Zum Inhalt springen

Haenel Kostbare Waffen/Tafel 39

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Tafel 38 Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer (1923) von Erich Haenel
Tafel 39
Tafel 40
  Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
[Ξ]
TAFEL 39
SCHWERTER
DES AUSGEHENDEN MITTELALTERS
[Ξ]
[78]
a. SCHWERT DES GRAFEN LEONHARD VON GÖRZ † 1491,
GEMAHLS DER PAOLA VON GONZAGA

Griff Eisen, geätzt und vergoldet. Gehilze von Horn mit Spangen von graviertem Kupfer, das spiralförmige Verbindungsglied zum Knauf vergoldetes Messing. Klinge zweischneidig, ungeschärft, mit steilem Grat, und vergoldeten Ätzungen: eine gepanzerte Hand, das Wappen der Gonzaga, darüber ein Band mit der Inschrift in etrrnum (sic!). Auf der Gegenseite eine Hirschkuh, die nach einer strahlenden Halbsonne blickt, darüber ein umgedrehter Bienenkorb und ein Band mit den Worten: su mariti. Im Mittelband verschlungene Hände und neunmal die Devise: IN ETERNUM. - Länge der Klinge 0,954 m, Gesamtlänge 1,21 m.

Ges. Inventar 1606, S. 141: ein schwert mit Messing beschlagen und einer liedernen Scheiden (zu dem Feldharnisch Heinrichs des Frommen, Tafel 1).

Die zur Sonne aufblickende Hindin war das Emblem der jüngsten Tochter des Markgrafen Ludovico gen. il Turco von Mantua, Paola Gonzaga, das auf den Brauttruhen der Prinzessin erscheint; sie wurde 1471 dem Grafen Leonhard von Görz vermählt. Das Schwert, dessen Dekoration dem Stile des Ercole da Sesso (Ercole Fideli da Ferrara) nahesteht, war wahrscheinlich ein Brautgeschenk der Prinzessin an ihren Gemahl, und gelangte vielleicht mit dessen Gütern in Friaul in den Besitz des Kurfürst Friedrich des Weisen, dem Maximilian 1490 die ihm von dem Grafen überlassenen Länder verpfändet hatte. – Es ist ein künstlerisch vollendetes Denkmal der oberitalienischen Renaissance, wie sie von Andrea Mantegna dekorativ befruchtet worden war. (E. Haenel, Das Gonzagaschwert der Dresdner Rüstkammer. Mitteilungen aus den sächs. Kunstsammlungen, 1916, S. 66.) (FHM. A 36).

b. SCHLACHTSCHWERT HERZOG HEINRICHS DES FROMMEN (1473–1541)

Knauf birnförmig, wie das einmal abgesetzte, mit einer Schnur umwickelte Gehilze mit Leder bezogen; ebenso die S leicht geschwungene, mit flachen Knöpfen versehene Parierstange. Klingenschutz aus Leder, trägt vorn, in durchbrochenem, vergoldetem Silber dreimal die Buchstaben HK. Klinge, mit kurzer Doppelrinne, glatt, mit der Schmiedemarke A. – Scheide, mit schwarzem Leder bezogen, zwei (leeren) Besteckscheiden, geflochtnem Gurt und Leibriemen. Ortband von vergoldetem Silber: vorn die Buchstaben HK über einem Halbmond, hinten gravierte Quadrierung, mit den gleichen Buchstaben in den glatten Feldern verteilt. Gesamtlänge: 1,172 m, Länge der Klinge: 0,88 m, Breite (oben): 0,082 m.

Rüstkammer-Inventar 1567, S. 79 b: Ein kurtz (!) breitt schwerdt, mitt einem wieder gebogenen Kreutz und Knopf auf dem teschlein drey durchgebrochene silberne verguldte H und K, an der scheide ein kurz silbernn verguldt orthbandt auch mitt dergleichenn buchstabenn, so herzogk Heinrich zu Sachsenn hat pflegenn zu führenn.

Heinrich der Fromme vermählte sich im Jahre 1512 mit Katharina von Mecklenburg; die Buchstaben H (Heinrich) und K (Katharina) vermitteln den terminus a quo der Entstehung des Schwertes, dessen ungewöhnliche Breite einem persönlichen Wunsch seines Besitzers entsprochen haben mag. – (FHM. G 139.)

c. ANDERTHALBHÄNDER

Knauf abgeflacht birnförmig, mit schwarzem Samt bezogen und gitterförmigen Auflagen von vergoldetem Silber, die in einer Rosette zusammengefaßt werden; eine leichtgravierte, blattförmig geschnittene Hülse, gleichfalls aus vergoldetem Silber, leitet zu dem einmal abgesetzten, mit Samt bezogenen und Schnurendraht umwickelten Gehilze über. Parierstange gerade, mit Samt bezogen, Knöpfe Silber vergoldet, mit dekorativer Gravierung (Lilienmotiv). – Klinge flach, leicht abgedacht, mit Marken: griechisches Kreuz und Bischofstab – Gesamtlänge: 1,44 m. Länge der Klinge: 1,145 m, Deutsch, Erstes Viertel des 16. Jahrhunderts.