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Immer noch galant

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Autor:
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Titel: Immer noch galant
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 14, S. 240
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1891
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[224]

Photographie im Verlage der Photographischen Union in München.
Immer noch galant.
Nach dem Gemälde von L. Schmid-Reuthe.

[240] Immer noch galant. (Zu dem Bilde S. 224 und 225.) Im kleinen Alpenwirthshause, dem höchsten des Thales, sitzen sie beieinander, die Zechgenossen. Wetterharte Kameraden sind es, Bauern und Waldleute, mit rauhgearbeiteten Fäusten und qualmenden Pfeifen. Einer davon, dem die Feder so schalkhaft über dem Hute nickt, macht den Eindruck, als wär’s der Dorflump, so ein Kumpan, wie es deren fast in jeder Gemeinde des Alpenlandes giebt, die sich von Pechkratzen und Wurzelsammeln kümmerlich nähren. Die Einrichtung der Zechstube ist äußerst dürftig; als einziger Schmuck dienen ihr, wie in den Wirthszimmern aller streng katholischen Länder üblich, das Kruzifix in der Ecke und, über dem Ecktisch hängend, die - Embleme des löblichen Brauereigewerbes: Malzschaff, Schöpfer und Malzschaufel. Der vornehmste unter den Zechgenossen ist jedenfalls der alte Forstwart, welcher neben dem Tische steht. Offenbar ist er vor einem Augenblick erst eingetreten, hat sein Gewehr in die Ecke gelehnt und ist. im Begriffe, sich einen Platz in dieser feinen Gesellschaft zu suchen, als die Stubenthür wieder aufgeht und ein paar, stramme Bauernmädchen eintreten, um den Abendtrunk für ihre Familien heimzuholen. Da reißt es den Alten herum, und mit jener Grazie, die ihn vor vierzig Jahren zierte, als er noch der Held des Tanzbodens war, verbeugt er sich vor den Dorfschönen, entbietet ihnen mit ritterlicher Gebärde seinen Gruß, und während der Wirth den Mädchen die Krüge füllt, ergreift der alte Weidmann die Gelegenheit, einige seiner schönsten Redensarten anzubringen. An der Antwort wird es nicht fehlen; das sieht man den schalkhaften Augen und dem lachenden Munde der Mädchen an. Und hernach, wenn sie wieder zur Thüre hinaus geschlüpft sind und mit ihren Krügen die steile Dorfgasse hinaufwandern, werden sie sich mit Hellem Lachen erzählen, wie der alte Schalk schon mit ihren Großmüttern schön gethan habe. Daß er’s immer noch nicht lassen kann! Ja – diese Weißhaarigen sind die Aergsten.

Er aber, der alte Don Juan des Bergwaldes, setzt sich dann an den Tisch zu den andern, lügt ihnen Jagdgeschichten vor und denkt sich dabei: „Sapperment – noch einmal zwanzig Jahr’ alt sein!“

H.