Haenel Kostbare Waffen/Tafel 72
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UND BERGBARTE
[146] a. Streitbeil (Ungarische Hacke). Die Klinge mit zartem punziertem Ornament, der vierseitige Hammer und das Mitteleisen vertikal profiliert. Der Schaft mit schwarzem Leder bezogen und einer Schnur von Silberdraht umwunden, der Griff mit gravierter Platte, Silber, getrieben, der fast kugelförmige Knauf mit Festons und Masken dekoriert.
- Inventar der Türkischen Kammer 1674, N. 331: Eine Ungarische Hacke mit einem Hammer und gestochener schneidiger Parthe der Helm von schwarzen Leder und silbernen Krauspenen (!) Draht umbwunden, der Grieff von silbernen Klein schuppichten Silber mit einem runden getriebenen Knopffe.
Boeheim (Handbuch der Waffenkunde, S. 374, Fig, 444) nennt das Stück „Polnische Streithacke“ und spricht von der „Afterkugel italienischer Form“. Es ist dennoch wohl deutsche Arbeit vom Ende des 16. Jahrhunderts.
b. und d. Streitbeile mit Faustrohr. – b. Klingen und Rohr Eisen geätzt. Auf dem Beil Trophäengruppen, vergoldet, wie auch der vordere Teil der Hacke vergoldet ist, auf dem Rohr und dem Radschloß Bandornament. Schloßblech von gebläutem Eisen mit durchbrochnem, vergoldetem Kupfer belegt. Auf der Gegenseite des Schlosses ein eiserner, vergoldeter Gürtelhaken. Griff mit Stoff bezogen und Silberdraht umwickelt. Der Knauf (Afterkugel) öffnet sich auf Federdruck, enthält den, aus drei Teilen zusammenschraubbaren Ladestock. Die Rohrmündung ist mit einem durch zwei Federn gehaltenen Deckel verschlossen, der einen Stachel trägt. – Auf dem Laufe die Augsburger Beschau.
d. Gleichfalls reich geätzt, jedoch ohne Vergoldung. Der Lauf hinten rund, dann vier- und achtkantig, in der vorderen Hälfte wieder rund; glattes Schloßblech, kein Abzugsbügel; Ladestock neben dem Gürtelhaken seitlich angeschraubt. Afterkugel hohl, mit aufklappbarem Deckel. Auf dem Laufe die Augsburger Beschau und eine Marke: die Buchstaben B A, darüber die strahlende Sonne.
- Inventar der Türkischen Kammer 1674, N. 99, 100: Zwey eiserne durchaus schön geezte und vergüldete Faust-Parthen die eine Ober- und die andere unterwärts mit hohlen Rohren und geezten reich vergüldeten Feuerschlössern an den Griffen mit Meßingen drahte umbwunden und befranset mit hohlen aufspringenden Knöpffen worbey in der einen ein Ladestecken mit dem Lundten zieher, und in der andern ein dreyfacher zusammen geschraubter Ladestecken und Krazer nebenst einem Spanner.
Derartige kombinierte Waffen waren im 16. Jahrhundert beliebt; für den praktischen Gebrauch hatten sie, als mehr oder weniger technische Spielereien, geringen Wert (Forrer, Über kombinierte Waffen, Zeitschr. f. histor. Waffenkunde 5, 99). – (FHM. E 627, 632.)
c. Streitkolben mit Faustrohr. – Reich geätzt und z.T. vergoldet, auf dem achtkantigen, vorn runden Lauf Vögel zwischen Blattranken und die nackte Gestalt der Judith. Auf dem Schloßblech der Doppeladler. Halbrunder Knauf, mit Federverschluß. – Die Griffumwickelung fehlt.
- Inventar der Türkischen Kammer 1674, N. 96: Ein Streit Kolben mit fünff spizigen Ecken und einem hohlen Lauffe, und Feuerschloß durchaus zierlich geezt und vergüldet, unten mit einem schwarz sammeten und mit Silber umbwundenen Grieffe … welcher am 12. Februar 1591 von der damahligen Frauen Administratorin zu Halle praesentiert worden.
