Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Gottlieb Wilhelm Rabener
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[97] Nr. 111. Rabener, Gottlieb Wilhelm, 1714–1771 Satiriker, beschäftigte sich nach dem Studium der Rechte in Leipzig sehr eingehend mit dem Steuerwesen und war darin hervorragend tätig. 1753 wurde er als Steuersekretär ins Obersteuerkollegium nach Dresden berufen, wo er seit 1763 bis zu seinem Tode als Steuerrat wirkte. – R's. Satiren, in denen er hauptsächlich die Torheiten und Gebrechen des bürgerlichen Mittelstandes verspottete, sind zum größten Teile bis 1760 entstanden. – Als Prinz Heinrich von Preußen Mitte November 1756 nach Dresden kam und sich hier lange Zeit aufhielt, wollte er den damals sehr gefeierten und äußerst volkstümlichen Satiriker kennen lernen und sah ihn [98] öfters in seinem Quartier. Mit Bezug auf diese Zusammenkünfte schrieb R. unterm 18. Januar 1757 an Gellert u. a.: „Ich habe lebhaft mit ihm (dem Prinzen) gestritten, da er die deutsche Sprache und unsere Literatur wenig schätzt.“ – Bei der Beschießung Dresdens 1760 verlor R., wie er seinem Freunde Ferber in Warschau am 12. August desselben Jahres schrieb, in seinem am 19. Juli zusammengeschossenen und niedergebrannten Hause alle seine Möbel, Kleider, Wäsche, Bücher, Manuskripte, Briefe und Vorräte und 40 Taler an barem Gelde. Sein Gesamtverlust betrug 3000 Taler. Was er gerettet, hatte einen Wert von 10 Talern, und das trug er in einem Kopfkissenüberzuge bei sich, als er am 19. Juli die Altstadt verließ. Die nächste Nacht verbrachte er in der Neustadt. Am Morgen begab er sich zu einem in Loschwitz wohnenden Freunde, bei dem er acht Tage blieb. Am 2. August kehrte der unvermählt gebliebene R. mit seinem Diener nach Dresden zurück.
Wo er hier gewohnt hat, ließ sich nur teilweise feststellen. Seine erste uns bekannte Wohnung ist auf der heutigen Rampischen Straße gewesen. In einem leider nicht datierten, aber wohl aus der Zeit vor 1760 stammenden Briefe an Gellert schreibt R.: „Er (ein vorher nicht bezeichneter Freund oder Bekannter) hat mir gesagt, daß auf der Rammischen Gasse, wo ich wohne, viele verdächtige Häuser wären.“ Weil in dieser Angabe der Name des Wirtes fehlt, ließ sich die Hausnummer nicht ermitteln. – Wo der Satiriker sein Heim während der Beschießung 1760 gehabt hat, darüber fehlt eine sichere Nachricht, wenn auch in der Heimatskunde von Dresden deren Verfasser Thüme und Gebauer Seite 13 berichten, es habe sich auf der Kreuzgasse und zwar in dem Hause befunden, an dessen Stelle man nach der Beschießung das Gebäude Kreuzstraße 16 errichtete.
Die einzige Dresdner Wohnung R's., die wir sicher kennen, befand sich am Neumarkt im Hause des Obersteuerkassierers Johann Georg Nicolai, jetzt Neumarkt 2 (O.-Nr. 9). In diesem neben dem Hotel „Stadt Berlin“ stehenden Gebäude ist der in seinen letzten Lebensjahren sehr kränklich gewordene R. laut Totenzettel im März 1771 „am Schlagfluß“ verstorben und nach dem Hist. Kern Dreßd. Merckwürdigkeiten vom Jahre 1771 Seite 25 „auf hiesigen Johannis-Gottesacker in E. H. E. Raths-Gruft beigesetzt worden“.