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Gewitter in der Pußta

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: B. Ch.
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Titel: Gewitter in der Pußta
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 19, S. 600, 611
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[600]

Gewitter in der Puszta.
Nach einer Originalzeichnung von M. Plinzner.

[611] Gewitter in der Puszta. (Zu dem Bilde S. 600 und 601.) Auf der weiten Puszta glüht der Sonnenbrand. Kein Lüftchen regt sich in der großen Theißebene. Staubig und grau und verschmachtet stehen die Gräser. Die Pferde lassen die Köpfe hängen und knuppern nur gewohnheitsmäßig hier und da an den verdorrten Gräsern und wehren die zudringlichen Bremsen ab mit dem langhaarigen Wedel. Jáncsi, der Csikos (Roßhirt), sitzt müde und verträumt auf seiner scheckigen Stute. Er sieht im Geiste eine schmucke Tanya (Bauernhans) vor sich stehen, in dem sein braunes Mädel, die blitzäugige Ilona wohnt. Jetzt tritt sie heraus aus der Wohnstube unter das schnatternde, glucksende, girrende Federvolk und ein Ruf genügt, sie alle um sich zu versammeln. Sie lacht und ruft und lockt, während ihre Hand in die mit Kukuruz gefüllte Schürze fährt und den Segen nach allen Seiten verstreut. O wie er sie liebt – seine Heideblume, seine Braut! … Da fährt er aus seiner Träumerei empor. „Was ist das?“ Der braune Hengst reckt ängstlich seinen Hals und seine Nüstern weiten sich. Die ganze Herde wird unruhig. Dort unten beim Ziehbrunnen ein weißes Wölkchen: das Zittern in der Luft – da giebt es Arbeit! – Ein Windstoß und noch einer. Eine undurchdringliche Staubwolke hüllt alles ein. Die Fohlen schmiegen sich an ihre Muttertiere und wiehern angstvoll. – Vergessen ist das liebliche Idyll. Der Jáncsi verzehnfacht seine Kräfte, um die Herde beisammenzuhalten. Jetzt hört er auch den Peitschenknall des Pál und des Jozsi, die von der anderen Seite sich bemühen, die Tiere zu beruhigen. Eine schwarze Wolkenbank erhebt sich im Westen und die heulende Windsbraut fegt vor ihr her. Es ist schwül und dumpf zum Ersticken. Einzelne schwere Tropfen fallen. Da plötzlich flammt es auf, als ob aus der Erde Feuerfluten aufstiegen, um sich mit den züngelnden Flammen des Himmels zu vermählen. Der Csikos hält mechanisch die Hand vor sein Antlitz, um dem blendenden Glanz zu wehren. Zu gleicher Zeit tönt ein betäubender Krach, als ob die Erde aus ihren Fugen ginge. In wilder Flucht jagen die Rosse dahin. Der braune Hengst aber bleibt auf dem Boden liegen. Ihn bat der sengende Strahl gefällt. Sekundenlang steht die Stute, die Jáncsi reitet, wie erstarrt da. Dann löst sich plötzlich der Krampf des Entsetzens. Sie thut einen mächtigen Sprung und jagt dahin, und alle Künste des Reiters vermögen nicht sie aufzuhalten. V. Ch.