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J. G. Wolf sen. in Kirchberg i. S., Tuchfabrik

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Textdaten
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Autor: Diverse
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Titel: J. G. Wolf sen. in Kirchberg i. S., Tuchfabrik
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aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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J. G. Wolf senr. in Kirchberg i./S.,
Tuchfabrik.


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J. G. Wolf senr. in Kirchberg i./S.,
Tuchfabrik.

Eine der ältesten und bedeutendsten Firmen der Textilbranche im sächsischen Vogtlande ist die Tuchfabrik von J. G. Wolf senr. in Kirchberg i./S. Dieselbe besteht seit 87 Jahren und wurde von Herrn Johann Gottfried Wolf im Jahre 1802 begründet, welcher zuerst mit einem Webstuhl arbeitete, deren er nach und nach mehrere außer dem Hause beschäftigte. – Zu damaliger Zeit gab es nur Haus-Industrie. Die Tuchmachermeister erzeugten ihre Tuche durch Handarbeit in ihrer eigenen Wohnung und lieferten die Waren in rohem Zustande, worauf sie appretiert und fertiggemacht auf den Messen in Leipzig, Braunschweig u. s. w. Absatz fanden. Die Haus-Industrie wurde mit der Zeit durch den mechanischen Betrieb ersetzt, so daß jetzt hauptsächlich in geschlossenen Etablissements gearbeitet wird.

Die Söhne des Gründers, die Herren Hermann und Eduard Wolf, haben das Geschäft sehr erweitert, so daß Hunderte von Tuchmachern in Kirchberg und Lengenfeld beschäftigt wurden. Der Absatz dehnte sich durch umsichtige Leitung, sowie Bereisen anderer Länder immer mehr aus. Als z. B. anfangs 1866 infolge der politischen Verhältnisse das Geschäft stockte und es an Beschäftigung der für die Firma arbeitenden Tuchmacher mangelte, reiste Herr Eduard Wolf nach Italien und schloß eine größere Lieferung auf scharlach Tuche (für Blousen) mit Garibaldi bei Mailand ab. Es folgte ein weiterer regelmäßiger Absatz nach Italien, Skandinavien, ferner nach der Türkei, Persien u. s. w.

Hauptsächlich werden aber jetzt für den deutschen Consum farbige Tuche, Satins, gemusterte Buckskins, echtblaue Diagonals und Seemannstuche, Paletotstoffe und Lieferungstuche für in- und ausländische Behörden, sowie für Feuerwehren gearbeitet, welche Stoffe aus wollenem Rohmaterial hergestellt werden.

Zur Zeit werden im Fabrik-Etablissement selbst ca. 200 Personen beschäftigt und eine größere Anzahl außer dem Hause. Es sind 2 Dampfkessel mit einer Dampfmaschine von ca. 140 indicierten Pferdekräften vorhanden. Die Fabrik besteht aus vollständiger Spinnerei, mechanischer Weberei, Färberei, Walkerei und Appretur.

Die Firma hat folgende Ausstellungen beschickt: London 1851, Sydney 1876, Leipzig 1850 und 1880 und wurde auf diesen Ausstellungen stets prämiiert. Ganz besondere Auszeichnungen wurden der Firma durch den Besuch Sr. Majestät des hochseligen Königs Friedrich August im Jahre 1847 und Sr. Majestät unseres allverehrten Königs Albert im Juli 1883 zu teil.

Nach dem im Jahre 1869 erfolgten Ableben des Herrn Eduard Wolf blieb Herr Hermann Wolf alleiniger Inhaber, durch dessen Geschäftskenntnis und ausdauernden Fleiß sich das Etablissement zur jetzigen Leistungsfähigkeit erhob. Auch errichtete derselbe im Jahre 1888 eine Stiftung von 25,000 Mark – mit deren Zinsen alte und durch besondere Unfälle invalid gewordene Arbeiter unterstützt werden sollen; bei etwaiger Auflösung der Firma soll das Kapital der Stadt Kirchberg behufs Verwendung zu wohlthätigen Zwecken anheimfallen. – Durch dies edelsinnige Zeichen der Fürsorge für das Wohl seiner Arbeiter hat Herr Wolf deren freudigsten Dank gefunden.

Seit 1884 sind die Söhne des Inhabers, die Herren Curt und Albin Wolf, Mitinhaber der Firma.

Möge die alte renommierte Firma J. G. Wolf senr. in Kirchberg auch ferner blühen und einer glücklichen Zukunft entgegengehen!