- Ges. Inventar 1606, S. 972: Ein Faustkolben mit Vorguldten und geezten Schlos und Rohr, das Hefft mit weißem Draht und schwarzen Fransen bewunden welche von der Frau Administratorin zu Halle den 12. February Ao 91 ist vorehret worden.
Katharina von Brandenburg-Küstrin, Gemahlin des Kurfürsten Joachim Friedrich von Brandenburg, der 1566–1598 Administrator von Magdeburg und Halle war, schenkte Christian I. damals auch noch andere reich ausgestattete Kombinationswaffen: ein Rapier mit Faustrohr (FHM. E 631) und eine Helmbarte mit Schießvorrichtung (FHM. M 202), alles Augsburger Arbeiten von der gleichen Hand. (Die Meistermarke der Helmbarte wie bei dem Streitbeil b.)
e. Streitbeil (Axthammer). Eisen, gebläut, reich mit Gold und Silber tauschiert. Der Hammer als vierteiliger Dorn gebildet. Das Radschloß, dessen konstruktive Teile um einen, in dem Griff verborgenen Zylinder gewickelt sind, läßt an der Kapsel den Vierkant des Rades und den Abzug sehen.
- Ges. Inventar 1606, S. 974: Eine Barten mit einem Verborgenen Rohr und aller Zugehörung von gantzen eisen mit Silber und golt geezt, welches von einem Schotten den 16. July Ao 91 erkaufft worden.
Das Stück ist von Koetschau (Beiträge zur Geschichte der Handfeuerwaffen [Thierbach-Festschrift], 1905, S. 117) eingehend beschrieben und konstruktiv erklärt worden. Es ist deutsche Arbeit, ein Meisterstück in technischer wie in künstlerischer Beziehung. – (FHM. E 622.)
f. Bergbarte. Klinge mit Gold und Silber tauschiert und punziert: je zwei Bergleute, von Blattranken umgeben, halten die Kartusche mit dem in durchbrochenem, vergoldetem Silber eingelassenen kursächsischen Wappen. Der Schaft Silber, graviert und z. T. vergoldet, mit gegossenen Auflagen; die Gravierungen zeigen Szenen aus dem Bergmannsleben. Auf dem Rücken der Gekreuzigte, von zwei knienden Bergleuten verehrt, am Schuh getriebene Reliefs, die einen Schmelzofen und seine Verwendung zeigen, auf der Unterfläche das Wappen der Stadt Freiberg. – Beschau von Freiberg und Marke DW, David Winckler, über dem Kruzifix die Zahl 1629. Über dem Schuh die Buchstaben H I G.
- Ges. Inventar 1689, I, S. 95 (Gute Schlittenkammer N. 26): Zwey Berckparthen davon die eine mit Silber eingeschlagen, und in der Mitten das Churf. wappen durchbrochen, der Helm aber über und über Starck mit Silber beleget, worauf das Crucifix nebenst zweyen knieenden männern auf zierath vergoldet und gestochen, worauf die Jaarzahl 1629.
In dem Inventar der sog. Weißenfelser Büchsenkammer des Herzogs Johann Adolph II. von S.-Weißenfels von 1739, die durch Erbschaft 1746 nach Dresden kam, wird das Stück „Berghäckel“ genannt, zusammen mit Grubenlicht, Schere, Säbel, Tasche, Grubenscherber und Keilhaue, als „Ihro Churf. Durchl. zu Sachßen Johann Georg I. Berckwercks-Sachen“ geführt und z. T. abgebildet. Darnach sollen die Buchstaben H. I. G. die Initialen des fürstlichen Namens (Herzog Johann Georg?) sein. Da hier auch erwähnt wird, daß die Garnitur im vorigen Inventar nicht enthalten sei, ist sie wohl erst Ende des 17. Jahrhunderts nach Weißenfels, aus der Dresdner Rüstkammer, gelangt. – Der Goldschmied David Winckler (Rosenberg2 1396 b) ist von 1617–1635 bekannt; von ihm auch der Knappschaftsbecher im Besitze von Dr. Diener-Schönberg auf Schloß Pfaffroda i. Erzg. Eine andere, kostbar ausgestattete Bergwerks-Garnitur Johann Georgs II. von dem Goldschmied Samuel Klemm, Freiberg 1677, im Grünen Gewölbe zu Dresden. – (FHM. E 636.)