Haenel Kostbare Waffen/Tafel 44

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Tafel 43 Kostbare Waffen aus der Dresdner Rüstkammer (1923) von Erich Haenel
Tafel 44
Tafel 45
  Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
[Ξ]
TAFEL 44
RAPIERE MIT TAUSCHIERTEN GEFÄSSEN
[Ξ]

[88] a. Das Gefäß, Knauf und Griff sechsseitig balusterartig, Stangen und Bügel vierkantig flach, völlig mit aufgeschlagener Tausia in Silber und Gold dekoriert: zwischen großblättrigen Ranken Jagdszenen, mit Hirsch, Eber, Bär und Hasen, am Knauf auch Delphine, Vögel und Masken. – Die Klinge zeigt als eingeschlagene Marke das Posthorn des Solingers Peter Wirsberg (c. 1560–1630) und tauschiert den (Passauer) Wolf.

Inventar Churkammer 1671, S. 51: Ein Rappier mit einem ganz eisernen Gefäße, woran Knopff, Bügel, Griff, Creuze und Stangen mit Golde und Silber eine Jagt geezt die Klinge mit einem Wolffe bezeichnet.…

Der Bau des Gefäßes entspricht völlig dem des Wiener Degens (N. 577, Album I, T. 20a), der mit dem Namen des Tausiators Damianus Neron aus Venedig bezeichnet ist. Die Komposition der tauschierten Darstellungen zeigt dort eine Aufteilung ornamental behandelter und bildlicher Felder. Der Stil unseres Stückes weist nach Süddeutschland: die Einfügung der Figuren in das locker behandelte Laub- und Rankenwerk steht der strafferen Ornamentik der Italiener fern. Ende 16. Jahrh. – (FHM. E 612.)

b. Schwert. – Knauf, Parierstangen und Bügel mit großen, mauresken Linien in Gold tauschiert, am Knauf zwei Satyrmasken, an den Enden der Stangen bartlose, individuelle Köpfe, am Vorderbügel ein Löwenkopf. Der abgesetzte Griff oben mit Leder, unten mit Schlangenhaut umwickelt. – Wohl italienisch um 1520–30. (FHM. E 44.)

c. Rapier und Dolch. – Die Gefäße zeigen erhabene Einlagen von Silber, die sich sternförmig in das Liniensystem goldtauschierter Rauten und Rosetten einfügen. Auf der Innenseite der Stangen das bekannte Weinblattmotiv. Rapier und Dolch weisen am Klingenansatz das Mailänder Kreuz, ersteres dazu die Buchstaben A P (Antonio Piccinino) auf.

Inventar Churkammer 1671, S. 130: Ein Dolch mit eisernen von güldenen Strichen damasculirten auch mit Silber perlirten Gefäße länglicht runden Knopff und gebogenen Creuze . . . . .

Italienisch, Mitte 16. Jahrh.