckt von A. Schulz in Herrigs Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen XXIII–XXV. Dazu Weiland in M. G. Dte. Chr. II, 349 ff. und über die wahrscheinlich Augsburger Herkunft der Übersetzung meine Arbeit über Meisterlin 7f.
- ↑ [221] 18) Geschichtsquellen II, 172.
- ↑ [221] 19) Herre in DZG. IX, 295.
- ↑ [221] 20) Holder-Egger in M.G.SS.XXIV, 156f. über eine Wolfenbüttler Handschrift, deren Autor, vielleicht ein Kölner Dominikaner, in diesem Sinne gegen Vincenz Stellung nimmt.
- ↑ [221] 21) Riezler, Die literarischen Widersacher der Päpste 144.
- ↑ [221] 22) Daß damit nichts über die französische Abkunft Karls des Großen gesagt sein soll, zeigt der lateinische Korner bei Eccard, Corpus historicum medii aevi II, 432: de Franconis Theutoniae oriundus.
- ↑ [221] 23) Lorenz I, 314, 322; II, 257f.
- ↑ [221] 24) S. außer Schröders Einleitung vor seiner Ausgabe M. G. Dte. Chr. I ganz besonders Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands IV, 487ff., wo die historiographischen Gesichtspunkte trefflich herausgehoben sind.
- ↑ [221] 25) V. 15074; 15869.
- ↑ [221] 26) Denn was V. 15318 ff. über den Streit der Söhne König Lothars(!) steht, geht ja wohl auf unklare Nachrichten über die Kämpfe unter Ludwig dem Frommen zurück, ist aber charakteristisch anders gewendet.
- ↑ [221] 27) So wenigstens, denke ich, läßt sich die nach Schröder (l. c. 3841) hier zum erstenmal auftretende Sage psychologisch erklären. Für die Entstehung der Sage vermag ich einen Fingerzeig zu geben. Über die Schlacht an der Grune, 15. Oktober 1080, in der Rudolf von Rheinfelden fiel, berichten italienische Quellen, z. B. Bonitho, Liber ad amicum: Acerrimo bello commisso Henricus turpiter terga vertit … [Rudolfi] mors Heinrico post octo dies in quodam castro latitanti et de fuga cogitanti nunciata est [Meyer v. Knonau, Jbb. d. dtn. Reichs unter Heinrich IV u. V Bd. III, 649. Daraus macht Platina (Vitae pontificum) zwar erst im 15. Jh., aber sicher einer älteren Quelle folgend: Ferunt Henricum ea clade adeo perterritum fuisse, ut vix decimo septimo die repertus sit, quo quidem tempore Germani Henricum filium eiusdem IV in locum patris suffecerant.
- ↑ [221] 28) Schröder vor seiner Ausgabe 75ff.
- ↑ [221] 29) Ausgabe von Weiland in M. G. Dte. Chr. II, 430 ff.
- ↑ [221] 30) Weiland vor der Ausgabe 434; dazu Stellen wie V. 8641 ff.
- ↑ [221] 31) Ob das nicht auch einmal der wirkliche Titel war? S. V. 2601 ff.:
waz vursten sin von in geboren,
dhe ich nicht al kan genennen;
doch sult ir se irkennen
in eynen andern spigele glanz. - ↑ [222] 32) Ausgabe (lateinisch mit deutscher Übersetzung) von C. L. P. Troß. Hamm 1859. Dazu Lorenz II, 68 ff., und Wattenbach in ADB. XXIV, 23 f. Neue Literatur und Ergänzungen bei W. Levison, Aus engl. Bibliotheken im NA. XXXII, 385ff.
- ↑ [222] 33) Ungenügende Ausgabe von Höfler in der Quellensammlung für fränkische Geschichte I. Dazu M. Herrmann, Albrecht von Eyb 21 ff., der aber die historiographische Bedeutung wohl überschätzt.
- ↑ [222] 34) S. darüber Hegel im 1. Bande der St. Chr.; dazu Lorenz I, 12ff. und geistreiche Beobachtungen bei Nitzsch, Gesch. d. dtn. Volkes III2, 144 ff. Meine Erörterungen für Augsburg und Nürnberg im Meisterlin 4ff., 152ff. Dazu Alemannia XXII, 1 ff.
- ↑ [222] 35) Lorenz II, 61.
- ↑ [222] 36) Meine Arbeit über Meisterlin 153 ff.
- ↑ [222] 37) Ausgabe von Janicke in der St. Chr. VII.
- ↑ [222] 38) S. die poetische Vorrede, bes. S. 3 V. 26ff. und S. 4 V. 14 ff.
- ↑ [222] 39) S. die Einleitung des Herausgebers. Ich bemerke noch, daß die Darstellung des Zunftaufruhrs, die nach Janicke S. XL aus einer älteren Quelle abgeschrieben ist, einen anderen Standpunkt zeigt, als den des Verfassers. Seine eigene Meinung erfahren wir erst S. 178, Z. 7 ff. (von Janicke l. c. doch wohl mit Unrecht auch noch zur alten Quelle gerechnet).