Ich seh’ Dich an und glaub’ es kaum
Ich seh’ Dich an und glaub’ es kaum –
Es war ein schöner Rosenbaum –
Die Düfte stiegen mir lockend zu Häupten,
Daß sie mir zuweilen das Hirn betäubten –
Ach! damals war ich närrisch und jung –
Jetzt bin ich alt und närrisch – Ein Stechen
Fühl’ ich im Aug’ – Nun muß ich sprechen
In Reimen sogar – es wird mir schwer,
Du kleine Cousinenknospe! es zieht
Bei Deinem Anblick durch mein Gemüth
Gar seltsame Trauer, in seinen Tiefen
Erwachen Bilder, die lange schliefen –
Die lachenden Augen, sie schwimmen herauf
Lustplätschernd – die Schönste der ganzen Schaar
Die gleicht Dir selber auf ein Haar.
Das ist der Jugend Frühlingstraum –
Das sind die Züge der theuren Sirene,
Das sind die Blicke, das sind die Töne –
Sie hat ein süßkrötiges Stimmelein,
Bezaubernd die Herzen groß und klein.
Meerwunderlich mahnend an Delphine.
Ein bischen spärlich die Augenbraun,
Doch hochgewölbt und anzuschaun
Wie anmuthstolze Siegesbogen –
Dicht unter das Aug’ in den rosigen Wänglein –
Doch leider weder Menschen noch Englein
Sind ganz vollkommen – das herrlichste Wesen
Hat seine Fehler, wie wir lesen
Der einst die schönste Meerfee gewann,
Hat doch an ihr, in manchen Stunden,
Den heimlichen Schlangenschwanz gefunden.