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Gottesdienst (Albert Traeger)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Albert Traeger
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Titel: Gottesdienst
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 44, S. 597
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1857
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Gottesdienst.

Kam jüngst vorbei ’nem Häuschen klein,
Das lockte mich so eigen,
Zum Fenster schaut’ ich drum hinein,
Versteckt von grünen Zweigen.

Ein junges Weib darinnen war,
Frisch wie ’ne Maienrose,
Ein feines Bübchen, kraus von Haar,
Hielt sie auf ihrem Schoose.

Sie blickt’ ihm selig in’s Gesicht,
Bog sich zu ihm hinunter
Und küßte so dem kleinen Wicht
Die müden Augen munter.

Sie strich die Lock’ ihm hinter’s Ohr –
Still ließ er sich’s gefallen –
Sagt’ ihm ein frommes Sprüchlein vor,
Das mußte nach er lallen.

Da wandt’ ich leise mich zum Geh’n,
Versenkt in tiefes Sinnen,
Das Auge konnte nichts mehr seh’n –
War eine Thräne d’rinnen.

Und feierlich war mir’s zu Muth,
Als sei nach langem Bangen
Ein Kind ich wieder, fromm und gut,
Zur Kirche hingegangen.

Albert Traeger.