Junges Leben
[194] Junges Leben. (Zu unserer Kunstbeilage.) Ein herrlicher erquickender Glanz liegt auf der Natur in ihrer seligen Werdezeit. In sattem Grün wölben die Bäume des Waldes ihre Kronen, Gräser und Blumen sprossen aus saftiger Wiesenflur, sie kennen nur die lebenspendende, noch nicht die lebenverzehrende Kraft des Sonnenstrahls, noch trübt nicht der fliegende Staub der Straße ihr frisches leuchtendes Farbenspiel und noch wissen sie nichts von der Schärfe der mähenden Sense. Unverkümmerter Lebensdrang und Lebensodem allüberall!
Und so ist die glückliche Kindesseele! Auch sie wiegt sich fröhlich im Blumenmeer; noch hat kein brennend heißer Sonnenstrahl sich mit lähmender Schwere auf sie gelegt, noch hat kein häßlicher Staub ihren klaren Spiegel getrübt, und noch ahnt sie nichts von der mähenden Sense!
Mit Frühlingsblüthen spielt auf frischgrünender Wiese das Kind. Mit kurzem Aermchen streckt es die lieblichen Boten des Lenzes der Mutter entgegen, die, selbst eine Blume des Feldes, von ihrer Ackerarbeit herbeigeeilt ist auf ihres Lieblings jauchzenden Freudenruf – Mutter und Kind und Blumen und Wiese und Wald, ein Bild fröhlich athmenden „jungen Lebens“!==