Haenel Kostbare Waffen/Tafel 33

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Tafel 32 Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer (1923) von Erich Haenel
Tafel 33
Tafel 34
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TAFEL 33
PRUNKSCHILD UND STURMHAUBE
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[66] Eisen, gebläut, mit Auflagen aus getriebenem, vergoldetem Kupfer und Silber. –

a. Schild. Konzentrische Dreiteilung: in den herzförmigen Plaketten der Hauptfelder dahinsprengende Reiter: ein römischer Krieger, ein Türke und ein Lanzenreiter in Zeittracht. Die ovalen Medaillons mit phantastischen Masken dazwischen aus Silber, darunter wieder aus Kupfer gekrönte Frauenköpfe in Rollwerkkartuschen. Auf dem breiten kupfernen Rand in Vierteilung wieder Kriegerdarstellungen, Trophäengruppen und groteske Masken; dazu Randklammern von kleinen Halbfiguren von Sphinxen. Futter roter Seidendamast, Schnallen geätzt und vergoldet.

b. Helm: auf jeder Seite drei runde Plaketten, in der Mitte gewappnete Reiter, s. u. links die Szene der Schlacht an der Milvischen Brücke (s. Tafel 32) und eine Reiterschlacht, je zweimal. Weiter auf dem Nackenreifen, den Backen und dem Augenschirm stark plastische Masken, in dem Kamm, der völlig von Kupfer ist als Mittelstück ein roter und links ein blauer Stein (Glas auf Folie) eingelassen. Futter wie bei dem Schild.

Ges. Inventar 1606. S. 919: Ein eisern Rundel, von getriebener arbeit, und drey vergülten Reuttern, und angesichtern, auch sonst rings umbher breit vergült, mit einem rothen gürtel, ist zu Augspurg erkaufft worden.
S. 911: Ein Sturmhauben mit angesichtern, und kleinen Löwenköpffen, alles mit dem Kam, darinnen ein roter und blauer Stein versetzt, vergült, welche von einem von Augspurg erkaufft.

Auch bei diesen Stücken ist, abgesehen von dieser klaren Beglaubigung, durch die nahe Verwandtschaft mit dem Stil der vorhergehenden Arbeiten (Tafel 30 und 32), insbesondere in der Komposition der figürlichen Szenen, die Stadt Desiderius Colmans zweifellos als Herkunftsort anzunehmen. Der Stil der Kostüme verweist die Arbeiten an den Anfang des 17. Jahrhunderts. Desiderius Colman selbst freilich, der, um 1515–20 geboren, um 1550–60 seine Blütezeit erlebte, kommt als Meister nicht mehr in Frage. Ein Schild der Real Armeria in Madrid (Nr. 480), der ganz aus vergoldetem Kupfer ist, steht unserer Garnitur sehr nahe. – (FHM. E 599. )