Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen: Louis Nicolas Davout
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[160] Nr. 157. Davout, Louis Nicolas, Herzog von Auerstedt, Fürst von Eckmühl, 1770–1823. Gleichzeitig mit Bonaparte auf der Kriegsschule zu Brienne ausgebildet, trat er 15jährig als Unterleutnant in die Armee ein, hatte es aber 1793 bereits bis zum Brigadegeneral gebracht. In den Feldzügen am Rhein, in Italien und in Ägypten erwarb er sich durch hervorragende Tapferkeit und seltene Umsicht neuen Ruhm und wurde von Napoleon deshalb[WS 1] zunächst zum Divisionsgeneral und nach seiner Thronbesteigung 1804 zum Marschall ernannt. Weil D. durch seine Truppenführung die Schlacht bei Auerstedt am 14. Oktober 1806 zugunsten seines Kaisers entschieden hatte, verlieh ihm dieser im nächsten Jahre den Titel „Herzog von Auerstedt“. Seinem den 22. April 1809 bei Eckmühl über den Erzherzog Karl erfochtenen Sieg verdankt D. den weiteren Ehrentitel „Fürst von Eckmühl“. Nach dem unglücklich verlaufenen russischen Feldzuge nahm der Marschall an dem Kriege Napoleons gegen die Verbündeten erneut teil, zeigte aber gegen einige deutsche Städte, vor allem gegen Hamburg, wo er sich mit seinen Truppen vom Mai 1813 bis dahin 1814 aufhielt, erbarmungslose Grausamkeit, durch die er seinen Namen auf ewig schändete. Als sein Kaiser erstmalig abdanken mußte, zog sich D. auf seine Güter zurück, trat aber nach Napoleons Rückkehr von Elba als Kriegsminister abermals in dessen Dienste. Nach des Kaisers zweiter Abdankung verbrachte der Marschall seine letzten Lebensjahre im wesentlichen auf seinen reichen Besitzungen.
D. ist nur einmal und da auch nur sechs Tage in Dresden gewesen, aber noch lange nach seinem Abzuge von hier hat man seiner nur mit Schrecken und Erbitterung gedacht. Am 13. März 1813 langte er, von Meißen kommend, mit seiner etwa 10 000 Mann zählenden Truppenmacht hier an und bezog die bisher von Reynier innegehabten Räume im Brühl'schen Palais an der Augustusstraße 3. Die Ankunft des Marschalls verbreitete unter der hiesigen Bevölkerung um so größeren Schrecken, als man von seiner maßlosen Härte auch hier schon genug gehört hatte und deshalb fürchten mußte, er werde den erst kurz vorher in Dresden stattgefundenen Aufstand bitter rächen, wie er sich bereits geäußert haben sollte. Um den Einwohnern [161] den vollen Ernst ihrer Lage recht deutlich vor Augen zu führen, war der Einzug der Artillerie in die Stadt mit brennenden Lunten erfolgt. Da die Russen auf der rechten Elbseite sich Dresden immer bedrohlicher näherten, ließ D. die schon von Reynier angeordneten Verteidigungsmaßnahmen sowie auch die Arbeiten zu der sich etwa nötig machenden Sprengung der Elbbrücke unter Beihilfe von 50 aus dem Plauenschen Grunde herbeigerufenen Bergleuten Tag und Nacht eifrig fortsetzen. Wohl trug eine Abordnung des Rates und eine solche von Landesvertretern dem Marschall die Bitte vor, die Brücke zu schonen; wohl erhob bei ihm die 77jährige Prinzessin Elisabeth, die Tante des seit dem 25. Februar in Plauen i. V. weilenden Königs Friedrich August sowie auch dieser selbst Vorstellungen wegen der geplanten Zerstörung des altehrwürdigen Bauwerkes. D. hatte für alle diese Bemühungen nur kalte, schroffe Abweisung. Als man nun am 18. März das auf einem künstlichen Felsen stehende, 4,5 Meter hohe metallene Kreuzbild abhob, weil es bei der Sprengung des anstoßenden Pfeilers höchst gefährdet war, erkannte man, daß sich das tatsächlich zwecklose Zerstörungswerk nicht verhindern ließ.
Auf Befehl des Marschalls wurde am 18. sowie nochmals am 19. März früh 5 Uhr der Einwohnerschaft durch Anschlag bekanntgegeben, daß, sobald an letzterem Morgen drei Kanonenschüsse gehört würden, jedermann sich schleunigst nach seinem Hause zu begeben habe und es nicht eher als drei Stunden nach Ablauf dieser Schüsse verlassen dürfe. Gegen 9 Uhr ertönten sie, und nun suchten die allermeisten der auf den Gassen und Plätzen weilenden Menschen schleunigst und ängstlich ihr Heim auf, während eine kleine Anzahl Neugieriger es wagte, von geschützten Stellen an beiden Elbufern aus die Sprengung zu beobachten. Der unterhöhlte und mit Pulver gefüllte Pfeiler zerbarst bis zum Wasserspiegel und stürzte mit den beiden anliegenden Bogen mit dumpfem Krach in die hochaufspritzenden Fluten. D. hatte während des Zerstörungswerkes unter dem Georgentor gestanden, den Befehl zum Anzünden der Leitfeuer gegeben und sich nach erfolgter Sprengung davon persönlich überzeugt, daß sie zu seiner Freude ausgezeichnet gelungen war. Einige Stunden später verließ er Dresden und folgte seinen zum Teil bereits nach Magdeburg abgegangenen Truppen.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: dehalb