Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Adrian Zingg
← Johann Christoph Adelung | Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen (1918) von Adolf Hantzsch Adrian Zingg |
Anton Graff → |
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext. |
[105] Nr. 121. Zingg, Adrian, 1734–1816. Obgleich Schweizer von Geburt, kann man diesen Meister im Zeichnen und Kupferstechen doch gewissermaßen als Sachsen bezeichnen, da von seinen 82 Lebensjahren 50 auf seinen Aufenthalt in Dresden entfallen. Nachdem er sich von 1759–1766 in Paris eine gründliche Ausbildung erworben hatte, erhielt er in dem letzterwähnten Jahre einen Ruf nach Dreden als kurfürstlicher Hofkupferstecher und als Lehrer der Kupferstecherkunst an der Kunstakademie. Daneben war Z. auch an der von ihm später in seinem Hause eingerichteten Zeichenschule tätig, in der er solche Knaben im Zeichnen und Tuschen unterrichtete, die eine gewisse Befähigung für die Kunst verrieten. Hatten sie eine bestimmte Stufe der Ausbildung erreicht, so durften sie gegen einen ihnen gewährten Monatsgehalt für ihren Lehrer arbeiten, wie Ludwig Richter in seinen „Lebenserinnerungen“ Seite 1 und 2 erzählt. Unter die von den Schülern gefertigten gelungenen Bilder pflegte Z. öfters seinen Namen zu setzen, und so mögen manche derselben als Arbeiten des Meisters in den Kunsthandel gekommen sein. Unter seinen Schülern war der tüchtigste Karl August Richter, der Vater Ludwig Richters.
Z's. Kunst wandte sich besonders der Landschaft zu, und darin hat er Vorzügliches geleistet. Die äußerst sauber durchgeführte Zeichnung wurde je nach Umständen in helleren und tieferen Tönen mit Sepia ausgetuscht und dadurch erzielte der Künstler herrliche Wirkungen. Seine Bilder bringen Darstellungen von Dresden und von vielen sächsischen Städten, Landschaften des Weißeritztales, des Erz- und des Lausitzer Gebirges, Nordböhmens, vor allem aber der sächsischen Schweiz, die Z., wie von ihm mit Recht gesagt worden ist, überhaupt erst künstlerisch entdeckt hat. Als Schweizer war ihm diese Bergwelt ganz besonders lieb. Er durchwanderte sie nach allen Richtungen und machte hier von den verschiedenen herrlichen Punkten zahlreiche Aufnahmen, die, zu Hause sorgfältig ausgeführt, immer willige Abnehmer fanden. Um seine beliebten Radierungen gut zu verkaufen, bezog der Künstler mit ihnen regelmäßig die Leipziger Ostermesse. Dies tat er auch, wie Ludwig [106] Richter in seinen Lebenserinnerungen erzählt, im Jahre 1816, obwohl er bei seinem hohen Alter körperlich und geistig recht schwach geworden war, und seine Freunde ihm von der Reise ernstlich abgeraten hatten. Wirklich befiel ihn in Leipzig ein Unwohlsein, das nach kurzem Krankenlager sein arbeitsreiches Leben zum Abschlusse brachte.
Nachdem Z. 1766 nach Dresden an die Kunstakademie berufen worden war, hat er wahrscheinlich vom Beginn seiner hiesigen künstlerischen Tätigkeit an im Dachgeschoß des alten am Schloßplatze 1 stehenden Akademiegebäudes eine Wohnung erhalten (M. Stübel: Chodowiecki in Dresden und Leipzig, Seite 15 und 16). Er gab sie erst auf, als das Gebäude 1787 für die Zwecke des Geh. Finanzkollegiums gebraucht und deshalb von der Akademie geräumt wurde. Vermutlich hat Z. gleich damals sein Heim nach der Äußeren Pirnaischen Gasse Nr. 227 jetzt Pirnaische Straße 1 (O.-Nr. 382) verlegt, sicher 1797 laut Adreßbuch dort gewohnt. Seine letzte Wohnung, die er etwa zu Anfang des 19. Jahrhunderts bezogen haben mag, befand sich nach dem Adreßbuche von 1809 in dem Hause Moritzstraße Nr. 759, jetzt Moritzstraße 12 (O.-Nr. 218). In seinen „Lebenserinnerungen“ teilt L. Richter mit, seine Eltern seien bald nach seiner 1803 erfolgten Geburt von der Friedrichstadt nach der Äußeren Rampischen Gasse (jetzt Pillnitzer Straße) übergesiedelt, „von wo es der Vater näher zu dem auf der Moritzstraße gelegenen Atelier Zinggs hatte“. – Das Gebäude, in dem sich seit 1790 die Meinhold'sche Hofbuchdruckerei befand, wurde 1912 abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt.